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»Projekt Deal«: Deutsche Wissenschaft und Elsevier einigen sich

Nach 7 Jahren, längeren Phasen der Funkstille und Wechseln beim Verhandlungspersonal hat sich der internationale Verlagsriese Elsevier jetzt doch auf den deutschen „Deal“ (s. Infokasten unten) eingelassen. Die anderen beiden Verhandlungspartner, die Großverlage Wiley und Springer Nature, hatten sich bereits 2019/20 mit der deutschen Wissenschaft auf den Umbau ihrer Zeitschriften-Geschäftsmodelle hin zu Open Access (OA) geeinigt.

Entwicklungen in der Wissenschaftspublizistik im Überblick: Hier geht es zum Dossier.

Das sind die Eckpunkte, auf die sich die „Deal“-Verhandler mit Elsevier geeinigt haben:

  • Es handelt sich um eine Fünfjahresvereinbarung bis Ende 2028.
  • Die deutschen Wissenschaftsinstitutionen können selbst entscheiden, ob sie teilnehmen wollen oder nicht (sogenannter Opt-In-Vertrag). Die Teilnahme ist ab sofort möglich.
  • Wie beim „Deal“-Modell üblich, werden die Kosten für den Lesezugriff und die Möglichkeit, OA zu publizieren, in einer „Publish and Read“-Gebühr  (PAR) verschränkt, die pro veröffentlichtem Artikel zu zahlen ist.
  • Der Lesezugriff erstreckt sich auf nahezu das komplette Elsevier-Zeitschriftenportfolio.
  • Forschende können in etwa 1800 Elsevier-Hybrid-Journals OA veröffentlichen sowie in Hybrid-Journals der Marken „Cell Press“ und „The Lancet“. Hinzu kommen 700 Gold-OA-Journals, in denen mit einem 20%-Rabatt veröffentlicht werden kann (bei „Cell Press“ und „The Lancet“: 15% Rabatt).

Gerechnet wird damit, dass jährlich fast 11.000 Artikel veröffentlicht werden. Die PAR-Gebühr beträgt 2550 Euro im Jahr 2024 mit jährlichem Preisanstieg von 3% (bei „Cell Press“ und „The Lancet“: 6450 Euro, +4% jährlich). Es gibt jedoch die Möglichkeit, dass es noch günstiger wird: „Bei einer hohen Teilnahmequote (mehr als 90% des deutschen Publikationsvolumens in Elsevier-Zeitschriften im Jahr 2022 wird durch die teilnehmenden Einrichtungen abgedeckt) sinkt die PAR Fee um 2% auf 2.500 Euro netto. In beiden Fällen unterliegt die PAR Fee ab 2025 einer jährlichen Preissteigerung von 3%.”, heißt es.

Als Gesamtvolumen lassen sich grob 30 Mio Euro veranschlagen, wenn die Prognosen stimmen. Die „Deal“-Truppe betont, dass die Kosten wohl deutlich niedriger ausfallen werden als im bisherigen Geschäft mit Abonnements und Bibliothekspaketen. Allerdings hatten viele deutsche Einrichtungen ihre Verträge in den vergangenen Jahren eben auch gekündigt, um den Verlag Elsevier, dessen Preispolitik immer wieder massiv kritisiert worden war, bei den Verhandlungen unter Druck zu setzen.

Mit dem „Deal“ soll zudem ein wesentlicher Teil der deutschen Forschung unmittelbar weltweit frei verfügbar sein: 20% der wissenschaftlichen Artikel aus deutschen Einrichtungen erscheinen bei Elsevier.

»Projekt Deal«

Um den Übergang zu Open Access (OA) zu beschleunigen, haben die deutschen Wissenschaftsorganisationen 2016 begonnen, unter dem Schlagwort „Projekt Deal“ über bundesweite Lizenzverträge für das digitale Zeitschriften-Portfolio der großen Verlage Elsevier, Springer Nature und Wiley zu verhandeln. Auf diese drei entfallen ein Großteil der deutschen Forschungspublikationen und der Bibliotheksbudgets.

So funktioniert „Deal“:

  • Die Verträge lösen die bisherigen Abonnements und Bibliothekspakete ab.
  • Neben dem freien Lesezugriff auf die E-Journals haben die Forschenden zudem die Möglichkeit, Artikel bei den Verlagen OA zu veröffentlichen.
  • Für dieses Paket aus Lesen und Publizieren wird pro veröffentlichtem Artikel eine „Publish and Read“-Gebühr fällig. Damit liegt die finanzielle Last bei den forschungsstarken Einrichtungen.

Wiley schloss 2019 den 1. „Deal“, aktuell läuft eine Anschlussvereinbarung bis Ende 2023. Der Springer-Nature-Vertrag startete 2020 und wurde zuletzt um 1 Jahr bis Ende 2023 verlängert.

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