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VLB-Tix: »Die Vertreter tun sich schwer«

Bei der Arbeit mit der Digitalvorschau VLB-Tix gibt es technische Probleme und menschliche Widerstände. Eine buchreport-Umfrage im Buchhandel Mitte April 2019 dazu einiges zusammengetragen. Thema sind Erfahrungen und Nutzerverhalten unter dem besonderen Aspekt, dass Publikumsmarktführer Random House vor der ersten Saison ohne gedruckte Vorschau steht. Hier geht es zum Artikel (PLUS).

In der Umfrage hat buchreport auch offenen Fragen gestellt:

  • Was wäre jetzt am dringendsten in Sachen VLB-Tix zu tun?
  • Welche Erfahrungen haben Sie mit VLB-Tix beim Vertreterbesuch gemacht?

Die teilnehmenden Buchhändler haben die Gelegenheit genutzt und

… und von ihren Erfahrungen mit VLB-Tix beim Vertreterbesuch berichtet. Die fallen sehr unterschiedlich aus, auch wenn man Buchhändler, die VLB-Tix grundsätzlich ablehnen, gar nicht einbezieht. O-Töne aus der Umfrage.

 

Wenn es klappt, bleibt mehr Zeit für Buchgespräche …

Dabei gibt es einige positive Berichte, bei denen auch technisch alles klappte und letztlich mehr Zeit für den Austausch über Bücher und Verlagsprogramm blieb:

  • Wenn sich auch der Vertreter schon die Vorab-CSV-Dateien angesehen hat, bleibt viel mehr Zeit, um über Bücher zu sprechen. Dann geht es nur noch um eine ggf. Veränderung der Zahlen. Für das Wichtige, das Gespräch über Bücher, bleibt mehr Zeit.
  • Spart Zeit durch Beschränkung auf relevante Titel in der individuellen Vorschau.

»Im optimalen Fall muss nur noch über Titel mit echtem Gesprächsbedarf geredet werden«

  • Arbeiten mit Tix kann zur Beschleunigung führen und läuft eigentlich auch schon rund, es braucht aber auf beiden Seiten noch etwas Übung. Denselben Spaß wie die gedruckte Vorschau wird Tix allerdings nie bringen.
  • Im optimalen Fall muss nur noch über Titel mit echtem Gesprächsbedarf geredet werden, wofür dann entsprechend mehr Zeit bleibt.
  • Funktioniert gut. Wir schicken die Datei vorab, so dass am Besuchstag nur noch „Finetuning“ nötig ist. So bleibt Zeit, um andere Dinge als nur Bestellmengen zu besprechen.
  • Der Besuch war schneller beendet.

 

… aber wenn es nicht klappt, nervt es

Mehrheitlich wird aber von doppeltem Aufwand berichtet und dem Eindruck, dass viele Verlagsvertreter mit dem neuen Arbeitsmittel grundsätzlich und auch technisch fremdeln. Eine Auswahl von Erfahrungsberichten:

  • Die Besuche dauern deutlich länger. Besuche, die in Print 2 Std. gedauert haben, benötigen in VLB-Tix bis zur 3,5 Std! Kein Vertreter vertraut auf die elektronische Übergabe der Daten. Alle tippen in ihrem Programm die Bestellung mit. Aktionen, Werbemittel, Leseexemplare etc. sind nicht über Tix bestellbar – somit sind die Top Titel auch nicht bestellbar…
  • Der bisher einzige derartige Vertretertermin wurde kurzfristig auf Wunsch des Vertreters klassisch mit der Printvorschau durchgeführt, alle Vorbereitungen auf VLB-Tix verworfen…
  • Bestellungen aus Tix können von manchen Verlagsvertretern noch gar nicht korrekt verarbeitet werden.

»Wir waren vorbereitet. Die Vertreter nicht – bei ihnen war ein Widerstand spürbar«

  • Die Besuche sind besser vorbereitet. Allerdings müssen die VertreterInnen sich noch weiter ins Tixen einarbeiten.
  • Manche VertreterInnen besser schulen bzw. deren Systeme pimpen – manche kommen einfach nicht klar.
  • Wir waren vorbereitet. Die Vertreter nicht – bei ihnen war ein Widerstand spürbar.
  • Mitunter wissen die Vertreter*innen nicht einmal, dass die von ihnen vertretenen Verlage Vorschauen bei VLB-Tix haben und Buchhändler*innen müssen das regelrecht im Vertretergespräch einfordern.

»Man sitzt sich mit aufgeklapptem Laptop gegenüber und starrt auf die Rückseite der Bildschirme…«

  • Vertreter sollen für den Herbst mit VLB-Tix-Vorschauen losgeschickt werden und haben keine Idee, wie das im konkreten Ablauf gehandelt werden soll.
  • Man sitzt sich mit aufgeklapptem Laptop gegenüber und starrt auf die Rückseite der Bildschirme… was sieht der andere und wo genau sind wir in der Vorschau..? In Print war das einfach. Da liegt die aufgeschlagene Seite auf dem Tisch und beide wissen, worüber man spricht.
  • Bislang nur telefonische Vertreterkontakte: Probleme, die Dispolisten auszudrucken und Probleme beim Versenden.

»Wenn der Vertreter sich auch gut vorbereitet, ist es super effizient. Wenn der Tix-Zugang nicht funktioniert, geht gar nichts«

  • Der Ausdruck war unlesbar und der Vertreter musste alles nachbearbeiten.
  • Wenn der Vertreter sich auch gut vorbereitet, ist es super effizient. Wenn der Tix-Zugang nicht funktioniert, geht gar nichts. Wenn der Bestellvorschlag nicht beachtet wurde, geht gar nichts.
  • Wir sind auf die PDF-Vorschau umgestiegen, weil es einfach zu lange gedauert hat, sowohl wegen Aufbau der Seiten als auch wegen der mangelnden Übersichtlichkeit.
  • Bei einigen Verlagen fehlten Titel (Backlist), die in der Papiervorschau drin waren…
  • Im Kinderbuch (Bilderbücher etc.) haben wir überwiegend ohne VLB-Tix gearbeitet, da man viele Bücher dann doch erst nach einem Blick hinein bestellen wollte oder konnte. In der Belletristik fiel der Vertreterbesuch mit dem VLB-Tix einfacher, gestaltete sich aber noch recht ähnlich zu einem Besuch mit Papiervorschau.
  • Wenn ein Vertreter/Vertreterin kommt, habe ich die vorbereiteten gedruckten Vorschauen mit Eselsohren, Kommentaren, eventuellen Stückzahlen usw. auf dem Tisch. Beim Tix habe ich ein Tablet und alles obige auf dem Tisch. Ich greife immer zu den handgeschriebenen Notizen usw. Einfacher, übersichtlicher, schneller.

»Buchhändler und Vertreter stehen an dem PC herum, an dem Kolleginnen zugleich für Kunden bibliographieren müssten«

  • Zwei Menschen schauen in ihren jeweiligen PC und versuchen, alles technisch geregelt zu bekommen. Dies geht zu Lasten von Inhalten und sonstigem Austausch.
  • Der Vertreterbesuch ist umständlich, da die Rechner mit VLB-Tix in der Buchhandlung meistens nicht mobil sind. Buchhändler und Vertreter stehen an dem PC herum, an dem Kolleginnen zugleich für Kunden bibliographieren müssten. Eine Nutzung ist nur mit ausreichend Mobilgeräten denkbar.
  • Bei nicht vorbereiteten Vertretern gehen wir den gesamten Katalog nochmal durch. Das ist nicht nötig.
  • Am Tag des Vertreterbesuchs fielen Internet/Wlan etc. aus… Es ging gar nichts, weil nicht mal ungefähre Zahlen zur Verfügung standen. Das passiert mit der Papiervorschau jedenfalls nicht!
  • Abläufe sind zäh. Es bleibt weniger Zeit für Gespräche über einzelne Titel.
  • Einige Vertreter sind froh, wenn der Buchhändler „Bescheid weiß“ und holen z.B. immer noch ihre Flyer mit den Schnellschüssen aus der Tasche, obwohl diese längst in Tix eingepflegt sind.

»Wenn der Auftrag okay ist, kommen die Vertreter gar nicht mehr. Für mich ist das okay so«

  • Wir haben bis jetzt leider nur einen Vertreter, der so professionell mit Tix arbeitet, dass beide Seiten einen deutlichen Nutzen haben. Viele andere scheitern an fehlenden Funktionen (z.B. Aktionen bestellen), haben sich noch nicht intensiv damit auseinandergesetzt oder verweigern Tix ganz (freie Vertreter).
  • Bis jetzt Erfahrungen mit einer Verlagsgruppe: Entweder wurden unsere Aufträge oder der vorbereitete Auftrag vom Vertreter nicht gefunden, oder die Schnelligkeit lässt zu wünschen übrig.
  • Ist umständlicher und unkommunikativer. Jeder wischt nur auf seinem Bildschirm herum. Das Vertretergespräch sollte im Vordergrund stehen und nicht die Auseinandersetzung mit einer fehlerhaften Software. Es macht beiden Seite keine Freude sich durch die Vorschau zu arbeiten und man möchte es einfach nur schnell hinter sich bringen.
  • Wenn der Auftrag okay ist, kommen die Vertreter gar nicht mehr. Für mich ist das okay so, für andere BuchhändlerInnen nicht.
  • Einer hatte immer Probleme mit der Darstellung auf dem Bildschirm. Das nervt!
  • Wie im richtigen Leben: manche sind fit, manche nicht.
  • Kein Vertreter arbeitet gerne damit. Viele können es nicht. Instabilität und mangelnde Geschwindigkeit machen zuverlässigen Einsatz im Termin unmöglich.

»Dauert länger bei deutlich weniger Bestellvolumen«

  • Die wenigsten Verlagsvertreter könnten aufgrund mangelhafter VLB-Tix-Präsenz auf diese Weise arbeiten. Und die meisten Vertreter, die könnten, wollen aufgrund des Aufwands nicht. Eigentlich sind hauptsächlich Vertreter daran interessiert, auf die man schon aufgrund des wenig beratungsintensiven Verlagsprogramms auch verzichten könnte.
  • Wir machen teils sehr gute Erfahrungen – wir reden mehr über die Titel, bei denen wir uns nicht einig sind, und sparen uns das Diktat bei den Klarheiten. Teils nicht so gute – entweder, weil es technische Probleme gab oder weil der Vertreter die Arbeit mit VLB-Tix ablehnt.
  • Dauert länger bei deutlich weniger Bestellvolumen.
  • Die für uns wichtigen Vertreter arbeiten sowohl mit VLB-Tix (zäh, langsam, umständlich) als auch parallel herkömmlich (schnell, effizient).
  • Akzeptanz bei Vertretern ist, wenn nicht vom Verlag vorgeschrieben, nahe NULL.
  • Es funktioniert immer dann am schlechtesten, wenn man mit dem Vertreter arbeiten will… manchmal sind Cover nicht drin, obwohl der Vertreter meint, die müssten da sein. Auch Schnellschüsse sind nicht so oft eingepflegt wie behauptet. Das Bestellen von Aktionen muss besser ausgearbeitet werden.

»Persönliche Empfehlungen und Tipps des Vertreters (Halt – blättern Sie noch mal zurück) gehen verloren«

  • Ich kann keine Knicke mehr machen und nicht so schnell vor- und zurückblättern, ansonsten eigentlich alles wie immer. Schön ist allerdings schon, dass der Vertreter die Daten vorab bereits hat. Vieles kann so einfach schnell abgenickt und durchgewunken werden.
  • Der Besuch ist eigentlich überflüssig, da ich alle Daten bereits aufgenommen habe. Persönliche Empfehlungen und Tipps des Vertreters („Halt – blättern Sie noch mal zurück“) gehen verloren, da ich nicht die Zeit habe, VLB-Tix beim Besuch abermals ‚durchlaufen‘ zu lassen.

»Klick, Klick, Klick, dann fehlte doch wieder ein Verlag«

  • Die Umstellung ist nicht immer leicht, u.a. durch Performance-Probleme. Wenn man die im Griff hat und seine Dispolisten-Struktur, klappt das ganz prima. In der Übergangszeit müssen alle Teile schon mal gute Nerven haben. Aber es müssen sich die KollegInnen im Sortiment auch mit den Funktionen beschäftigen. Wie bei jeder Software.
  • Vorbereitung hat länger gedauert, Klick, Klick, Klick, dann fehlte doch wieder ein Verlag, bzw. die Vertretergruppe hat mehrere Einträge, wieder klick, klick…
  • Die Vertreter reagieren mit sehr gemischten Gefühlen auf Tix, da es sie früher oder später obsolet machen wird.

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