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Brief mit Sprengkraft

Im Januar haben die Publikumsverlage auf ihrer Jahrestagung in München Alarm geschlagen und einstimmig eine Resolution an die Bundesregierung verabschiedet, um die Beteiligung der Verlage an den Verwertungserlösen von Verwertungsgesellschaften wie der VG Wort sicherzustellen. Von der Autorenseite gibt es jetzt starken Gegenwind: In einem offenen Brief protestiert eine Gruppe von mehr als 70 Autoren gegen die Pläne der Bundesregierung, Verleger weiterhin an der Urheberabgabe zu beteiligen.

Die Unterzeichner fordern, die Tantieme in Zukunft komplett an die Autoren auszuzahlen. Zu den Erstunterzeichnern gehören Daniel Kehlmann, Julia Franck, Eva Menasse, Navid Kermani, Bastian Sick und Andreas Eschbach. 

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) war den Verlagen im Dezember vergangenen Jahres beigesprungen: Er sprach sich dafür aus, Verlage auch künftig an der VG-Wort-Ausschüttung zu beteiligen (hier mehr). Hintergrund ist das Reprobel-Urteil des Europäischen Gerichtshofs, wonach das europäische Recht keine pauschale Beteiligung der Verlage an gesetzlichen Vergütungsansprüchen erlaubt. Die Bundesregierung werde sich in Brüssel dafür starkmachen, dass die entsprechende Richtlinie genändert wird, versprach Maas. Für die Verlage steht viel auf dem Spiel. In den vergangenen 15  Jahren wurden von der VG Wort über 500 Mio Euro aus Urhebertantiemen an sie ausgeschüttet. 

„Gehalt eines Zimmermädchens“

In ihrem Brief kritisieren die Autoren den Bundesjustizminister, weil dieser den Verlagen bereits vor einem noch ausstehenden Entscheid des Bundesgerichtshofes eine zukünftige Beteiligung an der Urheberpauschale versprochen habe. Maas hatte auf dem Urheberkongress in Berlin gesagt, die Verlegerbeteiligung solle auf jeden Fall Bestand haben.  
Der Plan des Justizministers stehe „im krassen Widerspruch zum Ziel der Bundesregierung, die Rechte von Autoren zu stärken“. Aufgrund der „fehlerhaften Ausschüttungen durch die VG Wort“ hätten Schriftsteller und Journalisten jahrelang unfreiwillig die Verlage subventioniert“. 
Das sei schon deshalb nicht hinnehmbar, weil ein Großteil der Autoren kaum von ihrer Arbeit leben könne. „Nach Berechnungen der Künstlersozialkasse erwirtschaften Autoren im Durchschnitt ein Jahreseinkommen von 19.061 Euro. Das entspricht in etwa dem Gehalt eines Zimmermädchens“, wird beklagt.

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