buchreport

Visionen im Buchhandel? Keine

Während US-Autoren in der Diskussion über die Konditionenforderungen von Amazon derzeit heftig streiten, haben sich deutsche Schriftsteller bisher kaum zu Wort gemeldet. Im buchreport.express bezieht u.a. Thomas Hettche (Foto: Thomas Andenmatten) Position.

Im Interview befürwortet Hettche zwar den Vorstoß des Börsenvereins, die Marktmacht von Amazon durch Kartellwächter untersuchen zu lassen: „Es geht bei der Amazon-Debatte wie bei den anderen Debatten um digitale Veränderungen darum, dass die Zivilgesellschaft ihren zukünftigen Raum, den der Staat in einer Gründerzeitstimmung starken privatwirtschaftlichen Kräften überlassen hat, nun zurückerobert und nach den Grundsätzen gestaltet, die in diesem Land gelten.“
Andererseits übt der Berliner Autor (dessen neues Buch „Pfaueninsel“ im August bei Kiepenheuer & Witsch erscheint) aber auch massive Kritik an Verlagen und Buchhandel: „Es ist doch lächerlich, dass in der reichen Buchkultur dieses Landes keine Alternative zu Amazon entstanden ist. Weder, was den Handel mit Büchern, noch, was die Formen der digitalen Verbreitung angeht. Am Tolino – viel zu spät lanciert und durch Uneinigkeit schon wieder gefährdert – kann man doch sehen, wie bereitwillig hierzulande Alternativen genutzt würden. Statt aber zu handeln, knirschen die klassischen Verlage mit den Zähnen, statt das Verlagswesen der Zukunft zu entwickeln. Und die Buchhändler? Die einen leiden still, viele flirten mit dem Trash und die intelligenteren richten sich in Luxusnischen ein. Visionen? Keine.“
Das komplette Interview mit Hettche und Einlassungen von Imre Török (Verband Deutscher Schriftsteller) sowie Hinrich-Schmidt-Henkel vom Übersetzerverband VdÜ sind im buchreport.express 28/2014 zu lesen (hier zu bestellen).

Kommentare

3 Kommentare zu "Visionen im Buchhandel? Keine"

  1. Der stationäre Buchhandel muss sich wieder mehr um seine Leser/innen (d. h. um seine Kunden) bemühen.
    Buchhändler/innen müssen versuchen trotz dem steigenden Internethandel ihre Bücher wieder besser zu präsentieren.
    Auch sollten die Kollegen/innen in den Buchhandlungen freundlicher zu den Kunden sein. Gerade eine freundliche Bedienung wird da sehr geschätzt und auch anerkannt.
    Nur muss eben der stationäre Buchhandel mehr für sein Image tun.
    Es lohnt sich der Einsatz dann, wenn alle vom Chef/in bis zu allen Mitarbeiten an einem Strang ziehen.
    Es muss wieder mehr Überzeugungsarbeit dahingehend getan werden, dass eben der Einkauf in einer Buchhandlung mehr ist und bedeuten kann, als dieses Kaufen von Büchern im Internet.
    Der Kunde muss wieder langsam in die Buchhandlungen zurückfinden, denn dort ist ja vor Ort die Literatur präsent.
    Es geht auch um das haptische Berühren von Büchern (also die Bücher in die Hand nehmen). Und dies ist via Internet nicht möglich.
    Deshalb müssen sich wieder die Buchhandlungen nehr ihren Kunden/innen annehmen. Auch eine Beratung hat sicher ihre Vorzüge, die man so im Internet eben nicht bekommt.
    Nur muss man eben jetzt mühevoll seine Buchhandlung sozusagen neu aufstellen und einen Neuanfang wagen. Es gibt noch ein gewisses Potenzial (d. h. einen Spielraum), der aber nicht überspannt werden sollte.
    Auch manche Schaufenster von Buchhandlungen sollten besser dekoriert und ausgestattet werden. Nicht die Masse an Büchern im Schaufenster macht es, sondern der gesunde Überblick zeigt oft mehr. Also es gilt, die Schaufenster etwas mit Büchern zu entzerren und nicht vollzustopfen.
    Buchhandlungen sind deshalb aufgerufen weder mehr ihr Profil zu zeigen und dies könnten dann auch eigene Visionen sein.
    Verzwingen lässt sich leider in dieser veränderten Marktlage mit diesem Überangebot an Medien nichts.
    Aber die Buchhandlungen sollten eben stärker auf sich selber aufmerksam machen und dabei auch ihr eigenes Logo herausstellen.
    Gewiss, dies verlangt mehr Einsatz. Aber es lohnt sich, wenn dadurch die eigene Buchhandlung wieder mehr ihr Gesicht zeigt und bei den Lesern/innen präsenter wird.
    Also vielleicht etwas mehr Mut zur Lücke im Schaufenster, aber dafür ein freundlicheres Bedienen der Kunden.
    Auch sollten Buchhandlungen in den Städten besser miteinander in Sachen Werbung für das Buch und in der Profilbildung wieder mehr zusammenarbeiten.
    Ein Miteinander ich oft viel besser, als ein ständiges Umkämpfen des anderen Buchhändlers am Ort.
    Nur gemeinsam können Probleme richtig angegangen werden.
    Und gerade dies wäre im Buchhandel und in den Verlagen sehr wichtig.
    Die Arbeit des Börsenvereins sollte auch mehr den stationären Buchhandel berücksichtigen.
    Trotz allem Auf und Ab im Buchhandel sollten auch junge Auszubildende nach ihrer Abschlußprüfung eine Chance bekommen. Es muss auch hier wieder Perspektiven geben.
    Und ein Jammern hilft nicht. Junge Menschen benötigen eine
    Zukunft. Dafür lohnt sich der Einsatz.
    Es muss wieder einmal ein Ruck durch unsere Lesekultur gehen..
    Und dies mit überzeugenden Argumenten und Ansichten.
    Wichtig wären auch gemeinsame Aktionen von Buchhandlungen in den Städten (so z. B. auf dem Gebiet der Buchwerbung usw.).
    H. Kraft

  2. Was spricht denn gegen eine gemeinsame Betriebsplattform der Buchhändler? Und zwar unter Beteiligung der Verlage. Der Boom des Lebensmittelhandels im Netz zeigt doch, wie einfach sich stationärer Handel und die neuen Bedürfnisse der Käufer verbinden lassen.

  3. Wie lautet das schöne alte Bonmot? „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen!“ Mit Glück, Chuzpe, Steuervermeidung, Ausbeutung und dem unbedingten Willen seine Gewinne zu maximieren und gewachsene Strukturen zu schleifen, hat es ein multinationaler Konzern geschafft, ein Quasi-Monopol aufzubauen. Wie will man dem entgegen treten? Sicher nicht mit „Visionen“! Was sollen die Verlage machen? Eine eigene Vertriebsplattform aufbauen? Da freut sich aber der Buchhandel! Und eine gemeinsame Vertriebsplattform aller Buchhändler? Das ist eine „Vision“, die nach dem Psychiater ruft…
    Ich würde Ordnungspolitik vorschlagen und allen die gleichen Voraussetzungen und Chancen geben (zB in der Besteuerung).

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Mit dem Abschicken des Kommentars erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihre Daten elektronisch gespeichert werden. Diese Einverständniserklärung können Sie jederzeit gegenüber der Harenberg Kommunikation Verlags- und Medien-GmbH & Co. KG widerrufen. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutz-Richtlinien

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*

Dossier

Aktuelles aus dem Handel

  • Mediengruppe Stein übernimmt weiteren Fachinformationshändler  …mehr
  • Supermilf-Pilotprojekt: »Viele Erkenntnisse«  …mehr

  • SPIEGEL-Bestseller im Blick

    Der SPIEGEL-Bestseller-Newsletter gibt Ihnen jede Woche kostenlos einen Überblick zu den Aufsteigern der neuen SPIEGEL-Bestsellerlisten.

    » Melden Sie sich hier kostenlos an.

    Wollen Sie sich darüber hinaus schon vorab und detailliert über die Toptitel von morgen informieren, um frühzeitig disponieren zu können?

    » Bestellen Sie das SPIEGEL Bestseller-Barometer ab 8 Euro pro Monat.

    Wenn Sie die SPIEGEL-Bestesellerlisten z.B. in Ihren Geschäftsräumen präsentieren wollen oder online in Ihren Web-Auftritt integrieren möchten, hat buchreport weitere Angebote für Sie.

    » Weitere Angebote zu den SPIEGEL-Bestsellerlisten