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Vier-Tage-Woche: Gewinnbringer oder Erfolgskiller?

Die früher scheinbar so festgefügte Nine-to-Five-Arbeitswelt ist ins Wanken geraten. Manager und Mitarbeiter denken über die Zukunft des Arbeitens nach. Ist es vielleicht eine Lösung, auf den fünften Arbeitstag zu verzichten?

Was müssen Manager beachten, wenn sie für ihren Bereich eine Umstellung auf die Vier-Tage-Woche durchsetzen wollen, was sollten Mitarbeiter bedenken, wenn sie diesen Wunsch haben? Hannah Reumann ist Fachjournalistin in der Redaktion der Arbeitgeberbewertungs-Plattform Kununu. Im Channel Produktion & Prozesse auf buchreport.de erläutert sie Für und Wider dieser  Form der Arbeitszeitorganisation.

 

Im Zeichen von „New Work” passiert in vielen Unternehmen derzeit ein Umdenken. Ein Paradebeispiel dafür ist die viel diskutierte Vier-Tage-Woche, bei der die Arbeitswoche um einen Tag reduziert wird und die Mitarbeiter einen zusätzlichen freien Tag zur Verfügung gestellt bekommen.

Microsoft Japan hat Mitte vergangenen Jahres den Versuch gewagt und das Konzept eingeführt. Das Ergebnis: Höhere Produktivität und weniger Energie- und Papierverbrauch. Aber auch weitere Unternehmen haben sich bereits für dieses Arbeitszeitmodell entschieden.

Was bedeutet die Vier-Tage-Woche?

Eine Vier-Tage-Woche bedeutet im Wesentlichen, dass Sie als Mitarbeiter oder Mitarbeiterin eines Unternehmens Ihre bisher auf fünf Tage verteilten Arbeitsstunden in vier Tagen unterbringen. Im Gegensatz zur 30-Stunden-Woche ist es nämlich nicht unbedingt der Fall, dass Sie insgesamt weniger Wochenarbeitsstunden ableisten und somit auf einen Teil Ihres Gehalts verzichten müssen. Diese Möglichkeit ist aber auch gegeben, dann wird intern im Unternehmen bestimmt, welche Variante gewählt wird.

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Konkret bedeutet eine Vier-Tage-Woche aber nicht, dass es erlaubt ist, an einem Tag 15 Stunden zu arbeiten und am nächsten nur sieben. Arbeitsrechtliche Vorgaben müssen beachtet und eingehalten werden. Genau so wie die 30-Stunden-Woche Vorteile, aber auch Nachteile mit sich bringt, ist das bei der Vier-Tage-Woche ebenfalls der Fall.

Ländervergleich

In Deutschland steht im Arbeitszeitgesetz beispielsweise geschrieben, dass die tägliche Höchstarbeitszeit acht Stunden nicht überschreiten sollte. Aber: Das Gesetz erlaubt grundsätzlich, dass die tägliche Höchstarbeitszeit auf zehn Stunden ausgebaut werden darf. Dementsprechend wäre es in Deutschland möglich, seine Arbeitsstunden auf vier Tage zu verteilen.

In Österreich hat sich nach der Einführung des 12-Stunden-Tages bei der Höchstarbeitszeit einiges geändert. Pro Arbeitstag darf inklusive Überstunden zwölf Stunden gearbeitet werden – in Ausnahmefällen sind es sogar 12,5 bis 13 Stunden. Sofern Ihr Arbeitgeber Ihnen das Go für das neue Arbeitsmodell gegeben hat, können Sie Ihre Arbeitsstunden innerhalb dieser Limits frei einteilen und einen Tag einsparen.

In der Schweiz liegt die Höchstarbeitszeit pro Tag sogar bei 14 Stunden. Es gibt aber bezüglich der Stundenzahl einige Ausnahmeregelungen, die Sie am besten bei Ihrem Arbeitgeber vor einem Wechsel in die Vier-Tage-Woche erfragen. Hat man in der Schweiz bei diesen Anforderungen überhaupt noch die Chance auf eine gute Work-Life-Balance?

Die Vorteile

  • Ein neu gewonnener freier Tag
    Sie gewinnen einen freien Tag, an dem Sie sich Zeit für jene Dinge nehmen können, die in der Fünf-Tage-Woche einfach nicht möglich gewesen wären. Sport treiben, Behördengänge erledigen oder einfach ein Tag zur Entspannung lassen sich nun ganz einfach einplanen. Gerade für berufstätige Eltern kann diese neue Form der Arbeitszeiten das Familienleben positiv beeinflussen. Es bleibt Zeit, am Tag auszuspannen, wichtige Erledigungen zu machen und den Tag gemeinsam mit den Kindern zu genießen.
  • Leistung und Stimmungsbarometer steigen
    Während der Anwesenheit im Unternehmen legen Sie den Fokus nach wie vor auf Ihre Tages-, Wochen- oder Monatsziele und womöglich arbeiten Sie sogar konzentrierter als in einer weniger komprimierten Arbeitswoche. Sind die vier Tage vorüber, sind Sie glücklich, weil Sie viel geschafft haben, Ihre Freizeit genießen und Abstand von der Arbeit gewinnen können. Sind Sie dann wieder zurück im Unternehmen, legen Sie eine ganz neue Motivation an den Tag, denn Sie hatten genügend Zeit, um die Batterien wieder aufzuladen.
  • Bessere Gesundheit der Mitarbeiter
    Gemäß des Arbeitszeitreports der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin leiden Menschen mit langen Arbeitswochen öfter unter gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Sie schlafen beispielsweise schlechter, sind öfter erschöpft und leiden unter Rückenschmerzen. Diese Symptome können sich langfristig schädigend auf die Gesundheit auswirken und sind nicht zu unterschätzen. Menschen, die nur vier Tage in der Woche arbeiten, verringern dieses Risiko, wenn sie den neu gewonnenen freien Tag als Anlass nehmen, an die frische Luft zu gehen, Sport zu treiben oder sich Zeit für das eigene Wohlbefinden zu nehmen.

Die Nachteile

  • Mehr Arbeit an den Arbeitstagen
    Wenn die Stunden nicht verringert werden, aber ein ganzer Arbeitstag gestrichen wird, bedeutet das selbstverständlich mehr Workload an den übrigen Tagen. Bei einer guten Einteilung und einer effizienten Arbeitsweise kann diese gut bewältigt werden, aber dennoch bedeutet das höchstwahrscheinlich, dass die Tage länger dauern und Pausen zu kurz kommen. Hier gilt es für den Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin abzuwägen, inwiefern es sich lohnen würde, für eine anstrengendere Woche einen freien Tag geschenkt zu bekommen.
  • Weniger Gehalt
    Ist man ein Befürworter des Arbeitens an vier Tagen in der Woche, möchte aber langen Arbeitstagen ausweichen, bietet sich die Möglichkeit, die Stunden zu reduzieren. Allerdings muss in diesem Fall beachtet werden, dass diese Stundenkürzung Auswirkungen auf das monatlich ausbezahlte Gehalt und somit auf den Lebensstandard hat. Auch in diesem Fall ist es als Mitarbeiter wichtig, sich genau zu überlegen, ob es sich lohnt, weniger Gehalt zu bekommen, dafür aber mehr Zeit für andere Dinge aufwenden zu können.
  • Freitags-Umsätze fallen weg
    Für Dienstleister würde eine Reduzierung der Arbeitstage bedeuten, dass Umsätze wegfallen und sich die Dauer der Bearbeitung der Kundenanfragen verlängert. Hier kann aber entgegengewirkt werden, indem das Konzept des Jobsharings in Betracht gezogen wird. Zwar steigt der Koordinations- und Abstimmungsaufwand an, aber dafür fällt der Nachteil, dass Umsätze aufgrund des freien Tages nicht realisiert werden, weg und die Vorzüge der Vier-Tage-Woche können von allen Arbeitnehmern genutzt werden.

Mit freundlicher Genehmigung von Kununu

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