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Gibt Hugendubel der Kirche einen Korb?

Ein Bild aus besseren Zeiten: Maximilian Hugendubel (li.) mit dem Weltbild-Chef Carel Halff

Es waren die lange erwarteten guten Nachrichten yin der Weltbild-Insolvenz: Die Kirche stützt neben Weltbild selbst (in Form eines Massekredits) auch die DBH – sonst wäre das Joint-Venture mit Hugendubel am vergangenen Freitag ebenfalls in die Insolvenz gestürzt. Doch auf einmal steht der Rettungsplan wieder auf der Kippe.

Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, gibt es einen Streit zwischen Maximilian Hugendubel und dem Erzbistum München-Freising über die Umsetzung des Rettungsplans. Der Zoff führe möglicherweise dazu, dass die Kirche nur 10 statt der vereinbarten 20 Mio Euro an Hugendubel überweise – was laut Hugendubel zu wenig wäre, um den Plan umzusetzen.
Wie sieht der Plan aus? Hugendubel sollte das Geld der Kirche (je 10 Mio Euro in zwei Tranchen) für die Loslösung aus dem DBH-Verbund verwenden. Auflage der Weltbild-Gesellschafter: Hugendubel solle auch Filialen von Weltbildplus übernehmen und mit einem neuen, eher buchhändlerischen Konzept weiterführen – was Hugendubel beim Treffen der AG Publikumsverlage in der vergangenen Woche auch als Perspektive schilderte. 
Jetzt habe Hugendubel aber kurzfristig mitgeteilt, dass er darauf verzichten wolle, die Weltbildplus-Filialen zu übernehmen. Die Kirche will angesichts dieser Wendung nur die erste Tranche auszahlen – was letztlich bedeutet, dass die Zukunft der DBH wieder offen ist. Auf Anfrage von buchreport.de erklärte eine Firmensprecherin lediglich, man sei auf der Gesellschafterebene „nach wie vor in konstruktiven Gesprächen, um gemeinsam eine zukunftsfähige Lösung zu erarbeiten. Solange diese Gespräche laufen, können wir uns zu Einzelheiten nicht äußern.“
Hugendubel hat, wie berichtet, laut DBH-Satzung durch die Insolvenz von Partner Weltbild grundsätzlich ein Zugriffsrecht auf die restlichen DBH-Anteile. Weltbild-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz will jedoch Weltbild als Ganzes oder zumindest in großen Teilen veräußern, statt den Konzern zu filetieren. Sollte das Filialnetz separat veräußert werden, könnte Thalia-Mutter Advent ein Angebot abgeben.
Hugendubels Streit mit der Kirche dürfte am heutigen Donnerstag (30.1.2014) das zentrale Thema bei der Betriebsversammlung von Hugendubel sein. Eingeladen wurden neben Kardinal Marx auch die Geschäftsführung.

Der neuerliche Streit dürfte das Gesprächsklima von Weltbild-/Hugendubel-Geschäftsführung und Bischöfen noch weiter abkühlen. In einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk hatte der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa am Anfang der Woche massive Kritik an der Weltbild-Geschäftsführung geäußert. Er frage sich, warum die Belegschaft vor seinem Amtssitz demonstriert habe, statt vor der Firmenzentrale in Augsburg.  Er habe bei der Lektüre der Wirtschaftspresse erfahren, welche strategischen Fehler die Chefetage in den vergangenen Jahren gemacht habe. Außerdem hätten sie es versäumt, einen vernünftigen Dialog mit der Belegschaft zu führen, die oft erst aus Medien erfahren habe, wie es um Weltbild bestellt ist.   

Kommentare

4 Kommentare zu "Gibt Hugendubel der Kirche einen Korb?"

  1. Die Äußerungen von Herrn Bischof Zdarsa von Augsburg sind richtig, denn es wäre vielleicht besser gewesen, wenn die Arbeitnehmer von Weltbild vor der Geschöftsführung demonstriert hätten, als vor dem Sitz des Bischofs.
    Man sollte also auch hier einmal in den Kompetenzen zu unterscheiden wissen und auch nicht manche Dinge da verwechseln.
    Es wäre auch einmal weitaus günstiger bei Weltbild gewesen, wenn sich der Börsenverein des Deutschen Buchhandels zu dieser Sachlage einmal gemeldet hätte.
    Aber da wird man von dieser Institution sozusagen als Verlag im Regen stehen gelassen.
    Über die Aufgaben des Börsenvereins muss man sich dann eigentlich nur wundern.
    Es bleibt zu hoffen, dass für Weltbild noch eine gangbare Lösung gefunden wird.
    Es wäre aber sicher für alle Beteiligten wünschenswert, wenn keine Druckmittel auf die Verhandlungspartner eingesetzt werden, denn dies erzeugt letztendlich nur weiterhin Ärger, Verstimmungen und auch Streit.
    Am Verhandlungstisch sollte also nur mit Überlegung und Vernunft gehandelt werden. Es ist auch völlig falsch, da irgendwelche Taktiken einsetzen zu wollen und dies nur, um schnell zu Ergebnissen zu kommen.
    Geduld ist da sehr wichtig.
    Nur muss man da bestrebt sein, auch zu Zielen zu kommen.
    Gewisse Nacht- und Nebelaktionen haben bei Weltbild keinen Sinn.
    H. Kraft

  2. Die WB+ Filialen zu übernehmen ist doch nur der Angst der Kirche geschuldet mit der fast vollständigen Schließung derselben in Verbindung gebracht zu werden. Hugendubel soll da als Feigenblatt dienen hinter dem sich die Kirche verstecken will. WB+ ist einfach gescheitert und das Aufräumen will man jetzt gegen einen Minimalbetrag anderen überlassen. An Hugendubels Stelle würde ich zusehen, dass ich nur – wie im ursprünglichen Plan vorgesehen – die eigenen Filialen übernehme.

    An Verlogenheit ist die Kirche kaum zu überbieten. Hugendubel hatte ja bereits eine Lösung fertig stehen. Das diese durch die Insolvenz von WB vereitelt wurde, wird geflissentlich ignoriert. Die Schuld für diese ganze Misere trägt alleine die WB GF und die Kirche. Hugendubel darf nicht für die Fehler anderer büßen müssen.

    Die Darstellungen in der Süddeutschen sind tendenziös und beruhen ganz offensichtlich auf dem versuch der Kirche durch Insiderinformationen Hugendubel unter Druck zu setzen. Ich hoffe, sie schaffen es sich dagegen zur Wehr zu setzen.

    • Nun ja – es ist wohl eher tendenziös, Hugendubel als unschuldiges Feigenblatt zu sehen. Schließlich hat die GL vor einigen Jahren (sagen wir mal 2006) selbst an dieser Konstruktion namens DBH mitgebastelt, an der sie jetzt zu zerbrechen drohen.

      • Das bestreitet ja auch keiner, aber was hat Hugendubel mit der Schieflage von WB und WB+ zu tun? Die DBH ist eine Finanzholding und alle Unternehmen haben ihre eigene GF.

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