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Köder im Katalog

Eine bittere Pille für hiesige Buchhändler: Die Heidelberger Universitätsbibliothek verlinkt auf amazon.de. Studenten, die ein Buch suchen, werden aus dem Online-Katalog direkt zu Amazon verwiesen – wo sie das Buch kaufen können.  

Ein Ergebnis aus einer Trefferliste (hier der Link): 

Klickt der Nutzer auf das Cover des Buches, wird er direkt zu amazon.de geführt:

Der Literaturwissenschaftler und Editionsphilologe Roland Reuß von der Universität Heidelberg machte auf faz.net auf das Thema aufmerksam. Er kritisiert die Entscheidung seiner Bibliothek mit deutlichen Worten: „Beim peinlichen Bedürfnis der IT-Bibliotheken, sexy erscheinen zu wollen, ist ganz offensichtlich die Sensibilität für größere wirtschaftliche und soziale Zusammenhänge auf der Strecke geblieben.“
Dass eine öffentliche Einrichtung eine Affiliate-Provision vom US-Unternehmen für die Vermittlung neuer Käufe einstreicht, ist nicht nur ein Politikum – sondern eventuell auch ein juristisches Thema. Denn: Eine öffentliche Hand braucht einen sachlichen Grund, um einen bestimmten Anbieter zu bevorzugen. Nur wenn ein solcher vorhanden und schlüssig ist, wäre die Bibliothek berechtigt, Amazon gegenüber anderen Buchhändlern den Vorzug zu geben.

Update: Auf Anfrage von buchreport.de erklärt Sabine Gehrlein von der Universitätsbibliothek Heidelberg, dass die Bibliothek bereits seit 2007 im Rahmen einer umfassenden Kataloganreicherung mit Amazon zusammenarbeite, „um dem Benutzer mit dem Cover einen Mehrwert zu bieten“.

Ein sachlicher Grund liege vor: Amazon sei der einzige Anbieter, der eine solch große Menge von Covern anbieten könne. Zwar bekomme die Bibliothek auch eine Provision von Amazon, allerdings sei der Erlös verschwindend gering und habe kaum einen Effekt. Zudem nutze nicht nur die Universitätsbibliothek Heidelberg die Cover von Amazon, sondern der Großteil der wissenschaftlichen Bibliotheken.

Foto: Uni Heidelberg

Kommentare

6 Kommentare zu "Köder im Katalog"

  1. Ich finde den Service von Bibliotheken gut. Wenn der kleine Buchhändler um die Ecke nicht mehr mit den Großen mithalten kann, wird er verschwinden. Das war in der Geschichte der Menschheit schon immer so.

  2. Die Aussagekraft eines Buchcovers ist ja eh ziemlich beschränkt. Andere Metadaten sind doch viel wichtiger – aber halt nicht so bunt..

  3. Annemarie Nikolaus | 14. Februar 2013 um 7:47 | Antworten

    Offensichtlich hat diese Bibliothek noch nie etwas vom World CAT gehört. Ist wohl etwas schwierig mti der Internet-Fähigkeit von staatlichen Einrichtungen

  4. Kleine Sortimenterin | 13. Februar 2013 um 17:22 | Antworten

    Und die Cover hat Amazon allein erfunden…wenn sie nicht gestorben
    sind, glauben wir es heute noch.

  5. „Das machen alle so“ war immer schon eines der besten Argumente 😉

    Vielleicht sollte sich die Uni bei Amazon im Express-Versand einen Fernseher bestellen, dann können sie sich heute Abend die ARD-Doku „Ausgeliefert! Leiharbeiter bei Amazon“ ansehen.

  6. Wilfried Stascheit | 13. Februar 2013 um 16:13 | Antworten

    Und von wem bekommt Amazon die Titelbilder? Vom Himmel!? Der möge bitte Geist runterfallen lassen, großflächig.

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