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Eine Frage der Kalkulation

Die Kalkulation der Auflage eines Titels, der für einen Literaturpreis nominiert ist, ist keine leichte Aufgabe: „Kein Verlag würde 20.000 Exemplare des Buches auf Vorrat drucken“, begründete der Verbrecher Verlag die „leichten Lieferschwierigkeiten“, die es nach der Verleihung des diesjährigen Preises der Leipziger Buchmesse am 21. März an Anke Stelling für ihren Roman „Schäfchen im Trockenen“ gab.

Der Siegertitel war in der vergangenen Woche kurzfristig im Handel vergriffen, bevor eine 4. Auflage mit 3000 Exemplaren am 27. März ausgeliefert war. Deren Höhe hatte der Verlag noch vor der Bekanntgabe des Preises angesetzt, sodass erst die gestern erschienene 5. Auflage mit nun 20.000 Exemplaren den Titel wieder breit im Buchhandel verfügbar macht.

Diese eingeschränkte Verfügbarkeit hat sich offenbar negativ auf die Performance auf der SPIEGEL-Bestsellerliste ausgewirkt: Der vergleichsweise niedrige Einstieg auf Platz 20 ließ sich noch mit der geringen Zahl der Verkaufstage nach der Auszeichnung erklären, aber in der Regel zieht der Leipziger-Buchmesse-Siegertitel dann in der Folgewoche kräftig an und fällt nicht etwa zurück. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr stieg der Belletristik-Siegertitel „Hain“ von Esther Kinsky auf Platz 23 ein und konnte dann in der zweiten Woche im Verkaufsranking auf Platz 13 vorrücken.

Stellings „Schäfchen im Trockenen“ ist dagegen aktuell auf Rang 42 zurückgefallen. Jetzt folgt der neue Anlauf, bei dem der Handel mit Verzögerung aus dem Vollen schöpfen kann und keine Nachschubprobleme mehr fürchten muss.

Eine Erkenntnis ist: Auch in Zeiten von Digitaldruck und Print on Demand bleibt die Auflagenkalkulation mit Unwägbarkeiten verbunden. Mehr dazu, was PoD zu leisten vermag und was nicht, im Prozesschannel von buchreport.de.

Resonanz: Sieger und Nominierte

  • Neben Anke Stellings Siegertitel „Schäfchen im Trockenen“ (aktuell: Platz 42) sind in der Kategorie Belletristik auch zwei der Nominierten (zum Teil schon seit Längerem) auf der SPIEGEL-Bestsellerliste Hardcover mit ihren Büchern vertreten, nämlich Kenah Cusanits „Babel“ (Hanser) auf Platz 29 (Vorwoche: 17) und Jaroslav Rudis’ „Winterbergs letzte Reise“ (Luchterhand, 25).
  • Der Siegertitel im Sachbuch, „Wolfszeit“ (Rowohlt Berlin) von Harald Jähner, verbesserte sich von Platz 18 auf 10.
  • Aus der Kategorie Übersetzung haben es bisher keine Bücher in die Verkaufsrankings geschafft.

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