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Wenn Inhalt nicht reicht: Lösungen anbieten!

Hanser will digitaler Bildungsdienstleister für Technik-Themen sein. Fachbücher wird es aber weiter geben, sagt Verlagsleiter Michael Justus.

Welche Zukunftsperspektiven haben Fachbücher? Es ist eine grundlegende strategische Frage in Zeiten, in denen Fachzeitschriften und ihre Online-Portale bereits ein breites Informationsspektrum abdecken und in denen grundlegende, fachbuchtypische Inhalte oft frei verfügbar im Internet zu finden sind.

Als Michael Justus im Sommer 2018 als Verlagsleiter Fachbuch im Hanser Fachverlag begann, lautete sein Auftrag strategische und vor allem digitale Weiterentwicklung, verbunden mit einem entsprechenden Change Management. Der Verlag hatte zu dem Zeitpunkt bereits begonnen, seine Software-Systeme grundlegend zu erneuern. Dabei ging es aber zunächst um die 6 Fachzeitschriften zu Technik-Themen (Maschinenbau, Automotive, Kunststoff) und die angebundenen Online-Plattformen. Diese Abläufe und die Produktpalette sollten zukunftsfest gemacht werden. Das ebenfalls technisch ausgerichtete Fachbuch-Programm umfasst 1700 lieferbare Titel und 200 Neuerscheinungen pro Jahr.

Carl Hanser

Kolberger Str. 22, 81679 München
www.hanser.de

Geschäftsführer: Jo Lendle, Oliver Rohloff

Unter dem Verlagsdach sind ein literarischer Verlag und ein technischer Fachverlag mit industriellem Praxisbezug angesiedelt. Der Gesamtumsatz 2020 wird mit 50 Mio Euro angegeben (Rang 29 im buchreport-Ranking „Die 100 größten Verlage“).

Michael Justus (59) schildert die Herausforderungen eines strategischen Change-Prozesses, die Herangehensweise und die bei Hanser gefundenen Lösungen, auch in Form neuer Produkte.

 

Michael Justus (59) arbeitete zunächst als Lektor und dann für mehr als 10 Jahre als Geschäftsführer für den Wirtschafts-Fachverlag Schäffer-Poeschel (Stuttgart). 2002 wurde er zusätzlich Geschäftsführer beim geisteswissenschaftlichen Verlag J.B. Metzler. 2008 wechselte er als kaufmännischer Geschäftsführer zum S. Fischer Verlag (Frankfurt a.M.). Seit 2018 ist Justus Verlagsleiter Fachbuch beim Carl Hanser Verlag und verantwortet gleichzeitig im gesamten Hanser Fachverlag das Business Development. (Foto: Hanser Fachbuch)

Gibt es eine Krise der Fachinformation?

Man kann zumindest von einer Krise der bezahlten Fachinforma­tion sprechen. Wir stehen im Wettbewerb mit einer Fülle kostenloser digitaler Informationsangebote. So ist der größte Konkurrent von MINT-Bildungsverlagen wie Hanser sicherlich Youtube. Kaum ein Technik-Thema, zu dem man hier kein Tutorial findet. So etwas wird meist lieber in Anspruch genommen als ein Buch – nicht nur, weil es nichts kostet.

Und es ist auch beileibe nicht so, dass die Kostenlos-Angebote im Netz durchgehend nichts taugen. Hinter den Massive Open Online Courses …

… also Onlinekursen, die auf eine sehr hohe Zahl an Teilnehmern abzielen …

… hinter diesen MOOCs stehen zum Teil große US-Elite-Unis. Insbesondere zu naturwissenschaftlichen Themen, aber nicht nur dazu, findet man auf den MOOC-Plattformen Lehrvideos zum Niederknien.

Zusätzlicher Druck auf bezahlten Bildungsinhalt entsteht dadurch, dass die Politik europaweit auf freie Bildungsinhalte setzt, die OER, Open Educational Resources. Aber nicht nur die Bildungsangebote, sondern auch andere Informationsdienstleistungen der Verlage stehen im oft aussichtslosen Wettbewerb mit staatlich kuratierten Kostenlos-Angeboten. Dass wir bei Hanser das traditionsreiche Geschäft mit Fachtagungen beenden mussten, lag hauptsächlich daran, dass wir gegen öffentlich finanzierte, für Teilnehmer weitgehend kostenlose Digitalkonferenzen aus dem universitären Umfeld keine Chance hatten.

Die Bildungs- und Wissenschaftsschranke im Urheberrecht tut ihr Übriges. An den Hochschulen suggeriert sie offensichtlich sogar, dass Piraterie vollkommen in Ordnung ist und Plattformen wie Sci-Hub als bildungspolitisch gewollte OER-Angebote erscheinen.

Was ist Ihre strategische Antwort auf diese Krisensymptome?

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