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Eskalation im Gazastreifen trifft Frankfurter Buchmesse

Die Terror-Anschläge in Israel und die sofortigen militärischen Reaktionen im Gazastreifen ziehen längst ihre Kreise über das südliche Mittelmeer hinaus. Auch die Frankfurter Buchmesse bekommt das nun zu spüren. 

Zuletzt hatte der Verein Litprom die Vergabe des „LiBeraturpreises“ 2023 an die palästinische Autorin Adania Shibli abgesagt. Der Preis sollte eigentlich am 20, Oktober im Rahmen der Frankfurter Buchmesse vergeben werden, doch nach „Feiern“ sei derzeit niemandem zumute, heißt es bei Litprom. Die Entscheidung sei „gemeinsam mit der Autorin“ gefallen, betont der Verein. 

Juergen Boos ist seit 2005 Direktor der Frankfurter Buchmesse. (Foto: Jonas Ratermann)

Juergen Boos ist seit 2005 Direktor der Frankfurter Buchmesse. (Foto: Jonas Ratermann)

„Angesichts des Terrors gegen Israel sucht Litprom nach einem geeigneten Rahmen der Veranstaltung zu einem Zeitpunkt nach der Buchmesse“ so Buchmessen-Direktor Juergen Boos in einer Stellungnahme auf den Seiten der Frankfurter Buchmesse. Boos ist selbst Vorstandsmitglied im Verein Litprom – weswegen die Messe nun auch selbst in den Fokus der Kritik gerät.

Boos weiter: „Wir verurteilen den barbarischen Terrorkrieg der Hamas gegen Israel aufs Schärfste. Und wir sind entsetzt. Unsere Gedanken sind bei den Opfern, ihren Angehörigen und allen Menschen in Israel und Palästina, die unter diesem Krieg leiden. Der Terrorkrieg gegen Israel widerspricht allen Werten der Frankfurter Buchmesse. Bei der Frankfurter Buchmesse geht es immer um Menschlichkeit, im Zentrum steht der friedliche und demokratische Diskurs. Diese Menschlichkeit ist durch den Angriff der Hamas-Terroristen auf Israel abermals zerbrochen.“ 

Verschiedene geplante Veranstaltungen mit Teilnehmern aus Israel hätten bereits abgesagt werden müssen, so Boos weiter. „Aber Terror darf niemals siegen, deshalb wollen wir jüdische und israelische Stimmen auf der Buchmesse nun besonders sichtbar machen.“

Reaktionen

Das Handeln der Messe hat nun Folgen an anderer Stelle. Wie internationale Medien, u.a. „Publishers Weekly“ berichten, hätten verschiedene Aussteller aus dem arabischen Raum nun aus Protest ihre Teilnahme in Frankfurt abgesagt. Dazu zählen die Arab Publishers‘ Association, die Sharjah Book Authority (SBA) oder auch der Verband Emirates Publishers Association (EPA). 

In einer via „X“ (früher Twitter) verbreiteten Stellungnahme heißt es in aller Kürze: „Angesichts der jüngsten Ankündigung der Organisatoren der Frankfurter Buchmesse haben wir beschlossen, unsere Teilnahme in diesem Jahr zurückzuziehen.“ Man setze sich weiter für die Rolle von Kultur und Büchern bei der Förderung des Dialogs und der Verständigung zwischen den Menschen ein.

Verschiedene Autoren haben ihre Kritik an der Messe auch in einem Brief formuliert, aus dem „Publishers Weekly“ zitiert. „Die Frankfurter Buchmesse hat als große internationale Buchmesse die Verantwortung, palästinensischen Schriftstellern einen Raum zu schaffen, in dem sie ihre Gedanken, Gefühle und Überlegungen zur Literatur in diesen schrecklichen, grausamen Zeiten mitteilen können, und sie nicht abzuschotten. Wir müssen nach einer neuen Sprache und neuen Ideen suchen, um diese düsteren Zeiten auf eine neue Weise anzugehen. Dafür brauchen wir Schriftsteller – auch palästinensische Schriftsteller – mehr denn je“, heißt es. 

Die Einschätzungen der Lage gehen derzeit ganz weit auseinander.

 

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