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»Buchhandlungen sind für mich wie Pralinenläden«

Es klingt nicht nach Pflicht, sondern nach Liebe. „Buchhandlungen sind für mich wie Pralinenläden – ein Ort der Verführung“, kommt Ulrike Sosnitza ins Schwärmen, wenn sie vom Sortiment erzählt. Der persönliche Draht zum Kunden, die individuelle und ernst gemeinte Empfehlung sowie der Wohlfühlfaktor samt Kaffee zum Buch – all das schätzen die Autoren besonders, die bei der Woche unabhängiger Buchhandlungen selbst in die Rolle des Händlers geschlüpft sind.

buchreport hat bei ihnen nachgefragt, was sie an den Indie-Buchhandlungen schätzen und wie sie deren Zukunft sehen. Teil 7 der „Erlebnisraum Buchhandel“-Serie mit Ulrike Sosnitza, die bei der Buchhandlung Dreizehneinhalb in Würzburg zu Gast war.

Ulrike Sosnitza hat Ulla Rottmann (v.l.) unter die Arme gegriffen, die die Buchhandlung Dreizehneinhalb in Würzburg zusammen mit Monika Bruckner und Gabriele von Zobel gegründet hat. In der Hand halten die beiden Sosnitzas Roman „Novemberschokolade“, der in Würzburg spielt (Foto: Buchhandlung Dreizehneinhalb).

Ulrike Sosnitza

ist Liebesromanautorin und wurde 1965 in Darmstadt geboren. Die gelernte Bibliothekarin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Würzburg. Ihr nächster Roman „Hortensiensommer“ (Heyne) soll im Frühjahr 2018 erscheinen. Ulrike Sosnitza ist u.a. Mitglied bei „DELIA – Vereinigung deutschsprachiger Liebesromanautoren und -autorinnen“.

Worin liegt der Charme des unabhängigen Buchhandels?

Buchhandlungen sind für mich wie Pralinenläden – ein Ort der Verführung. Der Geruch, die Farben und das Gefühl von Papier. Die vielen Klappentexte, die Ideen, die sich dahinter verbergen. Das unterschiedliche Angebot, bei dem ich auf Titel aufmerksam werde, die mir online nicht aufgefallen wären, da mir dort immer nur ähnliches zu dem, was ich bisher gesucht habe, angeboten wird. Und nicht mal etwas völlig anderes.

Wie groß sind Ihre Sorgen um seinen Fortbestand?

Ehrlich gesagt: sehr groß. Da ist zum Einen der große Online-Konkurrent, zum Anderen sind da aber auch die vielen Möglichkeiten, illegal an E-Books zu kommen, die die Verkäufe allgemein zum Sinken bringen. Die nachlassende Lust am Lesen, die Zeit, die immer mehr fehlt.

Was ist zu tun – außerhalb einer solchen Aktionswoche?

Ich habe gerade mal nachgesehen, was ich selber in diesem Jahr beim großen Online-Konkurrenten gekauft habe und warum. Meist waren es vergriffene Bücher, aber auch zwei gedruckte Romane von Selfpublishern bzw. von Amazons Verlag Tinte und Feder. Diese beiden Romane kann ich, wenn ich richtig informiert bin, im stationären Buchhandel nicht kaufen. Das ist schade, denn es sind Romane von erfolgreichen Verlagsautoren. Aber die Verlage gehen immer weniger Experimente oder Risiken ein, so dass es für die Autoren nur der Weg über SP oder Amazon bleibt. Und dieses Geschäft entgeht dem stationären Buchhandel, wenn sie diese Projekte nicht anbieten.

Die Trendwende wird auch das nicht bringen. Aber es wäre ein weiterer Baustein neben all den anderen Bausteinen, die die meisten Buchhandlungen längst anbieten: eine gute Beratung, ein vielfältiges Angebot, einen eigenen Online-Verkauf, Lesungen und andere Aktionen. Ein Ort, an dem man über Bücher reden kann, und weiß, wer da antwortet.

Erlebnisraum Buchhandel 

Kommentare

1 Kommentar zu "»Buchhandlungen sind für mich wie Pralinenläden«"

  1. Die BuchhändlerInnen beklagen sich, dass interessante Titel nur bei Big A zu beziehen sind, sorgen aber selbst durch ihr Einkaufsverhalten dafür, dass sich nichts ändert. Indem man darauf fixiert ist, dass auf dem Cover ein bekannter Verlagsname stehen muss, verhindert man, dass Kleinverlage die Projekte von Selfpublishern erfolgreich in den Buchhandel bringen.

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