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Neuer Tellkamp-Roman: Verrisse fördern den Verkauf

Uwe Tellkamp (Foto: Heike Steinweg/ Suhrkamp)

Der Roman „Der Turm“ von Uwe Tellkamp zählt zu den oft genannten Beispielen dafür, dass sich literarische Qualität und kommerzieller Erfolg nicht ausschließen: Der 2008 erschienene Suhrkamp-Titel erreichte nicht nur Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste und bei den Verkaufszahlen die magische 1-Mio-Marke, sondern wurde auch mit Kritikerlob und zahlreichen Literaturpreisen bedacht, allen voran dem Deutschen Buchpreis.

Mit „Der Schlaf in den Uhren“ ist jetzt die Fortsetzung des Erfolgsbuches erschienen. Und die sorgte bereits im Vorfeld für eine Debatte in den Feuilletons.

Auslöser war eine Diskussionsveranstaltung mit Durs Grünbein – ebenfalls ein Suhrkamp-Autor –, in der Tellkamp öffentlich Kritik an der Rolle von Politik und Medien in der Flüchtlingskrise äußerte, worauf sich sein Verlag distanzierte und die Spekulationen hochkochten über den Inhalt des neuen Romans.

Mittlerweile haben alle großen Medien den „Schlaf in den Uhren“ besprochen, und das Urteil der Rezensenten fällt durchweg negativ aus, von „Süddeutscher Zeitung“ („Literarisch missglückt“) bis „NZZ“ („Ein ziemlicher schlechter Roman“). Angesichts der vielen Verrisse warf der „Tagesspiegel“ die Frage auf, ob der neue Tellkamp trotzdem ein Bestseller wird: „Wollen sich jetzt erst recht viele Leser und Leserinnen ihr eigenes Bild machen?“ Die Antwort liegt vor: „Der Schlaf in den Uhren“ ist in dieser Woche höchster Neueinsteiger auf Platz 3 der SPIEGEL-Bestsellerliste. Womit nun auch ein Tellkamp-Titel das Paradebeispiel für die Verkaufsförderung durch Verrisse liefert.

Hier geht es zu den SPIEGEL-Bestsellern.

Kommentare

5 Kommentare zu "Neuer Tellkamp-Roman: Verrisse fördern den Verkauf"

  1. @Herr Klaus Funke: Ich darf annehmen, Sie haben Tellkamps Werk nicht gelesen?

  2. Empörung ist bekanntlich das beste Marketing-Instrument. Deshalb wird Tellkamps neues Buch eine Weile Bestseller bleiben, solange, bis der letzte Leser gemerkt hat, dass das Buch nichts taugt und die meisten es vor dem Ende weggelegt haben. Bis dahin aber werden der Verlag und Herr Tellkamp eine Menge verdient haben. Es lebe der schlechte Geschmack!

  3. Die Kritiken bestätigen ironischerweise Tellkamps Aussage zu den „Meinungskorridoren“ in Deutschland. Ich persönlich lese den Roman gerade mit großem persönlichen Vergnügen….

  4. Gerd - Michael Böttcher | 31. Mai 2022 um 21:40 | Antworten

    Ist doch irgendwie Sand im Getriebe, zwischen Kritikern und Leserschaft die sich ein eigenes Bild machen möchte. Siehe Kritiker 2015 und Verkaufszahlen der Bücher.

  5. Vielleicht fördern „Verrisse“ Verkäufe. Das lässt sich wohl schwer belegen.
    Ich bin Vielleser und diese These überzeugt mich persönlich nicht: Warum sollte ich mir die Zeit nehmen, einen „schlechten Roman“ zu lesen?
    Die Platzierung auf der Spiegel Bestsellerliste könnte mit gleicher Wahrscheinlichkeit auch bedeuten, dass Buchkäufer einen anderen Lesegeschmack haben, als die Autoren der hier zitierten Rezensionen.

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