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Teuer erkauftes Lob?

Was lange währt, wird endlich ein umfangreiches Papier: Die „Zukunftsstudie“ für den Buchhandel, im Juni 2009 von der Arbeitsgemeinschaft unabhängiger Buchhandlungen (AUB) initiiert und von der Börsenvereins-Hauptversammlung abgenickt, steht vor dem Abschluss. Sie soll den Buchhändlern konkrete Perspektiven und Handlungsvorschläge aufzeigen, so die Vorgabe. Vergangene Woche erhielten die 52 Buchhandlungen, die an der vom Kölner Institut für Handelsforschung (IfH) durchgeführten Untersuchung teilgenommen hatten, ihre Einzelauswertungen. Eine gebündelte Auswertung aller Ergebnisse geht dem Börsenverein in den nächsten Tagen zu.

Zu früh für eine abschließende Bilanz

Die teilnehmenden Buchhandlungen halten eine rund 60-seitige Analyse ihrer jeweiligen betriebswirtschaftlichen Kennzahlen, Standortsituation und Kundenzufriedenheit in den Händen. Stichprobenartige Nachfragen von buchreport fördern vorsichtig positive Reaktionen zutage. So erklärt AUB-Vorstandsmitglied Karin Esch, sie sei durchaus zufrieden mit Umfang und Ergebnis der 58 Seiten über ihre Buchhandlung Lesezeit.

Aus der Einzelauswertung erfuhr die Inhaberin der 70 qm Verkaufsfläche mit allgemeinem Sortiment im gutsituierten Düsseldorfer Stadtteil Kaiserswerth etwa, dass es in ihrem Umfeld noch ungenutztes Potenzial zur Gewinnung neuer Kunden gibt oder dass sich ihre Kunden eine größere Produktverfügbarkeit wünschen. Insgesamt aber bestätige der Befund der Handelsforscher, „dass wir auf dem richtigen Weg sind“. Ist sie mit der Studie zufrieden? Esch: „Ob sich die Investition für uns gelohnt hat, wird sich erst zeigen, wenn auch die Dokumentation vorliegt.“

Ein nachvollziehbarer Vorbehalt, denn ganz billig war die Analyse nicht: Jeweils 2000 Euro kassiert das IfH für jeden der 52 Teilnehmer. In 50 Fällen trägt der Börsenverein die Hälfte der Kosten. Als „teuer erkauftes Lob“ charakterisiert auch Dieter Dausien vom Buchladen am Freiheitsplatz in Hanau die Ergebnisse der Einzelanalyse. Er habe für seine 75 qm große Buchhandlung „sehr gute Werte“ bekommen, freut sich der Sortimenter und findet immerhin: „Die Sicherheit, die wir durch die Untersuchung gewonnen haben, in vielen entscheidenden Dingen auf dem richtigen Weg zu sein, ist schon wichtig.“ Und die Auswertung hat Dausien durchaus auch neue Erkenntnisse beschert, etwa dass seine Kunden im Durchschnitt deutlich älter sind als bisher geglaubt.

Während die teilnehmenden Sortimenter ihre Einzelanalysen studieren, bekommt die Gesamtstudie beim IfH noch „den letzten Schliff“, erklärt Projektmanager Nicolaus Sondermann im Gespräch mit buchreport. In den nächsten Tagen wird sie dann dem Auftraggeber Börsenverein zugeleitet, wie Ende Juli bereits die Ergebnisse des jährlichen Kölner Betriebsvergleichs. Diese Untersuchung, die wegen sinkender Teilnehmerzahlen in die Kritik geraten war, wurde früher durchgeführt als in den Vorjahren. Trotzdem lag die Teilnehmerzahl mit 220 deutlich über der 200er-Grenze, wie Sondermann erfreut berichten kann. Grund: Die Teilnehmer an der „Zukunftsstudie“ nahmen automatisch an der Erstellung der betriebswirtschaftlichen Jahresstatistik teil.

aus buchreport.express 34/2010

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