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Österreichischer Buchpreis 2022 geht an Verena Roßbacher

Verena Roßbacher (Foto: Christian Geyr)

Verena Roßbacher (Foto: Christian Geyr)

Verena Roßbacher wurde für ihr Buch „Mon Chéri und unsere demolierten Seelen (Kiepenheuer & Witsch) mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. Roßbacher tritt die Nachfolge von Vorjahressieger Raphaela Edelbauer an

In der Begründung formulierte die Jury: „Charly Benz: Anfang vierzig, Langzeitsingle, ernährt sich von Fertiggerichten, raucht Kette, hört in ihrer Freizeit Bibi Blocksberg Hörspiele und öffnet aus Angst vor schlechten Nachrichten ihre Post nicht. „Ja, das war das Problem, ich musste immer alles alleine machen, Essen kochen und Musik machen, mich vor meiner Post fürchten, einfach alles. Ich seufzte. So wie es aussah, würde ich auch meine Kinder in Eigenregie zeugen müssen, sollte ich je welche haben wollen. Ich musste mir eingestehen: Die Zeit arbeitete gegen mich.“ Das also ist die Romanheldin! Eine desolat-komische Frauenfigur und damit literaturgeschichtlich eine Rarität. Denn komische Frauen haben es schwer bei der Leserschaft. Verena Roßbacher ist es gelungen, mit ihrer Charly Benz nicht nur eine Figur zu schaffen, die man nie mehr vergisst. Sie gesteht ihr auch eine geradezu unglaubliche Persönlichkeitsentwicklung zu. Aus der schrulligen Außenseiterin mit einem Faible für Werbeclips aus den neunziger Jahren (Mon Chéri!) wird im Verlauf dieses rasant lustigen Romans eine Vorreiterin alternativer Lebens- und Liebesmodelle. Nicht nur gibt es auf einmal drei potenzielle Väter für ein Baby. Auch wird ein schwerkranker Mann angstfrei in den Tod begleitet. „Mon Chéri und unsere demolierte Seelen“ erzählt eine Geschichte vom Loslassen. Zwischendrin gibt es Slapstick vom Feinsten. Lustige Frauen, das lernen wir mit Verena Roßbacher, sind einfach unwiderstehlich!“

Für die Shortlist nominiert waren außerdem: 

  • Helena Adler: „Fretten“ (Jung und Jung)
  • Reinhard Kaiser-Mühlecker: „Wilderer“ (S. Fischer)
  • Anna Kim: „Geschichte eines Kindes“ (Suhrkamp)
  • Robert Menasse: „Die Erweiterung“ (Suhrkamp)

Der Debütpreis ging zudem an Lena-Marie Biertimpel für den Titel Luftpolster“ (Leykam). Die Verleihung fand zum Auftakt der Buch Wien-Woche vor rund 170 geladenen Gästen im Wiener Kasino am Schwarzenbergplatz statt.

Die Fach-Jury für den Österreichischen Buchpreis setzt sich 2022 aus Bernhard Bastien (Buchhändler, Buchhandlung Lerchenfeld), Edith-Ulla Gasser (Redakteurin, Ö1), Stefan Gmünder (Literaturkritiker, „Der Standard“ und „Volltext“), Katharina Teutsch (Literaturkritikerin, „FAZ“) und Günther Stocker (Literaturwissenschaftler, Universität Wien) zusammen. 

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