Ex-IBM-Technikchef Gunter Dueck treibt das Noten-Wiki als Unternehmer mit voran (Foto Dueck: CommonLense.de).Enzyklopädien-Verlagen wie dem Brockhaus hat die Wikipedia den Garaus gemacht. Künftig könnte es für Musikverlage ungemütlich werden, die ohnehin über chronische Umsatzverluste klagen. Eine Gruppe von Informationswissenschaftlern will im Herbst 2014 mit einem Musik-Wiki nach Wikipedia-Vorbild online gehen. Zu den Unterstützern gehört ein Berater, der Verlagen seit Jahren die Leviten liest.
publizieren können, auch Künstler sollen die Noten ihrer Musikstücke veröffentlichen. Vorteile des Angebots: Das Wiki würde die Verbreitung der Werke von Künstlern erhöhen; Musiker könnten ihre Arrangements auf einfache Weise weitergeben. „Wer etwas spielen, singen oder üben will, soll alles im Musik-Wiki finden. Wer etwas komponiert hat, stellt seine Kompositionen dort vor. Stars ermöglichen ihren Fans, die Texte ihrer Songs zu lernen, nachzusingen, nachzuspielen oder Karaoke aufzuführen. Chorleiter bearbeiten Stücke und stellen ihre Bearbeitungen anderen im Netz zu Verfügung“, heißt es in der Projektbeschreibung. Vorbei wäre die Zeit, in der Musiker Partituren der Klassiker als gebundenes Heft kaufen oder sich Coverband die Akkorde und Lyrics ihrer Lieblings-Stücke mühsam selbst erarbeiten müssten.Wie reagieren Verlage auf das Projekt?
- Verlage besitzen bei zeitgenössischer Musik die Verwertungsrechte.
- Bei Werken, deren Komponisten seit mehr als 70 Jahren tot sind, ist das Urheberrecht in der Regel abgelaufen.
- Selbst das Kopieren von Noten (sei es durch Fotokopieren oder mittels anderer Techniken wie scannen) ist ohne Zustimmung des Urhebers oder des Verlages verboten; zulässig ist nur das erneute Abschreiben von Noten. Insofern gibt es eine Sonderbehandlung von Musiknoten im Urheberrechtsgesetz , das keine Erlaubnis der Privatkopie von Noten vorsieht (mehr zum Thema in der Dissertation von Andreas Mayser, „Die Privilegierung von Musikverlegern durch Sonderregelungen für Musiknoten im Urheberrecht“, Nomos 2012).
Musikwissenschaftler Frank Christian Stoffel erklärt der DPA, dass Künstler und Verlage ohnehin weitaus weniger am Verkauf ihrer Noten als durch Gagen und Merchandising verdienten. Seine Forderung: Noten sollten nicht mehr urheberrechtlich geschützt werden. „Noten sind nur eine Sammlung von Zutaten, Mengenangaben und Anweisungen zur Herstellung von Musik. Sie sollten wie Kochrezepte frei sein.“ Außerdem könne sich jeder halbwegs talentierte Musiker die populäre Musik der vergangenen 70 Jahre mühelos heraushören und neu interpretieren.



Im Umkehrschluss heißt das, dass dann alle ebooks und auch alle Tonträger frei erhältlich sein sollten. Tausende von Arbeitsplätzen würden wegfallen – Verlagsmitarbeiter, Musikalienhändler, Buchhändler etc. Alles würde an Wert verlieren – wollen Sie das wirklich? Warum sollte dann ein Hochschulprofessor noch für seine Arbeit bezahlt werden? Er könnte sein Wissen doch auch frei zur Verfügung stellen, oder!? Ich halte das für den größten Schwachsinn, den ich seit Langem gehört habe.
Könnte einige Arrangements hinzufügen. Auch Audiodateien oder kleine Videoclips könnte ich mir vorstellen. Schüler könnten so länderübergreifend an einem Musikprojekt arbeiten…