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Katja Splichal: Skoobe wagt den Versuch

Katja Splichal: Skoobe wagt den Versuch

Die Bertelsmann-Töchter Arvato und Random House sowie die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck haben ihre E-Book-Bibliothek Skoobe gestartet. Ein erster Praxistest zeigt: Die Anwendung für iPhone und iPad macht richtig Spaß – die Benutzerfreundlichkeit könnte aber in einigen Punkten deutlich verbessert werden.

iphone_home

Der Download startet flüssig, die Registrierung ist ein Kinderspiel, die Synchronisation von iPhone und iPad (Android in Planung) läuft problemlos, es kann losgehen. Für die ersten 10.000 Mitglieder sind die 9,99 Euro im Monat (bis zum 1. März 2013) fast eine Flatrate: Sie können beliebig viele E-Books pro Monat ausleihen und lesen, obgleich nur maximal fünf ausgeliehene Bücher im digitalen Regal stehen bleiben.
Das Leseerlebnis auf dem iPhone ist gut, wenn auch aufgrund des (trotz EPUB) bei vielen Titeln sehr starren Blocksatzes nicht wirklich flüssig. Oft nur zwei Worte pro Zeile bzw. eine wenig sinnhafte Raumaufteilung im Flattersatz, viele Weißräume und eine nicht ganz sinnvolle Sortierung innerhalb der großen Bibliothek werden sicherlich noch verbessert, stören aber auch nicht wirklich.
Absolut gelungen sind die intuitive Navigation in der App, die optionale Veränderung der Schriftgröße (klein/groß) und die Fortschrittsanzeige mittels eines kleinen Balkens, der auch zum Blättern zwischen Kapiteln benutzt werden kann. Genauso gut: Die Hintergrundhelligkeit kann stufenlos den Lesegewohnheiten und Lichtverhältnissen angepasst werden.
Richtig Spaß macht Skoobe aber auf dem iPad: Schöne Features wie „Skoobe in Echtzeit“ (was machen die anderen Nutzer gerade, welches Buch wird bewertet, ausgeliehen, kommentiert?) kommen hier hinzu, eine differenziertere Suche und das echte Epub-Lesegefühl: eine Freude fürs Auge. Redaktionelle Empfehlungen und die aufwändige, gelungene Sortierung auch in eigenen Listen machen Sinn und Spaß.
Soweit, so gut – bis hierhin hatte ich schon viel Freude an den ausgeliehenen Büchern und meinem monatlich kündbaren Abo für 9,99 Euro .
Mein erster Kritikpunkt: Die Bezahloptionen fallen noch spartanisch aus und dürften bei manch zahlungswilligem Nutzer für Missstimmung sorgen:

Der Download startet flüssig, die Registrierung ist ein Kinderspiel, die Synchronisation von iPhone und iPad (Android in Planung) läuft problemlos, es kann losgehen.

Für die ersten 10.000 Mitglieder sind die 9,99 Euro im Monat (bis zum 1. März 2013) fast eine Flatrate: Sie können beliebig viele E-Books pro Monat ausleihen und lesen, obgleich nur maximal fünf ausgeliehene Bücher im digitalen Regal stehen bleiben.

Das Leseerlebnis auf dem iPhone ist gut, wenn auch aufgrund des (trotz EPUB) bei vielen Titeln sehr starren Blocksatzes nicht wirklich flüssig. Oft nur zwei Worte pro Zeile bzw. eine wenig sinnhafte Raumaufteilung im Flattersatz, viele Weißräume und eine nicht ganz sinnvolle Sortierung innerhalb der großen Bibliothek werden sicherlich noch verbessert, stören aber auch nicht wirklich.

Absolut gelungen sind die intuitive Navigation in der App, die optionale Veränderung der Schriftgröße (klein/groß) und die Fortschrittsanzeige mittels eines kleinen Balkens, der auch zum Blättern zwischen Kapiteln benutzt werden kann.

Genauso gut: Die Hintergrundhelligkeit kann stufenlos den Lesegewohnheiten und Lichtverhältnissen angepasst werden.

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Richtig Spaß macht Skoobe aber auf dem iPad: Schöne Features wie „Skoobe in Echtzeit“ (was machen die anderen Nutzer gerade, welches Buch wird bewertet, ausgeliehen, kommentiert?) kommen hier hinzu, eine differenziertere Suche und das echte Epub-Lesegefühl: eine Freude fürs Auge. Redaktionelle Empfehlungen und die aufwändige, gelungene Sortierung auch in eigenen Listen machen Sinn und Spaß.

Soweit, so gut – bis hierhin hatte ich schon viel Freude an den ausgeliehenen Büchern und meinem monatlich kündbaren Abo für 9,99 Euro.

Mein erster Kritikpunkt: Die Bezahloptionen fallen noch spartanisch aus und dürften bei manch zahlungswilligem Nutzer für Missstimmung sorgen:

zahlung

Zudem gibt es in der App einen riesigen Usability Gap, deren Umgehung mich einige entnervte Anläufe und schließlich einen Anruf bei der Kundenhotline gekostet hat: Einzig auf der Website (der ich beim Download der App und der Registrierung innerhalb der App ja gar nicht notwendigerweise begegnet bin!) scheint es derzeit möglich, eine Überweisung zu tätigen und ein Abo abzuschließen. In einem zu Referenzzwecken angelegten, guthabenlosen Zweit-Account (der selbstverständlich wieder gelöscht wird!) offenbart sich mir nach einer bestimmten Seitenanzahl dieser leider völlig unsinnige Screen:

leseprobe

Say what? Ihr Lieben, ich bin hier bei Skoobe, weil ich eine E-Book-Flatrate kaufen will. Um E-Books zu lesen – und da fühle ich mich schon verbimmelt, wenn mir statt der Flatrate (die ich ja gern abschließen würde, aber wie?) das Weiterlesen quasi im Buchladen um die Ecke empfohlen wird. Autsch.

An dieser Stelle braucht’s dringend noch ein opt out zur Website (weil in-App-Payments von Apple nicht gern gesehen werden) oder zumindest den Hinweis auf einen befreundeten E-Book-Store, meinetwegen als Affiliate-Link.

Wünschenswert wäre in dem Zusammenhang auch ein Counter, der mir zeigt, wie viele von den 10.000 Testmitgliedschaften noch zu haben sind, denn wenn ich erstmal (innerhalb der App) angemeldet bin, durchlaufe ich den Website-Registrierungsvorgang ja nicht mehr.

Weitere wünschenswerte Erweiterungen:

  • Social Reading Features wie eine Facebook-Twitter-Schnittstelle
  • eine Zitationsfunktion
  • eine nützliche Lesezeichenverwaltung, die neben der chronologischen Sortierung eine Suchfunktion etc., bietet
  • ein etwas weicheres DRM (mögen viele Verlage nicht, wegen der Raubkopierer, aber dazu gibt es mannigfaltig an anderer Stelle Belege der Unsinnigkeit)
  • Möglichkeiten zur Personalisierung: Beispielsweise würde ich meinem Skoobe Account gern mit einem Bild versehen und mich mit anderen Lesern vernetzen. Eine synchronisierbare Schnittstelle zu der Buchcommunity Lovelybooks (ebenfalls aus dem Hause Holtzbrinck) wäre traumhaft!
  • Die Beschränkung auf nur zwei Titel pro Monat für „normale” Nutzer scheint mir sehr eng, meinen Lesegewohnheiten wird sie absolut nicht gerecht. Allerdings verstehe ich die ankündigte Begrenzung in erster Linie als sicherndes Signal an Verlage und gehe davon aus, dass das Modell nach einem ersten Tracking angepasst wird. Die Limitierung ist möglicherweise bei Betrachtung des durchschnittlichen Buchkonsums unnötig, weil dieser wahrscheinlich tatsächlich bei zwei Büchern liegt – im Sinne der User-Experience sind derartige Reglementierungen dann überflüssig bis störend und gehören aufgelöst.

books
Zum Start von Skoobe sind 70 Verlage mit teils sehr aktuellen Titeln im Boot. Aus der Deckung wagen sich zum Beispiel C.Bertelsmann, Kiepenheuer und Witsch, Bastei Lübbe und Fischer – große Namen und durchaus Titel mit echtem Zugpferdpotential: Thriller von Dan Brown, die immer noch heiße Biographie von Steve Jobs und für den digital adaptiven Nachwuchs auch „Eragon“ und „The Vampire Diaries“.

Der Anfang ist also gemacht. Wie die anderen deutschen Verlage mitziehen, steht auf einem anderen Blatt. Die Unsicherheit bezüglich solcher Flatrate-Modelle ist hierzulande leider größer als in anderen Ländern. Hoffen wir, dass den Goldmanns, Heynes, Lübbes und Rowohlts noch viele folgen mögen – nicht, weil ein Flatrate-Modell für den belletristischen Bereich ein Allheilmittel ist, sondern weil wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt möglichst viel Energie darauf verwenden sollten, das E-Book salonfähig zu machen und die derzeit noch enormen Eintrittsbarrieren abzubauen. Zu den anzunehmenden Auswirkungen der belletristischen Flatrate für den E-Book-Einzelverkauf zum Ende der Woche an gleicher Stelle mehr.

Der Artikel erschien im Original zunächst auf blog.paperc.de.

Katja Splichal (28) verantwortet bei der E-Book-Plattform PaperC, die ihrerseits ein Subskriptionsmodell für Fachbücher in der Closed Alpha erprobt, die Bereiche Marketing und Kundenkommunikation.

Kommentare

3 Kommentare zu "Katja Splichal: Skoobe wagt den Versuch"

  1. Wolfgang Potyka | 11. März 2012 um 19:58 | Antworten

    Tja, ich bin nur ein unbedarfter, kleiner Sortimentsbuchhändler den die technischen Fragen völlig überfordern, aber eins begreife sogar ich:
    das geht völlig am Buchhandel vorbei, dazu braucht es keinen Buchhandel mehr ! Bitte keine tröstenden Worte, ich bin da total unsentimental.
    Da bricht vor allem die Gruppe der Vielleser weg,
    die mal gut 100 € im Monat in der traditionellen Buchhandlung gelassen haben. Sehe ich das richtig ?

  2. Danke für das Lob – und ja: ich wundere mich auch, ob unzureichende Tracking von Nutzerverhalten diesen Entscheidungen zu Grunde liegt oder es sich um begründete Annahmen für die Zukunft handelt.

  3. Vaclav Demling | 6. März 2012 um 9:44 | Antworten

    Sehr aufschlussreiche Kritik, vielen Dank. Die App scheint noch ausbaufähig zu sein. Schon erstaunlich, dass solche Apps zuerst für iOS entwickelt werden, obwohl es in Deutschland wesentlich mehr Android- als iOS-Nutzer gibt.

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