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Philipp Schwenke über »Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste«

In den aktuellen Herbstprogrammen finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autoren. buchreport stellt zwölf dieser Nachwuchsschriftsteller in Steckbriefen vor. Heute: Philipp Schwenke, der im September bei Kiepenheuer & Witsch seinen Erstling „Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste“ vorlegt.

 

Philipp Schwenke, geboren 1978, arbeitet als Journalist und Autor in Berlin. Er ist unter anderem Textchef beim Wirtschaftsmagazin „Capital“ und schreibt im Monatsmagazin „Neon“ die Kolumne „Schwenke probiert“. „Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste“ ist sein erster Roman. (Foto: Urban Zintel)

Mein Roman in drei Sätzen

Obwohl er Sachsen eigentlich nie verlassen hat, spielt Karl May der Welt jahrelang vor, er sei Old Shatterhand. Dann geht er zum ersten Mal tatsächlich auf große Reise. Es läuft nicht ganz so wie erhofft.

Mein Weg zu Kiepenheuer & Witsch

Meinen späteren Lektor Martin Breitfeld kannte ich schon eine Weile. Ich habe ihm ein paar Kapitel geschickt und ihn bloß um eine ehrliche Einschätzung gebeten, ob der Text reif sei, Verlagen angeboten zu werden. Statt einer Einschätzung gab es gleich einen Buchvertrag. Schöner Mist.

Das Verdienst meines Lektors

Martin schafft es, auch in langwierigsten Diskussionen das Wort „aber“ vollständig zu umgehen. Stattdessen jubelt er einem härtesten Widerspruch mit einem sanften „gleichzeitig …“ unter. Etwa: „Natürlich ist das ein schöner Kapitelanfang – gleichzeitig könnte der Leser sicher auch mit etwas weniger Hintergrundinformationen über den Bau des Suezkanals zurechtkommen.“ Martin hat sich diesen rhetorischen Kniff wohl von Emmanuel Macron abgeschaut. Und ich mir jetzt von ihm. (Und über den Bau des Suezkanals erfährt man natürlich trotzdem noch etwas.)

Mein Eindruck vom Literaturbetrieb

Es wird gar nicht soooooo viel getrunken, wie immer alle behaupten.

Meine Lieblingsbuchhandlung

Immer die, die fußläufig zu erreichen ist.

Meine Lieblingsautoren

Foster-Wallace, Safran-Foer, Hornby, Herrndorf, Hustvedt, Mann & Mann, Roth & Roth, … Es gibt zu viele gute Autoren, um einen herauszuheben. Mich hat allerdings nie wieder ein Buch so nachhaltig umgehauen wie Jonathan Franzens „Die Korrekturen“.

So lese ich

Herumlümmelnd.

Schreiben ist für mich

Ein ständiger Kampf gegen den Impuls, mal nachzugucken, was es gerade Schönes im Internet gibt.

Wenn ich nicht gerade schreibe

Ist das Internet auch gleich weniger interessant.

Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?

Karl May als literarische Figur ist eine großartige Erfindung. Philipp Schwenkes Roman über den größten Hochstapler der deutschen Literatur ist ein sehr komisches Spiel mit der Wahrheit, der zugleich ein großes Panorama der Welt um 1900 zeichnet. Philipp Schwenke ist ein fabelhafter Erzähler und sein Buch eine unterhaltsame Zeitreise.

Martin Breitfeld, Lektor bei Kiepenheuer & Witsch

Kommentare

1 Kommentar zu "Philipp Schwenke über »Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste«"

  1. Manfred Gottschalk | 24. September 2018 um 18:36 | Antworten

    Selten habe ich 600 Seiten mit soviel Vergügen und Interesse gelesen!
    Das Phänomen „Karl May“ wird so wunderbar beschrieben, wird dem Leser gegenwärtig, durch brilliante Erzählung, gemischt mit biographischen Fakten und den Umständen seiner Zeit und seines privaten Lebens.
    Niemand kann diesem Karl May böse sein.
    Warum sollte man auch?
    Einfach ein wunderbares Buch über einen wunderbaren, einmaligen und schlitzohrigen Autoren. Niemand hat es geschafft, keine Autorin und kein Autor, zu Lebzeiten bereits weltberühmt und bewundert zu sein, dies auch noch nach mehr als hundert Jahren, und, einen Verlag zu haben, der seinen Namen trägt und nur sein(e) Werke führt.
    Wir freuen uns sehr auf eine Veranstaltung mit Philipp Schwenke und Karl May im November!

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