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Der verschärfte Rückbau

Dass die Marktführer des Buchhandels zu Jahresbeginn 2012 zum Verkauf stehen, enthält keine besonders realistische Perspektive (wer soll sie kaufen?), verstärkt aber die Unruhe und fördert das Image einer Krisenbranche:
  • Im Frühjahr entspannt sich die Lage bei Weltbild und der DBH, weil die Kirchengesellschafter beschließen, ihre Weltbild-Anteile an eine Stiftung zu übertragen als Puffer zwischen katholischer Kirche und anrüchigem Programm (hier mehr).
  • Die Thalia-Restrukturierung steht unterdessen lange unter dem Fragezeichen, wer bei der Mutter Douglas das Sagen hat. Als der Finanzinvestor Advent im Dezember übernimmt, unterstützt er den begonnenen Thalia-Sanierungskurs.
DBH, Thalia und auch der drittgrößte Filialist Mayersche reduzieren mit Blick auf wachsende Marktanteile des Online-Handels und der E-Books ihre Flächen. Der Umfang des Rückbaus passt aber noch nicht zu den drastischen Prognosen, mit denen vor allem Weltbild-Chef Carel Halff aufwartet: Der stationäre Handel werde bis 2017 von derzeit knapp 50 auf 30% Marktanteil schrumpfen (hier nachzulesen).

Die bekannten Flächenstilllegungen 2012/13 addieren sich „nur“ zu 40.000 qm, auf den verbleibenden 500.000 qm Verkaufsfläche allein der Filialisten wird allerdings zugleich Platz gemacht für andere Produkte: Favorisiertes Ergänzungssortiment sind bei Thalia und Mayersche Spielwaren, bei denen allerdings ebenfalls der Online-Handel stark an Bedeutung gewinnt (hier eine Analyse zum Thema). Vor allem Thalia experimentiert mit weiteren Sortimenten u.a. Bastelbedarf, Fotokunst und dem Ausbau des Video- und Musikangebots (hier mehr).

Nicht überall stehen die Zeichen auf Filial- und Flächenreduktion: Die süddeutschen Regionalfilialisten Osiander und Rupprecht finden immer noch überwiegend mittelstädtische Standorte für eine weitere Expansion.

Kommentare

1 Kommentar zu "Der verschärfte Rückbau"

  1. Kompliment an Osiander und Rupprecht, dass die es immer noch schaffen zu expandieren. Wie machen die das? Wo die meisten Ketten schrumpfen.
    Spielzeug scheint nicht so gut zu laufen. In meiner Stadt sind mehrere Mayersche. Sehe kaum Kunden damit an der Kasse. Offenbar kaufen Eltern doch lieber im Spielzeugfachhandel oder bei Toys are us oder so.
    Bin gespannt wie die Buchwelt in zehn Jahren aussieht. Vermutlich sind die einst so großspurig expandieren Ketten auf kleines Format geschrumpft. Das wäre eine Chance für die inhabergeführten, kleinen, beratungsstarken Läden, die lange Zeit von den Ketten platt gemacht wurden.
    Die elektronischen Lesegeräte wird es so in zehn Jahren nicht mehr geben. Wer elektronisch lesen will, wird ein modernes Multi-funktionsgerät nutzen und nicht eine graue Kiste, die „nur Buch“ kann.
    Da sich die Branchenkrise zu immer mehr Menschen herumspricht, dürfte es auch immer schwerer werden, guten Nachwuchs in diese Branche zu locken. Vermutlich werden wir immer mehr Werbung für Ausbildungsplätze sehen. So wie andere Ketten aus der Drogeriebranche zum Beispiel schon erkannt haben, was die demographische Entwicklung bringen wird.
    Advent wird Druck auf Thalia ausüben. Filialen, die dauerhaft rote Zahlen schreiben, wird Advent nicht quer subventionieren, sondern ganz einfach schließen.
    Vielleicht könnte buchreport der Frage nachgehen, was Osiander und Rupprecht, die immer noch expandieren, von Thalia und der Mayerschen unterscheidet, welche beide in 2012 mehrere Filialen dicht gemacht haben.
    Allen Bücherfreunden schöne Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr.

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