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Versender wird Verleger

Fotomontage: buchreport.de

Im Zeitungsmarkt bahnt sich eine weitere gewichtige Transaktion an: Kurz nachdem sich Springer hierzulande von mehreren Regionalzeitungen getrennt hat, wird in den USA die renommierte „Washington Post“ verkauft. Der neue Eigentümer ist ausgerechnet Amazon-Chef Jeff Bezos – der eigentlich nicht an die Zukunft der gedruckten Zeitungen glaubt.

Bezos übernimmt die „Washington Post“, neben der „New York Times“ das vielleicht renommierteste Printmedium der USA, für 250 Mio Dollar – als Privatperson, statt als Amazon-Chef. Zum Vergleich: 2011 hat AOL die reine Internetzeitung Huffington Post für 315 Mio Dollar übernommen.

„Wir haben das Blatt geliebt und die, die es produziert haben“, zitiert SPIEGEL ONLINE den CEO Donald Graham. Aber man habe keine Antwort auf die neuen Herausforderungen des Zeitungsgeschäfts gefunden, sieben Jahre in Folge seien die Gewinne zurückgegangen. Laut „New York Times“ sank die verkaufte Auflage seit 1993 auf rund die Hälfte (März 2013: 475.000).

Hier ein Video, in dem sich Graham zur Übernahme äußert:

Bezos erklärte, er sei zuversichtlich für die Zukunft der Zeitung und versprach in einem offenen Brief: „Die Werte der ,Post‘ werden sich nicht ändern.“  Die bisherigen Verantwortlichen würden in ihren Ämtern bleiben. Gleichwohl müsse sich das Blatt wandeln.  
Ob die Mitarbeiter an Bezos Botschaft glauben, ist zweifelhaft. Erst im vergangenen Jahr hatte Bezos im Interview mit der„Berliner Zeitung“ ausgeführt, dass er „schon lange nicht mehr“ gedruckte Zeitungen lese, er lese Zeitungen nur noch digital. In 20 Jahren werde es keine gedruckten Zeitungen mehr geben. „Wenn doch, vielleicht als Luxus-Artikel, den sich bestimmte Hotels erlauben, als extravaganten Service für ihre Gäste. Gedruckte Tageszeitungen werden in zwanzig Jahren nicht mehr normal sein.“
Der Weg der „Washington Post“ in Richtung Digitalisierung scheint also vorgezeichnet. Welcher Kurs dabei eingeschlagen wird, ist noch offen. Immerhin zeichnen sich Bezos‘ Präferenzen ab. Im April beteiligte sich Bezos an der Internet-Wirtschaftszeitung „Business Insider“ (hier mehr), die für gute Infografiken und ihre mitunter reißerische Schreibe bekannt ist.

Einen lakonischen Kommentar zur Übernahme der „Washington Post“ war gestern auf Twitter zu lesen, wo @marcambinder schrieb: „Based on your previous purchases, Jeff Bezos, you might also like: — The Los Angeles Times — The Orlando Sentinel — Newsweek“

Das Foto zeigt, wie Verlegerin Katharine Weymouth und CEO Donald Graham ihren Kollegen von der Übernahme des Zeitungsverlags durch Bezos berichten (©Washington Post).


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