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Das Feedback der Leser gibt uns recht

Der Berlin Story Verlag wollte die Preisakzeptanz fürs E-Book-Format ausloten: Einen Monat lang sollten Kunden einen Titel herunterladen und den Preis selbst bestimmen können (hier mehr zum Konzept). Doch die Preisbindungswächter verhinderten die Aktion (hier mehr). Im Interview verteidigt Verlagsgeschäftsführer Enno Lenze (Foto: Vinzent Eppelt) den Ansatz. 
Kommt das Veto der Preisbindungstreuhänder überraschend für Sie?  
Das Veto überrascht mich in der Tat, da das E-Book korrekt mit 0 Euro gemeldet ist. Wir wollten mit der zeitlich begrenzten Aktion Erfahrungswerte sammeln, die es für die kleinen Verlage bisher nicht gibt. Das sollte eigentlich im Sinne der Buchbranche sein. Ich verstehe nicht, wie man selbst bei diesen Testläufen, die niemandem schaden, an den veralteten Modellen festhalten muss und sich so gegen alles sträubt, was neu ist. 
Wie reagieren Sie? 
Zunächst haben wir das E-Book offline genommen und lange Gesichter gezogen. Aber das unglaubliche Feedback der Leser gibt uns recht. Bis jetzt wurde der Blogeintrag über 23.000 Mal gelesen. Permanent trudeln E-Mails, Tweets und Facebook-Kommentare ein, die uns zum weitermachen animieren. Wenn also Hunderte Leser auf unserer Seite sind und ein Preiswächter auf der anderen, dann kann unsere Idee nicht falsch gewesen sein.
Sie weisen darauf hin, dass sich die Kosten zwischen gedrucktem Buch und E-Book nur wenig unterscheiden. Ist das dem durchschnittlichen Buchkäufer bewusst?
Sehr oft sind die Leute überrascht, wenn man ihnen sagt, dass der Druck nur ein geringer Kostenfaktor ist. Wir als Verlag haben das Know-how, ein Manuskript zu einem lesenswerten Buch zu machen und es zu vermarkten. Es mag Leute geben, denen ein fertiges Buch aus den Tasten fällt und die es selber vermarktet bekommen. Aber das ist die Ausnahme und wird es wohl auch bleiben.  Die entscheidenden Kostenfaktoren sind Lektorat, Korrektorat und Marketing. Daher habe ich auch keine Angst vor Selfpubli­shing-Plattformen. Dann wird es eine breite Masse von Büchern geben, aber eben viele, denen der letzte Schliff fehlt. 
Welches E-Book-Preismodell favorisieren Sie?
Ich denke, dass Flatratemodelle das Ziel sein sollten. Dann bekommt man pro Buch oft weniger Geld, aber die Leute lesen auch nicht alles, was sie runterladen. Statt einem Buch laden sie z.B. drei runter, von denen sie doch nur eines lesen. Somit hat man keinen echten Verlust gemacht, aber einen zufriedeneren Kunden. Bei der freiwilligen Bezahlung pro Buch gehe ich von wenig Einnahmen aus. In vielen Bereichen haben sich Flatrates etabliert, überall musste sich erst ein Preis einpendeln.
Die Fragen stellten Till Spielmann und Daniel Lenz
Mehr zum Thema im neuen buchreport.express 7/2012 (hier zu bestellen)

Kommentare

2 Kommentare zu "Das Feedback der Leser gibt uns recht"

  1. Wahrscheinlich haben sie einfach nicht die Situation klar dargestellt.
    War der Preis wirklich 0 Euro oder war der Preis „das was die Leser bereit zu zahlen sind“?
    Kurzfristig erhältliche Edition zu einem Preis von Null Euro, die sich auch vom normalen eBook unterscheidet („Dies ist eine kurzfristig erhältliche …“), und der Vermerk, dass die Aktion den Zweck hat Preis für ANDERE eBooks des Verlages zu bestimmen und nur ein Dummkopf hätte dagegen was unternommen, da vollkommen aussichtslos.
    (Ansonsten- interessant Aktion, nur dumm, dass ich das eBook sowieso in allen möglichen Browser nicht rutnerladen konnte, da kaputte Datei. Ich weiß nicht obs an meiner Technik lag.)

  2. Dr. Wolfgang Philipp Müller | 16. Februar 2012 um 21:27 | Antworten

    Die Buchpreisbindung ist im Zeitalter des Internets und der Globalisierung ein einziger Skandal. Kreative Ideen werden von Rechtsdinosauriern tot getrampelt. Bald fällt die Mauer! Freiheit für das Buch!

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