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Mini-Investment mit Maxi-Hoffnungen

Bertelsmann hat das eigene Engagement im Geschäft mit privaten Bildungsangeboten konkretisiert. Mit einem 100 Mio Dollar schweren Fonds sollen Studien- und Weiterbildungsprogramme in den USA und Europa gefördert werden. Zentral sind dabei Online-Angebote. Der Medienkonzern will sich frühzeitig in dem schnell wachsenden Markt positionieren, der Unternehmern und Investoren angesichts staatlicher Budgetkürzungen und der fortschreitenden Digitalisierung große Chancen eröffne. 

Erstes Ausrufezeichen von Thomas Rabe

Der lang erwartete und schon von Ex-Konzern-Chef Hartmut Ostrowski vorbereitete Einstieg von Bertelsmann in den Bildungsmarkt ist das erste Ausrufezeichen des neuen Konzernchefs Thomas Rabe (Foto) – allerdings ein auffällig kleines. Denn anders als Rabes Vorgänger wie Thomas Middelhoff setzt der neue Konzernchef offenbar nicht auf große Übernahmen, sondern überschaubare und wenig riskante Investments, möglichst mit anderen Partnern geschultert, nach dem Modell des Geschäfts mit Musikrechten, bei dem Bertelsmann mit dem Private-Equity-Unternehmen KKR kooperierte.
Wie der Medienkonzern mitteilt, 
  • sollen mit dem „University Ventures Fund I“  (die Zahl eins verweist darauf, dass weitere Fonds folgen könnten) Partnerschaften mit Hochschulen eingegangen werden, um in den USA und Europa Bildungs-Angebote zu lancieren. 
  • Die Gütersloher beteiligen sich mit 50 Mio Dollar, zu den weiteren Geldgebern gehört die Investment- und Vermögensverwaltungsgesellschaft der Universität von Texas
  • Für die ersten Jahre seien zwischen sechs und zehn Einzelinvestments geplant, von denen einige bereits initiiert worden seien: In Europa gründete University Ventures bereits mit der Firma „Higher Education Online“ ein Unternehmen, das Partnerschaften mit europäischen Universitäten anstrebt, um Online-Studiengänge zu entwickeln.
  • Auch gezielte Direktinvestments von Bertelsmann sind vorgesehen. 
  • Gesteuert wird der Fonds vom neuen Bertelsmann-Chef Rabe, der als Chairman des Investitionsausschusses agiert.
  • Das operative Geschäft liegt u.a. bei Ryan Craig, Gründer der börsennotierten Onlineuniversität Bridgepoint Education, sowie dem von Bertelsmann kommenden Education-Experten Gregg Rosenthal.

Bildungsmarkt ist lukrativ

Über den neuen Fonds hatte bereits das „Manager Magazin“ Anfang des Jahres berichtet, dabei allerdings vermutet, dass die Gütersloher – neun Jahre nach dem Verkauf von Bertelsmann-Springer – künftig wieder in Fachverlage investieren wollen (hier mehr). Laut der britischen „Financial Times“ war Bertelsmann tatsächlich an der Übernahme der Bildungsverlage Thomson Learning und Houghton Mifflin Harcourt interessiert, scheue aber den Wettbewerb von großen Playern wie Pearson.

Also der Einstieg bei „Higher Education“. Die „Financial Times“ taxiert den Markt für Berufsausbildung, Universitätsstudien und berufliche Weiterbildung – also ohne Schulen und Fachverlage – weltweit auf ein Volumen von 1 Billion Dollar. Privatwirtschaftliche Unternehmen kontrollierten bislang nur ein Drittel.

Steigt auch Apple in den Bildungsbereich ein?

Nach dem deutschen Medienkonzern könnte auch Apple in dieser Woche ankündigen, auf dem Bildungsmarkt künftig verstärkt mitzumischen. „Join us for an education announcement in the Big Apple“, lautet der Einladungstext für eine Pressekonferenz am kommenden Donnerstag, bei der Apple möglicherweise den Einstieg in den Schulbuchmarkt enthüllt. Hinweise darauf enthält die Steve-Jobs-Biografie von Walter Isaacson, in der der Apple-Mitbegründer davon spricht, Schulbücher neu erfinden zu wollen. Konkret wollte Jobs Schulbuchautoren unter Vertrag nehmen, damit sie digitale Versionen ihrer Bücher für das iPad entwerfen. mehr zum Thema bei AllThingsD/„Wall Street Journal“.

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