Webinar-Strategen: Initiator Ulrich Ehrlenspiel (r.) und Random House-Unternehmensentwickler Matthias Aichele.Seit 2012 testet die Verlagsgruppe Random House Webinare. Webseminare sind bei Fachverlagen bekannt, für Publikumsverlage Neuland. In den USA sind solche Formate längst nicht nur als Marketing-Tool attraktiv.
- Marketingfunktion: Als oberstes Ziel gilt die Verbreiterung des Vermarktungsservices. Ehrlenspiel: „Diese An‧gebote für Autoren sind sehr wichtig und ein zusätzliches Beispiel für das breite Spektrum in der Vermarktung ihrer Inhalte.“ Webinare sind zugleich ein Mittel des branchenweit von Verlagen ausgebauten Dialogs mit dem Leser.
- Geschäftsmodell: Neben den Marketingqualitäten haben Webinare das Potenzial zum Geschäftsmodell. 38 Euro mussten die ca. 80 Teilnehmer beispielsweise bei einem Webinar mit dem Arzt und Autor Rüdiger Dahlke (mehr als 50 Titel, im September erscheint „Das Buch der Widerstände“ bei Arkana) bezahlen; die Erlöse wurden unter Verlag und Autor aufgeteilt. Wichtige Erkenntnis: „Es deutet sich nach den ersten Webinaren an, dass es hier eine Zahlungsbereitschaft in der Online-Welt gibt“, so Matthias Aichele, Chef der RH-Unternehmensentwicklung. In den kommenden Monaten sollen weitere Preispunkte getestet werden.
- Konzeption: Die thematischen Impulse gehen in München vom Lektorat aus. „Man braucht die Bindung zum Autor, aber natürlich wird auch das Marketing eingebunden“, erklärt Ehrlenspiel. Ziel sei, dass jeder Lektor ein Webinar mit seinen Autoren macht. Die Resonanz bei den Lektoren sei bisher ausnahmslos positiv.
- Vermarktung: „Mit den Webinaren haben wir Events mit Termin, auf den die Online-Kanäle zusteuern“, beschreibt Ehrlenspiel die Vorzüge des Netzseminars. Beim Debüt mit dem Autorenpaar Zurhorst wurde im Vorfeld Online-Werbung geschaltet (Google Adwords), es gab eine Kooperation mit dem Spiritualität-Webportal Mystica.tv, das einen Film mit den Paar-Beratern drehte. Ein guter Anfang, aber Ehrlenspiel räumt ein, dass es bei der Vermarktung der Webinare noch viel zu tun gebe, man müsse viel innovativer werden.
- Organisation: Selbst bei einer großen Verlagsgruppe wie Random House sind die Strukturen z.B. in der Buchhaltung bisher nicht auf ein solches Endkundengeschäft hin ausgerichtet. Dienstleistungen wie Payment werden deshalb bei RH ausgelagert.

Webinare von US-Verlagen
Hay House: Der Verlag wurde 1984 gegründet, als Selbstverlag der Autorin Louise Hay (in Deutsch u.a. bei Allegria, Ullstein und Kamp‧hausen) mit Schwerpunkt Selbsterfahrung, Spiritualität. Zum Portfolio gehören Bücher, Hörbücher, Videos, Konferenzen und ein Internet-Radiodienst, in dem Autoren präsentiert werden. Bei Live-Events im Web können sich die Teilnehmer zu Preisen ab 50 bis weit über 200 Dollar dazuschalten. Nachträglich können die Videos on Demand ab 30 Dollar gekauft werden.



Kommentar hinterlassen zu "Zeitgemäß inszenieren und Geld verdienen?"