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Großer Preis des Deutschen Literaturfonds geht an Annette Pehnt

Annette Pehnt (Foto: Peter von Felbert)

Annette Pehnt erhält den mit 50.000 Euro dotierten „Großen Preis des Deutschen Literaturfonds“. Sie wurde von der Jury, bestehend aus Birte Lipinski, Manuela Reichart und Hans Thill, aus dem Kreis der bisher durch den Deutschen Literaturfonds geförderten Stipendiatinnen und Stipendiaten gewählt.

Die Jury zeichnet Pehnt für ihr umfangreiches Werk aus, das „von einer beeindruckenden Fähigkeit, in ganz verschiedenen literarischen Formen und oft mit wenigen Worten Perspektiven zu vermitteln, Geschichten aufzubauen und Stimmungen zu erzeugen“. In ihrem aktuellen Roman „Die schmutzige Frau“ habe sie „auf originelle Weise die schriftstellerische Arbeit selbst zum Thema“ gemacht. „Sie verknüpft hier eine versifizierte Rahmenhandlung um eine von ihrem Ehemann finanziell abhängige Schriftstellerin mit eingelegten Prosaminiaturen und entwickelt so ein ganz eigenes Spiel von Strenge und Erzählfluss, vom Umgang mit dem Schreiben und der Fiktion. Dass nur aus der Perspektive der Protagonistin die Handlung zu erschließen ist, unzuverlässig und oft nur andeutungsweise, macht den Reiz der Erzählung aus und kommt einer ‚Wahrheit‘ über das Leben wohl näher als jede eindeutige Behauptung“, heißt es weiter. „Ihre Geschichten fordern uns auf beste Weise heraus: durch Form und Inhalt. Für ihr Gesamtwerk und mit besonderer Hochachtung vor dem jüngsten Roman Die schmutzige Frau verleiht die Jury Annette Pehnt den ,Großen Preis des Deutschen Literaturfonds'“, schließt die Jury ihre Begründung ab. 

Der Große Preis des Deutschen Literaturfonds ist aus dem Kranichsteiner Literaturpreis hervorgegangen und gehört mit einem Preisgeld von 50.000 Euro zu den höchstdotierten Literaturpreisen in Deutschland.

Literaturförderpreis geht an Grit Krüger

Neben dem Großen Preis des Deutschen Literaturfonds wurde außerdem der Kranichsteiner Literaturförderpreis vergeben. Der mit 5000 Euro dotierte Preis geht an Grit Krüger. Der Kranichsteiner Literaturförderpreis wird seit 2003 jährlich an eine Autorin oder einen Autor unter 35 Jahren mit mindestens einer Buchveröffentlichung vergeben. Die Jury-Begründung bezieht sich auf Grit Krügers Debütroman „Tunnel“: Darin gehe es „um die Suche nach einem Ausweg aus prekären Verhältnissen“. „Aus vier verschiedenen Perspektiven, mit vier verschiedenen Stimmen erzählt sie davon, was es bedeutet, arm zu sein. Das wird nicht eindimensional realistisch erzählt, vielmehr sind das literarische Variationen über ein Thema: lyrische und surreale Passagen haben da genauso einen Platz wie genau beschriebene kindliche Ängste. Voller Empathie entwirft die Autorin Randexistenzen und erzählt von absurden Ausbruchsfantasien, die plötzlich real werden“, heißt es weiter. 

Ebenfalls bekanntgegeben wurden die Empfänger des New-York- und des London-Stipendiums:

  • Das New-York-Stipendium geht an Jens Sparschuh, „dem es auch mit seinem jüngsten Roman Nicht wirklich gelingt, auf ungemein kluge und humorvolle Weise existentielle Fragen ins Zentrum zu stellen.  Ganz leichthändig wird da nicht nur über die Wahrnehmung und die Fiktion philosophiert, auch DDR-Realität und Nachwendeexistenzen werden überraschend ins Zentrum gerückt“, so die Begründung der Jury. Das Stipendium umfasst einen zehnwöchigen Aufenthalt im Deutschen Haus in New York. 
  • Das London-Stipendium geht an Anja Kampmann, „die in ihrer Lyrik die Provinz schillern lässt, aus scheinbaren Nebensächlichkeiten Poesie macht und in Prosa wie Gedicht einen unverwechselbaren Sound gefunden hat“, so die Jury. Das Stipendium umfasst einen zehnwöchigen Aufenthalt am Queen Mary College der University of London. 

Alle Preise werden gemeinsam mit dem Paul-Celan-Preis, der in diesem Jahr an Holger Fock und Sabine Müller geht, am 27. November im Literarischen Colloquium in Berlin überreicht. Die Laudatio auf Annette Pehnt hält Christine Lötscher, Professorin für Populäre Literaturen an der Universität ZürichDie Laudatio auf Holger Fock und Sabine Müller hält Cornelia Ruhe, Professorin für Romanische Literatur- und Medienwissenschaft an der Universität Mannheim.

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