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Selma Wels empfiehlt Fatma Aydemirs »Dschinns«

Selma Wels gründete und leitete von 2011 bis 2020 den Binooki Verlag, veranstaltete Literaturfestivals und arbeitet jetzt im Veranstaltungs-Team von Ullstein. Ihr Buchtipp:

„Ich habe dieses Jahr kein anderes Buch so häufig gelesen wie ‚Dschinns‘ – zuerst privat, dann als Jurymitglied des Deutschen Buchpreises, bei dem der Titel auf der Shortlist stand. Dieses Mal lese ich es anders, weil ich bald mit Fatma Aydemir darüber auf einer Bühne spreche. Hüseyin kam als Gastarbeiter nach Deutschland. Nach 30 Jahren Schufterei erfüllt er sich einen Traum: Eine Wohnung in Istanbul. Am Tag des Einzugs stirbt er. Sein Tod vereint die Familie in dieser Wohnung. Aydemir erzählt von sechs grundverschiedenen Menschen, die zufällig miteinander verwandt sind, und von der unstillbaren Sehnsucht, verstanden zu werden – auch oder insbesondere in dem Konstrukt Familie. Die Perspektiven der Familienmitglieder zeigen, dass sie trotz der Unterschiede in mindestens einer Sache beieinander sind: dem Gefühl der Heimatlosigkeit. ‚Dschinns‘ vereint nicht nur die Frage nach Identität und Herkunft, es behandelt ebenso die Lebenswirklichkeiten marginalisierter Menschen in Deutschland. Dieses Buch lebt und es hat körperlich etwas mit mir gemacht – es hat mir nächtelang den Schlaf geraubt, weil es mich tief berühren konnte.“

Fatma Aydemir Dschinns, 368 S., 24 €, Hanser, ISBN 978-3-446-26914-9

Selma Wels (Foto: Carolin Weinkopf)

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