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Das globalisierte Regal

Die Erfolge der englischsprachigen Originalausgaben der „Harry Potter“-Saga von Joanne K. Rowling, der „Bis(s)“-Vampirromanze von Stephenie Meyer aber auch des „Eragon“-Epos von Christopher Paolini haben im Handel einen Trend ausgelöst: Das weltläufige Lesepublikum hat diese Titel auf die „Spiegel“-Bestsellerliste Hardcover-Belletristik katapultiert und damit den Boden für eine Sortimentserweiterung in Richtung globalisiertes Regal bereitet.

Im Geschäft mit fremd- und vor allem englischsprachigen Titeln mischt seit dem 1. November auch das Bietigheim-Bissinger Barsortiment Umbreit stärker mit.
Der Zwischenbuchhändler hat mit dem Einstieg bei Petersen Buchimport (Hamburg) – über die Anteilsverhältnisse schweigen sich beide Parteien aus – rechtzeitig vor dem Weihnachtsgeschäft für Bewegung auf dem Feld der Importeure gesorgt. „Was die Einfuhr von fremdsprachigen Büchern anbelangt, waren wir bislang noch nicht besonders stark aufgestellt“, kommentierte Umbreit-Geschäftsführer Clemens Birk den Deal.

Birk ist im Zuge der Transaktion neben Johann Christian Petersen in die Geschäftsführung von Petersen eingezogen. „Das Engagement öffnet uns auf dem Sektor der fremdsprachigen Bücher interessante Perspektiven“, hofft der Umbreit-Geschäftsführer mit Doppelfunktion. Ins Feld führt die Allianz 30 000 englischsprachige Lagertitel, hinzu kommen 250 000 Besorgungstitel in Kooperation mit dem Barsortiment Bertrams (Großbritannien).

Weiteres Wachstum im Blick

Die Arbeitsteilung zwischen Umbreit und Petersen Buchimport läuft wie folgt:

  • Die Ressorts Vertrieb, Bestellannahme, Einkauf und Katalogversand sind am Petersen-Sitz in der Hansestadt verblieben.
  • Alle logistischen Dienstleistungen wie Wareneingang, Lagerhaltung und Komissionierung werden von Umbreit erledigt.

Die Transaktion erfolgte auch vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Wettbewerbs unter den großen Zwischenbuchändlern um Marktanteile auf einem Wachstumsfeld. Das Hamburger Barsortiment Libri hat sich in der Vergangenheit neben Petersen als wichtiger Importeur für den deutschen Buchmarkt aufgestellt. Stücke vom Kuchen wollen sich aber auch Könemann und KNV greifen, die ihre Angebotspalette an fremdsprachigen Originalausgaben sukzessive aufgestockt haben.

In den letzten Monaten trommelte besonders  der Stuttgarter Zwischenbuchhändler KNV im Handel lauter für Importtitel. Als Expertin für den Buchimport dockte zum Jahresanfang Maren Höll bei KNV an. „Die Zielgruppe, die sich für fremdsprachige Bücher interessiert, wird weiter wachsen“, prognostizierte KNV-Einkaufsleiter Markus Fels. Eine Einschätzung, die von den Strategen der großen Filialisten geteilt wird.

„Top-Autoren wie Donna Leon oder John Grisham verkaufen sich im Original als Taschenbücher fast genauso gut wie deutschsprachige Bestseller“, schilderte Nina Hugendubel, geschäftsführende Gesellschafterin der Buchhandlung Hugendubel, im Gespräch mit buchreport. In München und Frankfurt hat der Großfilialist mit den Hugendubel „bookshops“ sogar eigene Buchhandlungen für englischsprachige Litereratur eingerichtet. Dort werden auch DVDs und Hörbücher aus den USA und Großbritannien für alle Altersgruppen offeriert. Auch bei der Douglas-Tochter Thalia und der Mayerschen gibt es Regalmeter mit Importtiteln. Vor allem in ergänzenden Geschäft mit englischsprachigen Büchern steckt noch hohes Potenzial. Für diese Annahme sprechen folgende Faktoren:

  • Gute Kenntnisse der englischen Sprache werden für immer mehr Kunden zur Selbstverständlichkeit.
  • Wer englischsprachige Titel kauft, ist in der Regel weniger Preissensibel als der übliche Buchkäufer.
  • Aufwändige Marketingkampagnen für internationale Bestseller wirken wegen der modernen Nachrichtenkanäle heute in den meisten Fällen auch grenzübergreifend.

Rainer Uebelhöde, erschienen in buchreport.magazin 11/2008

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