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Andreas Köglowitz: Verlag gründen 2.0

Andreas Köglowitz: Verlag gründen 2.0

Schön, hat mal wieder einer das gute alte „2.0“ verwendet um das davor etwas aufzuschönen und ihm einen „modernen“ Touch zu geben, mag jetzt mancher denken. Aber weit gefehlt: Die 2.0 steht in diesem Fall lediglich dafür, dass ich wirklich dabei bin, zum zweiten Mal einen Verlag zu gründen.

Vor elf Jahren habe ich schon mal einen Verlag gegründet, zusammen mit einem Partner und dieser Verlag wird noch weiter bestehen, doch ab diesem Jahr ohne mich, immer noch unter dem Namen „Ubooks“. Elf Jahre Arbeit in einen Verlag zu stecken, zu sehen, dass er gedeiht, immer größer wird und dann immer noch auf dem aufsteigenden Ast das Handtuch zu werfen und nochmals von vorne zu beginnen, macht das Sinn? Aus einer rein deutschen Sicherheitsdenke heraus sicher nicht, aber ich bin der Meinung, dass man das, was gut ist, immer noch besser machen kann. Also auf geht`s.

Grundsätzlich ist es ja ziemlich einfach, einen Verlag zu gründen. Man meldet ein Gewerbe an, holt sich einen ISBN-Nummernblock, kennt vielleicht noch jemanden, der was geschrieben hat und fertig ist der eigene Verlag. Will man aber einen erfolgreichen Verlag gründen, der Bücher veröffentlicht, die auch von mehr Leuten gelesen werden als der eigenen Verwandtschaft, so kommen ungefähr eine Million Aufgaben hinzu.

Der größte Vorteil beim zweiten Mal ist, dass man weiß was man alles falsch machen kann.

Der größte Nachteil ist, dass man weiß, was man falsch laufen kann, obwohl man alles richtig gemacht hat.

Aber wie schon gesagt, zu den größten Pessimisten gehöre ich ja nicht.

Fangen wir mal ganz vorne an, bei der Zeitplanung für solch ein Projekt. Vor ca. einem Jahr habe ich beschlossen, einen neuen Verlag zu gründen und in ca. sechs Monaten werden die ersten Bücher in den Regalen stehen. Ein im Vergleich zu oben beschriebenen Szenario gefühlt langer Zeitraum für eine Verlagsgründung könnte man meinen, aber ich denke dieser Zeitraum ist das Minimum bei einer korrekten Planung.

Zuerst steht einmal die Konzeptionierung auf dem Plan. Das heißt herauszufinden, was man genau machen will, welche Richtung oder welche Nische man bedienen will (hier zeichnen sich bereits die ersten Vorteile ab, wenn man kein Neuling ist in diesem Geschäft). Zudem muss ein Name gefunden werden (Unsichtbar Verlag sollte es dann werden – die Namensfindung allein würde einen eigenen Blog füllen) und auch schon die ersten Autoren gefragt werden, ob sie das Konzept mittragen wollen, denn welcher Autor geht schon einfach so von seinem etablierten Verlag zu einem Neuling, ohne dadurch einen Mehrwert zu haben (ja, auch Autoren können eigennützig denken und das ist auch gut so). So vergehen bereits die ersten sechs Monate in denen man viel tut, aber nichts passiert.

In der Phase 2 geht es dann an die konkrete Umsetzung. Firmenlogo, CI und auch die Internetseite werden von der Grafikagentur entworfen und auch oft verworfen. Die Autoren reichen ihre ersten Manuskripte ein, welche man natürlich noch sorgfältiger prüft als sonst. Beim Start muss alles sitzen. Erste Kontakte werden geknüpft und man versucht, seine Idee des neuen Verlages in die Welt zu streuen – Dank Facebook etc. heute ja problemloser möglich als noch vor 10 Jahren.

Somit ist bereits ein Jahr vergangen und die große Masse hat nichts mitbekommen, von dem, was da vor sich hinkocht im Verlagshinterzimmer.

Irgendwann ist auch Phase 2 vorbei und es geht raus ans Licht. Die Webseite geht online mit ein paar Gimmicks, die man sich ausgedacht hat, und man kündigt auch schon die ersten Bücher an. Und hier. muss ich sagen, merke ich ganz klar einen Unterschied zum Jahr 2000. Währen es damals Jahre gedauert hat, bis wir mal mehr als 20 Besucher am Tag auf der Seite hatten, obwohl wir eine der ersten Verlage mit eigenem Shop waren, geht so was heutzutage innerhalb von Stunden, was mich selbst etwas überrascht hat. Aber gut, holt man wieder etwas Zeit auf, die vorher verloren gegangen ist. Nun tritt man also in die Phase der Öffentlichkeit ein und versucht ein möglichst gutes Bild abzugeben, ohne zu sehr zu posen, denn Credibility ist für mich heutzutage eine der Erfolgsfaktoren schlechthin.

Wie wird es weitergehen? Man darf gespannt sein.

Kommentare

5 Kommentare zu "Andreas Köglowitz: Verlag gründen 2.0"

  1. Vielleicht gibt es ja in der Tat noch mehr Gründe, zu einem neuen Verlag zu gehen, als die, welche Herr von Eichborn so wunderschön herablassend auflistet.
    Möglicherweise das von Herrn Köglowitz erwähnte Konzept?
    Vielleicht ist ja nicht jeder Autor ein Bittsteller, sondern tatsächlich mehr daran interessiert, sein Werk in einem Verlag unterzubringen, in dem es verstanden und geschätzt wird, in dessen Programm es sich vielleicht besser einfügt als in denen anderer Verlage?
    Zugegeben, der Gedanke ist abwegig.

  2. Ich muss Herrn Vito von Eichborn vollkommen Recht geben. Ein Verlag besteht nur aus seinen Inhalten, die man gut oder schlecht verkaufen kann.
    Ich bin in meinem ersten Teil der Verlagsgründung absichtlich nicht darauf eingegangen, da mir das als selbstverständlich erschien und wollte zeigen, welche zusätzliche Arbeit noch hinter einem Verlag steckt.
    In meinem Fall sind die meisten Autoren von alten Verlag mitgewandert und wir bauen uns nun nur ein neues Haus um unsere Inhalte.
    Ich denke ein ausführlicher Blogbeitrag zum Thema Inhalte und Autoren bei Verlagsgründung ist nun fällig.

  3. Vito von Eichborn | 2. März 2011 um 17:40 | Antworten

    Ein Verlag besteht aus nichts – außer Inhalten. Der Rest ist Arbeit.
    Wie kann jemand einen Verlag gründen, ohne ein Wort über die Inhalte zu verlieren?
    Warum sollte ein Autor zu einem neuen Verlag gehen?
    Guter Grund: Er ist überall sonst abgelehnt worden. (Zu Unrecht?)
    Oder: Keine Lust zum Klinkenputzen.
    Oder: Ohnehin hoffnungslos.
    Gibt’s noch mehr?
    VvE

  4. Das ist auf jeden Fall ein berechtigter Einwand. Doch arbeite ich in diesem Bereich so weiter wie schon 10 Jahre zuvor und somit nicht so wirklich anders.
    Manuskripte sichten etc ist oben erwähnt und Vorschau und Herstellung kommen wirklich erst später, da der Verlag ja erst im Herbst startet.
    Ich werde aber dann wohl mal einen Blogbeitrag zu dem Thema schreiben.

    Grüße und Danke für das Feedback

  5. Danke für diesen Artikel. Für Neulinge oder Seiteneinsteiger in der Verlagsbranche bietet dieser Bericht leider nicht viel nützliche Information. Der Verleger2.0 weiß anscheinend von was er spricht, schließlich gründet er zum zweiten Mal, aber für Außenstehende scheint das Verlagsgeschäft oder vielmehr die wiederholte Gründung nur um Fehlervermeiden, CI, Logo, Websitegestaltung und Kontrolle der Besucherzahlen zu drehen?! Das macht doch aber keinen Verlag aus. Aber was ist mit dem eigentlichen Verlagsgeschäft: Manuskripte sichten, Lektorat, Vorschauen produzieren, Vertrieb organisieren, Kalkulation und Herstellung usw. das kommt doch nicht erst in den nächsten Phasen? Ich wünsche viel Erfolg!

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