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Kinder- und Jugendbuch: Segment zwischen Freude und Frustration

Renate Reichstein ist seit 2013 Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen (avj). Sie arbeitet seit 1998 im Oetinger Verlag. Dort leitet sie die Abteilung Rechte und Lizenzen (Foto: Isabel Grubert).

Das Kinder- und Jugendbuch ist für die Branche von besonderer Bedeutung. Die Verlage ziehen mit ihren Programmen für junge Leser das Buchpublikum von morgen heran. Wie ist es um den Stabilisator aktuell bestellt? Renate Reichstein, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen (avj), zeichnet ein Bild mit Licht und Schatten.

Die Umsätze kommen insgesamt nur langsam in die Gänge. Wie ist die Stimmung im Kinder- und Jugendbuch?

Sie pendelt zwischen Freude und Frustration. Es gibt einige Verlage, denen es derzeit außerordentlich gut geht und die in den Bestsellerlisten ganz vorn rangieren. Aber viele andere hoffen immer noch auf eine Wende und fahren mit gemischten Gefühlen zur Leipziger Buchmesse. Das Einkaufsverhalten des stationären Buchhandels in den ersten zwei Monaten des Jahres ist eher verhalten. Die entscheidenden Fragen, die sich derzeit alle stellen: Wann kommt der Handel endlich in die Gänge? In welchen Mengen wird geordert? Tröpfelnd oder traut sich das Sortiment endlich auch wieder Stapel zu?

Die gesellschaftlichen Rollenbilder verändern sich. Spiegeln die Programme Vielfalt und Umbrüche?

Themen aus diesem Kontext werden von den Kinder- und Jugendbuchverlagen stärker aufgenommen, sie sind aber eigentlich nicht neu. Schon Erich Kästner hat in seinem Klassiker „Emil und die Detektive“ eine zwar verheiratete, aber im Grunde doch alleinerziehende Mutter sehr plastisch geschildert. Und „Paule ist ein Glücksgriff“ von Kirsten Boie hat schon 1985 Adoption und Rassismus im Kinderbuch aufgegriffen. In den Medien wird der Fokus momentan stärker auf solche Themen gesetzt und Bücher, die es dazu gibt, werden in der Öffentlichkeit ganz anders wahrgenommen. Sie sind heute auch für die Kritik und generell für das Feuilleton interessanter als in der Vergangenheit. Davon könnten Verlage noch stärker profitieren und gleichzeitig einen gesellschaftlichen Beitrag leisten, indem sie mit ihren Büchern für mehr Toleranz und Offenheit werben.

Welche aktuellen Trends dominieren bei den Lizenztiteln?

Fantasy, Dystopie, Romantasy – das sind inhaltlich weiterhin die großen Felder, auf denen die Hoffnungen der Verlage blühen und auf denen dann auch oft die Bestseller wachsen. Auf dem internationalen Markt gibt es immer noch genügend Nachschub für die Verlage und für die Vielleser wird es auch weiterhin Neues zu entdecken geben. Dass manche Buchhändler über austauschbare Titel im Kinder- und Jugendbuch klagen, ist verständlich. Derzeit zeichnet sich aber kein neuer nachhaltiger Trend ab. Ich bin gespannt, was in Leipzig und anschließend im April auf der Kinder- und Jugendbuchmesse in Bologna an neuer Frühjahrsproduktion gezeigt wird.t

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