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Verlage zu verkaufen

Die Franz Cornelsen Bildungsgruppe, drittgrößter Verlag im buchreport-Ranking der 100 größten Verlage, strukturiert um: Das Unternehmen will sich künftig auf den Schulbuchmarkt und den digitalen Bereich konzentrieren. Die dafür erforderlichen Investitionen sollen aus dem Verkauf von Unternehmensteilen stammen.
Im Einzelnen:
  • Die Geschäftsfelder Nachhilfe (mit rund 900 Mitarbeitern der zweitgrößte Unternehmensbereich der Cornelsen-Gruppe) und Wissenschaftsverlage (die kleinste Unternehmenseinheit mit ca. 50 Mitarbeitern) werden verkauft. 
  • Ein Verkaufsschild trägt auch das in Mannheim beim Bibliographischen Institut angesiedelte Geschäftsfeld „Kinder und Jugendbuch“. 
  • Das Bibliographische Institut soll künftig zwei Standorte haben: Die Buchaktivitäten werden in Berlin zusammengeführt; in Mannheim soll die sprachtechnologische Einheit von Duden verbleiben. Welche Mitarbeiter mit nach Berlin gehen, werde in den kommenden Wochen verhandelt. 
  • Der Kalenderverlag KV&H, ebenfalls beim Unternehmensbereich Publikumsverlage angesiedelt, soll seine Geschäfte weiter von den Standorten Unterhaching und Dortmund aus betreiben. 
  • Ab Herbst komme ein innovatives Kalenderportal als Startup unter dem Namen „Calvendo“ hinzu.

Das Geld aus den Verkäufen soll in den Ausbau des digitalen Geschäftes und in den Bildungsbereich fließen: Ein neuer Unternehmensbereich „Digital“ soll sich ab 2013 an Internet-Bildungsunternehmen beteiligen. Man werde in Prozesse und IT-Systeme investieren und sich so aufstellen, dass „das (digitale) ,Schulbuch der Zukunft’ von den Cornelsen Schulverlagen kommt“, heißt es in der Pressemeldung. Zur Bildungsmesse Didacta 2013 in Köln werde man neue digitale Schulangebote  vorstellen.

Auch die Schulbuchverlage werden neu strukturiert:
  • Der größte Unternehmensbereich der Bildungsgruppe, die Cornelsen Schulverlage mit 1300 Mitarbeitern, werden als Dach der schulischen Aktivitäten in eine GmbH umgewandelt. 
  • Die Unternehmen Cornelsen Verlag, Cornelsen Schulverlage Marketing und Duden-Paetec sollen auf die neue GmbH übergehen. 
  • Eine Verschmelzung des Oldenbourg Schulbuchverlages auf die Cornelsen Schulverlage GmbH soll 2014 folgen. 
  • Unter dem neuen Dach sollen die Schulbuchmarken Cornelsen, Oldenbourg Schulbuchverlag, Duden, Volk und Wissen sowie BSV stärker profiliert und ausgebaut werden. 
Auch der Unternehmensbereich Erwachsenenbildung soll an Bedeutung gewinnen. „Die Bildungsgruppe will im seit Jahren wachsenden Marktsegment „Erwachsenenbildung“ künftig überproportional wachsen“, so die Ankündigung. Dazu sollen insbesondere der Ausbau des AKAD-Kollegs und ein neuer Online-Campus beitragen.

Wie im buchreport.express 4/2011 berichtet, feilt der Berliner Bildungskonzern bereits seit 2010 an seiner Umstrukturierung.  Im Januar 2011 wurde die Unternehmensträgerstiftung in die „Franz Cornelsen Bildungsholding GmbH & Co. KG“ umgetauft, u.a. um die Holding besser vom Schulbuchverlag Cornelsen abzugrenzen. Die bisher 30 als eigenständige Einheiten geführten Unternehmen wurden zu fünf strategischen Feldern geführt: Schule und Bildung, Nachhilfe, Erwachsenenbildung, Publikumsverlage und Wissenschaft. Mit den Bereichen Nachhilfe und Wissenschaft werden zwei der zusammengeführten Einheiten jetzt komplett verkauft. 

Aus Sicht der Holding-Geschäftsführung war die Umstrukturierung dadurch notwendig geworden, dass Cornelsen, „aus strukturellen Gründen keine weiteren Zukäufe mehr verkraften konnte“. Die Cornelsen-Gruppe hat 2011 ca. 429 Mio Euro umgesetzt (hier mehr). 1990 waren es lediglich ca. 60 Mio Euro. 

Mehr zum Thema lesen Sie im aktuellen buchreport.express 30/2012 (erscheint am Donnerstag, 26. Juli 2012).

Kommentare

1 Kommentar zu "Verlage zu verkaufen"

  1. Der drittgrößte Verlag entlässt zahlreiche Mitarbeiter, darauf läuft es doch hinaus. Was für ein Armutszeugnis für die Strategen in Berlin.

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