Sachbuch-Novitäten: Krieg, Klima und Krisen

Die Sachbuch-Programme der Verlage sind auch immer ein Spiegel der Gesellschaft und zeigen, was die Menschen bewegt. Was Leserinnen und Leser demnach aktuell am meisten beschäftigt? Es sind drängende Themen wie Krieg, Klima und Krisenbewältigung. Aber auch Titel, die sich mit Geschlechterrollen und Selbstfindung beschäftigen, stehen weiterhin auf der Agenda. Abgerundet werden die kommenden Programme wie immer mit dem ein oder anderen, oftmals humoristischen Titel von Deutschlands Promis.

Setzen die Herbstprogramme frische Impulse?

Im bisherigen Jahresverlauf schlägt sich das Sachbuch – nach schon schwächeren Werten im Vorjahr – nicht gerade herausragend: Im Mai verzeichnete die Warengruppe ein Umsatzplus von knapp 1%, im bisherigen Jahresverlauf kommt sie auf +1,6%. Dahinter steht ein um über 1 Euro gestiegener Durchschnittspreis. Die verkauften Stückzahlen sind dagegen rückläufig: –5,5% im Mai und –3,9% im bisherigen Jahresverlauf.

Für eine positivere Sachbuch-Entwicklung sollen ab dem Spätsommer unter anderem diese Themen und Titel von bekannten und (noch) unbekannten Autorinnen und Autoren beitragen:

• Krieg in der Ukraine: Das Kriegsgeschehen in der Ukraine dominiert weiterhin die Nachrichten. Im Sachbuch versuchen Experten und unmittelbar Betroffene länger gültige Antworten zu finden: Katerina Gordeeva interviewte nach Ausbruch des Krieges betroffene Menschen in Flüchtlingszentren in der Ukraine, in Russland und Europa. „Nimm meinen Schmerz“ (Droemer) enthält 24 dieser Berichte. Nora Krugs „Im Krieg“ (Penguin) zeigt zwei illustrierte Tagebücher aus Kiew und St. Petersburg. Analytischer wird es bei Guido Knopp: Er erklärt in „Putins Helfer“ (Quadriga), wer die Hintermänner der russischen Diktatur sind. Und wie Regieren in Zeiten des Krieges funktioniert, versucht Stephan Lamby in „Ernstfall“ (C.H. Beck) zu erklären.
• Klima: In „Das nomadische Jahrhundert“ (Piper) zeigt Gaia Vince auf, wie die Klima-bedingte Migration die Welt verändern wird. Zum Klima-Protest und zum zivilen Widerstand ruft die „Letzte Generation“-Mitgründerin Lea Bonasera in „Die Zeit für Mut ist jetzt!“ (S. Fischer) auf. Passend dazu: In „Protest“ (Leykam) schreibt Yasmine M’Barek über Wirksamkeit und Risiken des zivilen Ungehorsams.
• Gesellschaft: Eine Reihe von Titeln setzt sich auf verschiedene Art mit der Gesellschaft und ihrer Zukunft auseinander: Alice Hasters zum Beispiel erklärt in „Identitätskrise“ (Hanserblau), warum Zweifel der Beginn von Neuerfindung ist und warum das für die Gesellschaft wichtig ist. Der TV-Experte Dirk Steffens (früher u.a. „Terra X“, aktuell „Geo“) widmet sich gemeinsam mit Wissenschaftsjournalistin Marlene Göring in „Eat it!“ (Penguin) der Zukunft der globalen Ernährung. Michel Friedman schreibt in „Schlaraffenland abgebrannt“ (Berlin Verlag) von der „Angst vor einer neuen Zeit“. Florence Gaub indes will laut ihrem Verlag dtv mit „Zukunft“ Ängste nehmen und stattdessen den Blick nach vorne schärfen.
• Geschlechterrollen: Alexandra Zykunov liefert in „Was wollt ihr denn noch alles?!“ (Ullstein) Zahlen, Fakten und Absurditäten zum Thema Gleichberechtigung. Von Vorurteilen in der Arbeitswelt schreibt Annahita Esmailzadeh in „Von Quotenfrauen und alten weißen Männern“ (Campus).
• Bekannt aus Film und Fernsehen: Auch Gesichter, die regelmäßig im Fernsehen zu sehen sind, haben neue Buchprojekte, mit denen sie die verschiedensten Themenbereiche abdecken. Mit dabei sind u.a. Entertainerin Désirée Nick („Alte weiße Frau“, Penguin), Schauspieler Fritz Wepper („Nur mit Hund bin ich ein Mensch“, Goldegg), Kabarettist Florian Schroeder („Unter Wahnsinnigen“, dtv), Moderatorin Linda Zervakis („Landgang“, Ullstein) und Schauspielerin Sophie Passmann („Pick me Girls“, Kiepenheuer & Witsch).

Sachbuch-Novitäten im Herbst