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Martin Muser erhält den Jahres-LUCHS 2023

Martin Muser (Foto: Mina Henriette Binder)

Martin Muser (Foto: Mina Henriette Binder)

Der Autor Martin Muser erhält den LUCHS des Jahres 2023 für seinen Jugendroman „Weil.“ (Carlsen). Der LUCHS ist der Kinder- und Jugendbuchpreis von der „Zeit” und Radio Bremen und mit 8000 Euro dotiert.

In dem ausgezeichneten Roman „Weil.“ fahren fünf Jugendliche aus Berlin aufs Land, um für ihr Abitur zu lernen. Auf dem Weg nehmen sie einen jungen Anhalter mit, der ihnen jedoch bald auf die Nerven geht, sodass sie ihn an einer Tankstelle zurücklassen. Doch der Anhalter steht am nächsten Tag mit zwei Begleitern vor ihrer Tür und beginnt, sie zu tyrannisieren.

So begründet die LUCHS-Jury ihre Entscheidung:

„Martin Musers Roman ist ein Lehrstück über Angst, Mut und Gewalt. Er inszeniert ein raffiniertes Kammerspiel, in dem der Machtrausch der einen zur Ohnmacht der anderen wird. Lebenswelten und Milieus knallen in ‚Weil.‘ mit voller Wucht aufeinander – ein Text wie ein Faustschlag, der in seiner Schonungslosigkeit zugleich schockiert und fasziniert und auch die Leserinnen und Leser, die der eskalierenden Gewalt gebannt folgen, herausfordert. Muser lotet unsere ethischen Grenzen aus: Kann man Unrecht mit Geld begleichen? Hat einer mehr Schuld als die anderen, und darf man ihn deshalb verraten? Müssen alle gemeinsam büßen, oder kann sich einer für alle opfern? Existiert das Böse grundlos aus sich heraus? Und kann man ihm etwas entgegensetzen? Kann man Widerstand leisten, ohne dafür draufzugehen? Nur 120 sehr dichte und bestens komponierte Seiten benötigt der Autor, um eine vielleicht nicht heile, aber doch intakte Welt in Stücke zu schlagen. Im Wechsel erzählt Muser aus den unterschiedlichen Perspektiven der Jugendlichen, schneidet sie geradezu filmisch in schneller Folge gegeneinander. Jede Regel, mit der sie das Leben bisher in Gut und Schlecht unterteilt haben, ist außer Kraft gesetzt, stattdessen sehen sie sich mit den eigenen Schwächen und Abgründen konfrontiert. All das macht diesen Roman zu einer verstörenden Zumutung – im besten Sinne, weil er in all seiner Gnadenlosigkeit eine Einladung ist, sich selbst und die Grundfesten dieser Gesellschaft radikal zu hinterfragen. Das Ende lässt Muser zum Glück offen, denn so hat man nach der Lektüre keine Antworten, sondern Fragen. Und damit ist der Grundstein für Erkenntnis gelegt, aus der etwas Neues, vielleicht Besseres erwachsen kann. ‚Weil.‘ wäre nicht nur ein perfekter Stoff fürs Ethik-Abi, es ist ein Roman fürs Leben.“

„Weil.“ hat sich beim Jahres-LUCHS gegen die anderen Monatssieger durchgesetzt, aus denen die Jury den Jahres-LUCHS wählt. Der Roman ist das Jugendbuchdebüt von Martin Muser, der als freier Autor, Dramaturg und Dozent arbeitet. Neben Drehbüchern schreibt er Kinderbücher, darunter sein Debüt „Kannawoniwasein“, das auch verfilmt wurde. Den LUCHS des Jahres 2023 erhält Muser 2024 am Vorabend der Leipziger Buchmesse.

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