buchreport

Klima-Comic »Le monde sans fin« räumt ab

Mit ihrer gemeinsamen Graphic Novel „Le monde sans fin“ ist Christophe Blain und Jean-Marc Jancovici in ihrer französischen Heimat der ganz große Bestsellererfolg gelungen: Der bei Dargaud erschienene Titel lässt im Jahresranking für 2022 alle belletristischen Spitzentitel und hochauflagigen Taschenbücher hinter sich und besetzt Platz 1 der über alle Kategorien meistverkauften Buchtitel.

In dem Sach-Comic widmen sich die Autoren den wissenschaftlichen Hintergründen und drängenden ­Fragen des Klimawandels. Der Erfolg des Titels gründet dabei auf der Popularität der Verfasser: Als Initiator, Zeichner und fragend durch den Titel führende Figur bestimmt Christophe Blain den locker-lustigen Ton des faktenreichen Titels. Der erfahrene Illustrator hat seit den 1990er-Jahren zahlreiche Comics veröffentlicht (u.a. „Isaak der Pirat“, „Gus“, „Quai d‘Orsay“) und verfügt in Frankreich über einen beachtlichen Bekanntheitsgrad.

Das inhaltliche Fundament des Comics liefert der renommierte und in den Medien häufig präsente Klimae­xperte Jean-Marc Jancovici, der seit vielen Jahren zum Thema Dekarbonisierung forscht und auch die Politik in Klimafragen berät.

Hierzulande ist die Übersetzung des Titels im vergangenen Mai bei Reprodukt erschienen. „Welt ohne Ende“ hat in der Presse durchaus einige Beachtung gefunden. So erläuterte Léonardo Kahn in Deutschlandfunk Kultur die Entstehungsgeschichte des Comics und Erik Wenk lobte im „Tagesspiegel“, der Titel sei „ein gewaltiger und faktenreicher Ritt durch die Geschichte der Industrialisierung bis heute. Blaine gelingt es dabei bravourös, das komplexe Thema witzig zu illustrieren: Selbst kleinste und beiläufigste Zeichnungen sind hinreißend ausgeführt.“ 

Der große Verkaufserfolg blieb in Deutschland allerdings aus. Einer der Gründe dafür ist sicherlich die im Buch aufgezeigte Lösung für die Klimakrise. Wenk: „Über weite Strecken dürften die Leser:innen ziemlich d’accord mit der Diagnose des Comics sein. Vor allem dem deutschen Publikum wird jedoch nicht gefallen, was Jancovici als Übergangslösung vorschlägt, um die Klimakatastrophe abzuwenden: Atomenergie.“ Auch Kahn stellt fest, dass sich an diesem Punkt die französische Sichtweise von der Deutschen abspalte: „Die Kernkraft betrachten in Frankreich viele Ökologen als einzig sinnvollen Ausweg, um Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren. Jean-Marc Jancovici gehört als Gründer des Pro-Atomkraft Thinktanks Shift Project zu den Hardlinern. Die deutsche Skepsis beäugt der Ingenieur kritisch.“ Die deutsche Buchausgabe werde dadurch „Zeugnis zweier teils gegensätzlicher Ansichten zur selben globalen Bedrohung“.

 

Kommentare

Kommentar hinterlassen zu "Klima-Comic »Le monde sans fin« räumt ab"

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Mit dem Abschicken des Kommentars erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihre Daten elektronisch gespeichert werden. Diese Einverständniserklärung können Sie jederzeit gegenüber der Harenberg Kommunikation Verlags- und Medien-GmbH & Co. KG widerrufen. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutz-Richtlinien

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*