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Katharina Peter über »Erzählung vom Schweigen«

Katharina Peter, 1980 in Bad Soden am Taunus geboren, studierte Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Sie lebt als Autorin und Dramaturgin in Hannover. Als Vorstand des Vereins Theatrum e. V. konzipiert und realisiert sie transdisziplinäre Projekte an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft. „Erzählung vom Schweigen“ ist ihr erster Roman. (Foto: Matthes & Seitz)

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In den aktuellen Frühjahrsprogrammen der Verlage finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autorinnen und Autoren. Zu den Newcomern zählt Katharina Peter, die sich im Fragebogen vorstellt.

Mein Roman in drei Sätzen

„Meine Geschichte ist nicht meine Geschichte“, sagt Protagonistin Karolina Estor über ihr Leben und erinnert sich dabei an traumatisierende Szenen aus Kindheit, Jugend, Adoleszenz – Synchronschwimmen, Sozialistische Jugend, Psychiatrie. Sie weitet den Blick auf die Bedingungen ihrer 68er-Eltern, die Gefühlsarmut, inmitten der diese aufwuchsen, warum sie sich einer stalinistischen K-Gruppe anschlossen und scheiden mussten; sie rekonstruiert nationalsozialistische Verstrickung und verleugnete Schuld der Großeltern, das Deckeln von Krankenmorden, die Ignoranz gegenüber eigenen Kriegstraumata. Eine exemplarische Ich-Erzählung über den transgenerationalen Zusammenhang einer durchschnittlichen deutschen NS-Täter-Familie.

Mein Weg zu Matthes & Seitz Berlin

Ich hatte vier Jahre an meinem Manuskript gearbeitet und mich vergeblich damit um Stipendien und bei einigen Verlagen beworben. Schließlich überarbeitete ich es final und schwor mir: Ein letztes Mal will ich noch versuchen, es professionell anzugehen. Frank Kroll von der Agentur Kroll nahm mich dann zu meinem großen Glück bald unter Vertrag und vermittelte mich an meinen Traumverlag Matthes & Seitz Berlin.

Das Verdienst meines Lektors

David Frühauf formte mein Manuskript zu einem Buch, sein Einfühlungsvermögen in den Text und seine strukturierte Vorgehensweise bewundere ich sehr. Ich danke ihm für den so wertschätzenden Umgang. Er vertraute meinem Manuskript und konnte mich überzeugen, meine Renitenz gegenüber einigen grammatikalischen Regeln aufzugeben. Durch die korrekte Verwendung von Plusquamperfekt und Konjunktiv an entscheidenden Stellen gelang eine klarere Distanzierung der Erzählerin zu Ereignissen und Personen, die sie weiter empowerte.

Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche

Noch bin ich eine Fremde in diesem Kosmos, die wenigen Einblicke, die ich bisher durch meinen Verlag erhielt, scheinen mir jedoch hochspannend: Wie Marketing, Vertrieb und Handel sich verzahnen, wie Programme im Geheimen entwickelt und endlich präsentiert werden, wie Titel als Bücher in die Welt gelangen und ihren Weg zu den Lesenden finden und dort ihren Zauber entfalten. All diese unter großem Zeitdruck so ernsthaft und konzentriert arbeitenden Menschen. Ich bleibe gespannt.

Meine Lieblingsbuchhandlung

Der Annabee Buchladen in Hannover-Linden war ein sehr wichtiger Ort für mich, während ich an meinem Debütroman arbeitete. In Phasen von großer Schreibunsicherheit hielt ich mich hier gerne auf und tankte Kraft durch die Anwesenheit all der guten Bücher. Oft kaufte ich dann mehr, als ich je würde lesen können, und trug meine Beute wie Schutzpatrone heim.

Meine Lieblingsautoren

Dostojewski, Büchner, Beckett, Horvath; Sarah Kane, Hertha Müller, Jelinek, Ernaux, Anja Hilling, Anne Reinecke, Johanna Kaptein

So lese ich

Leidenschaftlich, sporadisch. I am a non-fiction lover.

Schreiben ist für mich

Mein Körper.

Wenn ich nicht gerade schreibe

Mit dem Hund gehen, Klavier üben, Beziehungspflege, Care-Arbeit.

Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?

Katharina Peters Roman hat mich schon beim ersten Lesen gepackt, weil er in einer schonungslosen Offenheit die eigene Geschichte und die ihrer Familie erzählt. Es ist das Debüt einer ungewöhnlich erfahrenen und erfahrungsreichen Autorin, wie ich es noch nie von einer deutschen Autorin gelesen habe. Sie erzählt sprachlich souverän deutsche Geschichte im Spiegel ihrer eigenen Erfahrungen: mitreißend, hart und doch voll großartigem, bisweilen rabenschwarzem Humor, nachdenklichen Beobachtungen und überraschenden Szenen.

Dr. Andreas Rötzer, Verleger

Hier gibt es weitere Newcomer des Frühjahrs 2023 im Überblick.

Debüts im Frühjahr 2023 – im buchreport.magazin 1/2023

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