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Irina Kilimnik über »Sommer in Odessa«

Irina Kilimnik wurde 1978 in Odessa in der Ukraine geboren und kam mit fünfzehn Jahren nach Deutschland, wo sie später Humanmedizin und Mediapubli‧shing studierte. Sie ist die Autorin zahlreicher Essays, Buchrezensionen und Kurzgeschichten, war Teilnehmerin am 18. Klagenfurter Literaturkurs und wurde beim MDR-Literaturwettbewerb mit zwei Preisen ausgezeichnet. Sie lebt in Berlin. „Sommer in Odessa“ (Kein & Aber) ist ihr erster Roman. (Foto: S. Hawlisch)

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In den aktuellen Frühjahrsprogrammen der Verlage finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autorinnen und Autoren. Zu den Newcomern zählt Irina Kilimnik, die sich im Fragebogen vorstellt.

Mein Roman in drei Sätzen

Olgas Familie wäre ein reines Frauenhaus, gäbe es da nicht den launischen Großvater, einen Möchtegern-König, der „seine“ Frauen nach seiner Pfeife tanzen lässt. Ihm verdankt Olga auch das ungeliebte Medizinstudium – sein Auftrag an sie als letztgeborenes Mädchen, und wären da nicht ihr indischer Kommilitone Radj und die beste Freundin Mascha, die Abwechslung in Olgas Leben bringen, wäre der öde Unialltag noch öder gewesen. Doch dann taucht Opas alter Freund David auf und hat ein lang gehütetes Geheimnis dabei, das die Familienordnung ordentlich durcheinanderbringt. Ist es Olgas Chance, aus ihrem Leben auszubrechen?

Mein Weg zu Kein & Aber

Nicht zu steinig, nicht zu sumpfig, nicht zu dornig, und mit einer Prise Glück.

Das Verdienst meines Lektors

Patrick Sielemann hat in diese chaotische Odessa-Familie Struktur gebracht. Er lehrte die Familienmitglieder Ordnung zu halten und sorgte dafür, dass keines zu kurz kam. Den Opa konnte er allerdings nicht umerziehen – er blieb ein launischer Alter.

Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche

Ich habe u.a. Mediapublishing studiert und kenne mich ein wenig in der Buchbranche aus. Ich weiß, wie vielschichtig ein Prozess der Buchentstehung ist und wie knapp die Verlage kalkulieren müssen. Umso erstaunlicher finde ich diese Vielfalt an Büchern, die Jahr für Jahr herauskommen, und umso wichtiger erscheint mir die Buchpreisbindung für die kulturelle Landschaft.

Meine Lieblingsbuchhandlung

Schleichers Buchhandlung in Dahlem-Dorf. Sehr gut sortiert und bei den Büchern, die wichtig sind, ist sie absolut up to date.

Meine Lieblingsautoren

Leïla Slimani, Irvin D. Yalom, Honoré de Balzac

So lese ich

Ich muss zwischen privatem und beruflichem Lesen unterscheiden. Privat lese ich gerne abends, wenn es in der Wohnung ruhiger wird. Wenn das Buch mich fesselt, kann es durchaus vorkommen, dass ich erst spätnachts ins Bett gehe. Die Bücher, die ich rezensiere, lese ich tagsüber und langsamer. Gerne dann auch zweimal, wenn es die Zeit erlaubt.

Schreiben ist für mich

Eine Art, in einen Dialog mit mir selbst zu treten. Oder wie ein bekannter Lektor meinte: „Man muss dabei die Hose runterlassen, sonst ist es nix.“

Wenn ich nicht gerade schreibe

…und arbeite, bin ich gerne in der Natur.

Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?

Selten, sehr selten passiert es: Man liest die ersten Seiten eines sogenannten „unangeforderten Manuskripts“ – eines Texts also, der nicht von einer Agentur kam oder von jemandem, mit dem man ohnehin in Kontakt stand – und ist gebannt. Ist das dieser Roman, nach dem man immer Ausschau hält? Man liest weiter, man ist begeistert und fasziniert, man tauscht sich mit der Autorin aus, und dann steht es fest: Ja, dieses Buch muss erscheinen, und zwar bei uns! „Sommer in Odessa“ erzählt aus dem Leben in der Ukraine, kurz bevor alles kippt. Eine großartige Familiengeschichte, gespickt mit Humor und Drama und prall gefüllt mit einzigartigen Figuren, über eine Normalität, wie wir sie kennen, und die viel fragiler ist, als wir es wahrhaben möchten. Ein Buch, das auf leisen Wegen zu uns gefunden hat, dabei ist es ein mächtiger Paukenschlag.

Patrick Sielemann, Lektor

Hier gibt es weitere Newcomer des Frühjahrs 2023 im Überblick.

Debüts im Frühjahr 2023 – im buchreport.magazin 1/2023

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