Die Versuche des zur Klett-Gruppe gehörenden Friedrich Berlin Verlags, die kriselnde Zeitschrift „Literaturen“ zu sanieren, sind offenbar gescheitert. Ab Oktober erscheint die Zeitschrift beim Deutschland-Ableger des Schweizer Medienkonzerns Ringier, zunächst noch eigenständig, ab 2012 dann als Supplement von „Cicero“. Das Kartellamt muss der Übernahme noch zustimmen.
Der Friedrich Berlin Verlag (u. a. „Theater heute“, „Opernwelt“, „Tanz“) wolle sich auf seine Kernkompetenz im Bereich der Darstellenden Kunst konzentrieren, heißt es in einer Pressemitteilung von Ringer Deutschland.
„Literaturen passt zusammen mit Cicero und Monopol hervorragend in unser Titel-Portfolio, mit dem wir im deutschen Printmarkt eine einzigartige Position im Premium-Segment einnehmen“, betont Rudolf Spindler, Geschäftsführer von Ringier Deutschland und ehemals Geschäftsführer des SZ-Magazins. „Ich bin mir sicher: Literaturen wird im Kontext von Cicero erfolgreich sein und für unsere Leser eine inhaltliche Bereicherung bieten.“
In diesem Jahr werde „Literaturen“ im gewohnten Veröffentlichungsrhythmus erscheinen: Die nächste Ausgabe zur Frankfurter Buchmesse, im November folge die Weihnachtsausgabe. Vom kommenden Jahr an wird die Zeitschrift mit voraussichtlich fünf Ausgaben als „Magazin im Magazin“ „Cicero“ beigelegt. Für die Redaktion der Literaturen sollen weiterhin Frauke Meyer-Gosau und Ronald Düker verantwortlich tätig sein.
Die Übernahme durch Ringer ist das nächste Kapitel einer Krisengeschichte:
- Literaturen wurde im September 2000 von Sigrid Löffler („Das Literarische Quartett“) gegründet und profilierte sich mit Beiträgen und Rezensionen von renommierten Autoren; zu den regelmäßigen Beiträgern gehören Verena Auffermann, Eckhard Fuhr, Jens Bisky, Patrick Bahners oder auch Roger Willemsen und Ingo Schulze.
- 2008 schied Löffler nach Meinungsverschiedenheiten mit dem Verlag aus.
- Ende 2008 wurde der Titel einem Relaunch unterzogen und von monatlicher auf zweimonatliche Frequenz umgestellt, nachdem die verkaufte Auflage von ehemals 20.000 auf 14.000 Stück (Stand: 2009, Angaben des Verlags) gesunken war; laut Media lag die zuletzt bei der IVW gemeldete Auflage von Literaturen im Jahr 2007 sogar nur bei 11.035 verkauften Exemplaren.
Ansage von Geschäftsführer Michael Merschmeier seinerzeit: „Wir wollen die abgesprungenen Käufer und Abonnenten wieder ins Boot holen.“ Das Blatt habe bislang „keine roten und keine schwarzen Zahlen geschrieben“, sondern eine ausgeglichene Bilanz erwirtschaftet, erklärte Merschmeier 2008. Sie sei keine mit Zuschüssen gepäppelte Nelke im Knopfloch von Klett.
Das nächste Kapitel einer Krisengeschichte, wohl wahr. Ich habe Literaturen seit Erscheinen gelesen und am Anfang war ich begeistert und habe jeder neuen Ausgabe entgegengefiebert. Leider ist die Zeitschrift aber in das trübe Fahrwasser des Durchschnittsrezensenten abgeglitten, es wird eben nicht mehr lebhaft und aufregend von Literatur erzählt, sondern über andere Rezensenten gefaselt,Autorinnen und Autoren oberlehrerhaft schlecht gemacht und viel dahergeschrieben, was für die Kulturprofis im Lande interessanter ist als für den Leser. Eine junge, frische Redaktion mit wirklichem Spaß an Literatur wäre dringend erforderlich! Genug Interessenten gibt es nämlich, wie jede Buchmesse zeigt. Dann sind auch 12 Euro absolut in Ordnung.