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Vea Kaiser: Ihr versklavt uns

Vea Kaiser: Ihr versklavt uns

Liebe E-Book-Piraten, ich bin Autorin eines der E-Books, die Ihr gratis zum Download anbietet und ich fühle mich von Euch bestohlen und ausgebeutet.

Ich bin entsetzt, was Ihr tut. Ich habe jahrelang an diesem Roman geschrieben und finanziere mir mühsam durch den Verkauf mein Studium und mein Leben – das ist nicht besonders luxuriös, aber dafür kann ich an meinem nächsten Roman arbeiten. Ich bin auf diese Buchverkäufe angewiesen, und indem Ihr mein Buch für jedermann zur unbeschränkten kostenlosen Weiterverbreitung anbietet, nutzt Ihr mich aus. Ihr denkt Euch jetzt vielleicht, es ist ja nicht anders als borgen. Nunja: Es ist ein Unterschied, ob ich einem Freund ein Buch borge, oder Kopien für die ganze Stadt anfertige und sie am Marktplatz zur freien Entnahme aufstelle. Oder glaubt Ihr, wir Autoren würden ohnehin alle so gut verdienen, dass es egal ist, ob Ihr für unsere Arbeit bezahlt oder nicht? Ken Follett wird es vielleicht nicht kratzen, aber junge Autoren, innovative Stimmen sind von jedem verdammten Buch abhängig.

Was Ihr hier macht, ist nichts Anderes als Diebstahl. Und was ich so schlimm finde, Ihr schämt Euch nicht einmal, sondern animiert Euch gegenseitig weiterzustehlen. Ihr nennt das „Bücher befreien“ – ist Euch bewusst, dass Ihr damit die Autoren versklavt? Ihr zwingt Autoren, gratis für Euch zu arbeiten, Ihr anerkennt unsere Leistung nicht, laut Euch steht uns NICHTS zu. Jahrelange Arbeit, nur damit Ihr kostenloses Lesevergnügen habt? Das ist Sklaverei.

Wären alle Leser so wie Ihr, dann gäbe es keine Bücher mehr, denn wir Autoren hätten nicht die Möglichkeit zu schreiben. Warum ich Euch das sage? Weil ich im Herzen daran glaube, dass Leser gute Menschen sind und Bücher, sowie deren Autoren, schätzen. Zumindest schreibe ich für Leser, die die Arbeit eines Autors auch zu schätzen wissen, und bereit sind, dafür zu zahlen. Denn sind wir uns ehrlich: 10 bis 20 Euro für ein Buch ist verdammt wenig. Zwei Kinokarten, 4 Packerl Zigaretten, 1/4 Tankfüllung. Das rechnet nie die jahrelange Arbeit, und wir Autoren tun’s trotzdem. Wenn Ihr aber so weitermacht, zerstört Ihr die Vielfalt.

Klar, Bücher wird es immer geben. Aber überlegt mal, ob Ihr noch lesen wollt, wenn es nur noch Megaseller wie Shades of Grey gibt, weil sich anderes nicht mehr rentiert, weil junge Autoren keine Chance haben, weil innovative Ideen nicht mehr möglich sind. Ach, und dann habt Ihr ja Euer Argument, Ihr wollt doch nur die „Content-Mafia“ umgehen, legitimiert Ihr Euer Treiben damit, dass Ihr meint, es bräuchte keine Verlage? Nur dass Ihr wisst: Verlage entdecken neue Autoren, verwirklichen mutige Bücher und helfen dem, was Ihr nachher gut findet, aus dem Ei.

Das sind keine üblen Verwertungsmaschinen, die einen Autor ausquetschen, sondern Menschen mit Herz, die einem Projekt ins Leben helfen. Ohne deren Mut, Expertise und stützende Strukturen gäbe es einen ziemlichen Einheitsbrei, denn das Durchsetzen von Neuem in diesem gewaltigen Markt überfordert die Möglichkeiten eines einzelnen Menschen. Wenn Ihr das wollt: dann macht weiter so. Wenn nicht, überlegt doch mal, ob Ihr dem Buchhändler um die Ecke nicht einen Besuch abstatten wollt. Dort gibt es übrigens auch persönliche Beratung, Hilfe, Lektüre zu finden, die Ihr sonst nicht gefunden hättet, oder Lesungen, die Möglichkeit, Autoren mal kennenzulernen. Geht doch mal zu einer Lesung und schaut Euch den Menschen an, der das Buch geschrieben hat, und erklärt mir dann bitte, wieso dieser Mensch Euer Sklave sein soll.

Vea Kaiser, geboren 1988, studiert klassische und deutsche Philologie in Wien. Für ihre belletristischen Arbeiten erhielt sie u.a. das Hans-Weigel-Literaturstipendium und den Theodor-Körner-Preis. Bei Kiepenheuer & Witsch ist im Juli 2012 „Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam“ erschienen.

Den Text postete Vea Kaiser als offenen Brief auf ihrer Facebookseite, nachdem sie ihren Roman „Blasmusikpop” als kostenloses E-Book im Internet fand.

Mit freundlicher Genehmigung der Autorin.

Kommentare

20 Kommentare zu "Vea Kaiser: Ihr versklavt uns"

  1. Hallo Vea! Das, was dich versklavt, ist deine eigene Einstellung. Hast du schonmal von Kickstarter gehört? Wenn du die nächste Idee für ein neues Buch hast, kannst du es ja einfach mal ausprobieren.

  2. Werter Herr Riedelsheimer,

    Spiegelbest sprach von 95%. Und wenn ein Autor keinen klangvollen Namen hat, sind Erlöse die sich im einstelligen % Bereich bewegen, durchaus realistisch.
    Was Lektoren und Übersetzer betrifft, da bin ich bei Ihnen. Da muss einfach über neue Modelle der Finanzierung nachgedacht werden.

    • Markus Riedelsheimer | 28. Januar 2013 um 11:19 | Antworten

      Ich zitiere: „Bevor Amazon und die Buchpiraten mit den Ebooks auf den Plan traten,
      hatten es 98% der Autoren aber mit einem regelrechten Kartell zu tun“. Zustimmen kann ich ebenfalls nicht ganz, dass sich die Erlöse für Autoren im einstelligen % Bereich bewegen. Denn wenn man den oftmals gewährten Vorschuß mit einberechnet, so landen wir da schon schnell im zwar niedrigen, aber eben doch zweistelligen % Bereich.

  3. Ich denke, das jeder der das Buch haben möchte, es auch kauft. Das gilt für ein gedrucktes Buch genauso, wie bei einem EBook. Nicht anders sieht es bei Musik und Filmen aus. Sicher sind die Piraten nervig und ihre Aussage, das Internet sei frei und kostenlos, ist Quatsch. Produktpiraterie ist strafbar. Und für den Geschädigten ärgerlich. Darum verstehe ich das Anliegen und die Aussagen der Autorin. Wenn auch die ein oder andere Aussage bissl zu arg ist.

    • Gerne stimme ich dieser Meinung zu.
      Vielleicht eine Überlegung für Buchpiraten oder Leser einer kostenlosen Version dieses witzigen, hintergründigen und geistreichen Buches. Ich bin ein Anwender und Unterstützer von Opensource Programmen: Viele entwickeln in Ihrer Freizeit hochinteressante und qualitativ wertvolle Programme einzeln oder in der Gemeinschaft. Doch wovon sollen sie leben? Teilweise unterstützen solvente Firmen solche Projekte, teilweise spenden Nutzer dieser kostenlosen Programme für die Entwickler.
      Natürlich gewinnt man damit keine Reichtümer und nicht jeder ist ehrlich. Aber jemand der liest, sollte auch wissen, dass ein Autor leben muss. Und wenn es hoffnungsvolle Autoren wie Frau Kaiser gibt, sollte dieses Modell für „freie e-Books“ den Autoren zusätzlich gerechtfertigte Einnahmen in die Kasse spülen.
      Nach dem Lesen dieses wunderschönen Buches würde ich sogar den doppelten Buchpreis als Spende überweisen.

  4. Michael Nardelli | 22. Januar 2013 um 16:41 | Antworten

    Als einer der neuesten Buchverleger Deutschlands möchte ich hier folgendes anmerken: Ja, Autoren sind sozusagen mein ein und alles. Sie arbeiten großartig mit, bei ungeweissen Einnahmen. Wir sind allesamt Anfänger, haben nicht die finanzielle Power von Medienkonzernen, denen Verlage, Zeitungen, TV-Sender und Radiostationen gehören, die also Millionenbeträge fürs Marketing haben und Synegieeffekte nutzen, Nachfragedruck erzeugen können. Wir sind Idealisten und lassen uns davon nicht entmutigen. Ich habe ja gerade erst angefangen, neue Autoren zu entdecken, mutige, andere, besondere, werthaltige Bücher auf den Markt zu bringen. Ich mache mir dabei sehr viele Gedanken und versuche, alle Beteiligten fair zu behandeln und zu entlohnen. Nein, ich bin in der Tat keine üble Verwertungsmaschine, die einen Autor ausquetscht. Die Rabatte, die ich als „Kleiner“ gewähren muss (besonders schlimm: Amazon) machen die Sache aber schon sehr schwer. Ein Buch könnte viel weniger kosten…

    Mithin stehen wir vor demselben Problem, wie die Musik-Industrie es schon lange hat, haben aber nicht deren Möglichkeiten, fehlende Einnahmen auszugleichen. Wer zahlt schon für die Lesung eines unbekannten, neuen Autors? Und wen hat die Musik-Industrie schon alles verklagt? Da werden ja ganze Schulhöfe kriminalisiert. Nein, das möchte ich nicht. Wäre schade ums Buch.

    Meine Kreativität, immer Neues zu versuchen, meinen Autoren und meinem Verlag zum Durchbruch zu verhelfen, lasse ich mir nicht nehmen. Und Piraten machen mir keine Angst: Wer Lesestoff als „Hehlerware“ organisiert, würde das Buch eh nicht kaufen. Mancher ist aber schon durch Youtube berühmt geworden. Vilelicht kommt ja der ein oder andere durch Piratengut weder auf den Lesegeschmack.

    Piraten sind nicht das Hauptproblem, sondern der Mainstream des Immer-Gleichen, das Oligopol. Beleidigte Leberwusrt spielen, Frau Kaiser, bringt uns nicht weiter.

    Ich werde jedenfalls keine Ruhe geben. Ich mache es eben anders. das bin ich meinen (neuen) Autoren schuldig – Ebook hin, Piraterie her.

    • Volle Zustimmung ! Zitat:…Piraten sind nicht das Hauptproblem, sondern der Mainstream des Immer-Gleichen, das Oligopol….

      Piraten sind eigentlich eher eine kostenlose Werbung. Während der von Ihnen erwähnte Mainstream beim Leser den Eindruck der Beliebigkeit, ja Wertlosigkeit hervorruft. Die Folge ist dann eben mangelnde Wertschätzung und der Wunsch, das Produkt so billig wie möglich zu bekommen.Mit dem Gedanken…Zum einmal lesen reichts.

      Damit möchte ich nicht die Verfasserin des Beitrags kränken. Ihre Werke sind mir nicht bekannt.Aber da sie selbst im Tagesspiegel eine Plattform dafür bekam, nehme ich an, daß sie so unbekannt nicht ist. 🙂

  5. Was in solch einer Diskussion immer außer Acht gelassen wird, ist die Tatsache, das es sich immer noch um ein Werk handelt, egal ob gedruckt oder digital. Wenn man in den Genuss eines künstlerischen Schaffens kommen möchte, muss man eben dafür bezahlen, egal ob die Autorin eine J.K. Rowling mit einem milliardenschweren Konto oder eine Vea Kaiser mit einem Studentenguthaben ist. Fakt ist, diese Menschen investieren ihre Zeit, ihre Geld und geben ihre Berufe teilweise oder ganz auf, damit WIR die Möglichkeit haben, uns unterhalten zu lassen. Auch sie sind es, die eine ganze Industrie am Leben halten. Nur weil das Bourne-Vermächtnis in den DVD-Charts ganz oben steht und die Verleiher und Produktionsfirmen ihre Millionen eingenommen haben, kann ich doch nicht einfach in einen Laden gehen und mir die DVD/Blu-Ray ohne zu bezahlen mitnehmen. Letztendlich ist ein Film nichts anderes als ein Buch, das visuell dargestellt wird.

    spiegelbest : Die Frage nach dem Preis ist doch überflüssig. Inhaltlich gibt es keine Unterschiede (sofern es sich nicht um ein Enhanced eBook handelt). Auch die Herstellung ist je nach Verfahren kostspielig, Copy & Paste funktioniert da nicht. Die Abrechnung der Verkäufe ist je nach Kopierverfahren des eBooks ebenfalls aufwendig, und es gibt natürlich eine ganze Menge an Leute, AUCH die Zwischenhändler wie Amazon und Co., die daran verdienen möchten. Wir können ja mal versuchen, die gesamte Buchbranche und alle, die damit zu tun haben, durch Open Access zu finanzieren. Die Politik machen wir dann für die Arbeitslosenquote verantwortlich (klappt immer).

    Vielleicht sollte man mal über Werbung in Büchern, ach was sage ich, in ALLEN Werken, die auf dem geistigem Eigentum basieren nachdenken. Da hätten wir doch alle was von („Weine nicht, wenn der Regen fällt…“, „Kaufen sie jetzt Taschentücher von XX…“ , „…dammdamm, dammdamm“). Die „Sauger“ im Internet bräuchten weiterhin nichts bezahlen (hoffentlich kann man sich den Strom bald auch aus dem Netz laden), Saugstuben hätten endlich mal wirklich eine legale Daseinsberechtigung („Wir bieten nur die Plattform an“ HAHAHAHA), und Autoren/Künstler und Verlage würden wieder gerecht entlohnt werden. Die einzigen Verlierer wären die ECHTEN Leser, da bis dato das Buch eines der wenigen werbefreien Medien gewesen ist.

    Das Problem ist einfach nur, Leute ohne Weitblick haben keine Ahnung, wer und welcher Aufwand hinter einem Buch/eBook steckt. Daher sollte deren Meinung trotz Meinungsfreiheit weiterhin belächelt werden.

    • „Wenn man in den Genuss eines künstlerischen Schaffens kommen möchte, muss man eben dafür bezahlen“

      „Irgendwie“ ja, aber die Frage ist die Ausgestaltung des Bezahlmodells. Künstlerische Werke, die man übers Radio genießen kann, zahlt man z. B. über angehörte Werbung oder Rundfunkgebühren. Der Genuss literarischer Werke geht auch völlig legal kostenfrei (oder gegen geringe Jahresgebühr) in einer Bibliothek, oder durch Ausleihen von Freunden.

  6. KiWi als überschaubar von Ebook-Piraterie betroffener Verlag müsste mal ein, zwei monatliche Tausies in die Hand nehmen, und schon wäre das Problem für ihn weitgehend erledigt. Pi mal Daumen wären das pro Monat pro Autor Kosten zwischen einem einstelligen Betrag und dem Preis eines einzelnen Buchs. Das mal allgemein gesprochen.

    In Ihrem speziellen Fall sieht die Sache so aus: Wenn mich mein Schnelltest nicht trügt (bitte falsifizieren Sie mich!), ist Ihr Buch in den einschlägigen deutschsprachigen Ebook-Piraterieforen gar nicht vertreten (was so übrigens auch für die meisten anderen Unterzeichner des „Wir sind die Urheber“-Appells gilt). Die einzige Ausnahme bildet die quicklebendige Seite von spiegelbest, die zu beseitigen etwas avanziertere Maßnahmen erfordern würde, aber keinesfalls so unmöglich ist, wie es spiegelbest behauptet. Voraussetzung wäre eine Umlage bei den betroffenen Verlagen (wobei für KiWi – wiederum Pi mal Daumen – Einmalkosten im dreistelligen Bereich entstehen würden), und Voraussetzung dafür wäre wiederum, dass das Problem diesen Verlagen nicht komplett am Arm vorbeigeht.

    Nun muss man aber feststellen, dass die deutschen Belletristikverlage nicht willens und/oder nicht fähig sind, sich um das Piraterie-Problem zu kümmern. Das zeigt sich exemplarisch an ihren Maßnahmen gegenüber dem Piraterieforum b***.bz, der mit weitem Abstand größten deutschsprachigen Buchseite nach amazon.de und also dem größten Piraterieproblem für deutsche Belletristikverlage. Es gibt diese Maßnahmen nämlich nicht, obwohl sie leicht durchzuführen wären und auch weit unter den Kosten für irgendwelche Meetings lägen, bei denen sich die Branchenvertreter gegenseitig einen darüber vorjammern, wie schlimm die Ebook-Piraterie ist.

    Ähnliches lässt sich sagen über die Problematik der Flatrate-Shops, die den Verlagen spätestens seit unserem Beitrag auf buchreport

    http://www.buchreport.de/blog.htm?p=2825#more-2825?no_cache=1?no_cache=1

    bekannt ist und aber auch nur zu den zwei typischen Reaktionen geführt hat: die Hände noch etwas tiefer in den Schoß und den Kopf schleunigst in den Sand!

    Der Beispiele gäbe es noch ein paar mehr. Insgesamt wäre das Piraterieproblem für die deutsche Belletristik (von den Sach- und Fachverlagen rede ich hier nicht) relativ leicht und kostengünstig zu erledigen, aber das nur einerseits, während andererseits sich bei mir der Eindruck verfestigt, dass da lieber gejammert und geklagt als irgendwas unternommen wird.

    Insgesamt tu ich mir wahnsinnig schwer, die deutsche Verlagsbranche in dieser Hinsicht zu verstehen, zumal sie doch mit der Musikindustrie ein überdeutliches Beispiel vor Augen hat, was mit den Umsätzen passiert, wenn die digitale Büchse der Pandora mal geöffnet ist. Kann mir bitte mal jemand erklären, warum sich die deutsche Buchbranche angesichts solch klarer Bedrohung so extrem nachlässig verhält?

    Wie gesagt, es geht um ein paar wenige Euro pro Monat pro Buch.

  7. Dr. Karl-Ludwig von Wendt | 22. Januar 2013 um 12:59 | Antworten

    Autoren = Sklaven? Nein. Gezwungen werden wir nicht, zu schreiben, schon gar nicht von Piraten.
    Piraterie = Diebstahl? Auch nicht. Uns wird ja nichts „weggenommen“, das wir hinterher nicht mehr hätten, außer gegebenenfalls Kunden, die uns ja nicht gehören.
    Piraterie = egal/legal? Definitiv nicht. Piraten brechen geltendes Recht. Das Urheberrecht ist aber kein Besitzrecht, sondern ein Verfügungsrecht. Der Urheber darf bestimmen, was mit seinen Werken geschehen soll, bis hin dazu, dass er sie der Öffentlichkeit vorenthalten darf. Das ist sehr ähnlich dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Wer also dafür ist, dass E-Books beliebig kopiert werden dürfen, ohne die Autoren zu fragen, der muss eigentlich auch dafür sein, dass jeder die privaten Daten anderer verbreiten darf. Der kann sich nicht gleichzeitig über die Datensammelpraktiken von Google, Facebook oder Apple aufregen, von Behörden wie der Polizei ganz zu schweigen.
    Nun, liebe Piraten, wie seht ihr das?

    • Ohne jetzt Pirat zu sein, hinkt der Vergleich. Denn eBooks WURDEN bereits veröffentlicht. Private Daten sind zu meist genau das – sie SIND privat…

      Wenn Sie also den Vergleich machen wollen, so muss ein „Pirat“ die Daten wirklich gestohlen haben. Sprich, sie müssen geschützt, nicht öffentlich zugänglich sein, und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen sein!

      Allein das Anbieter wie beam eBooks ohne DRM anbieten, oder dass man mit Amazon IN ein Buch rein schauen kann, bedeutet, dass die Daten nicht mehr geschützt sind. Und es auch nie waren.

      Ob ein Buch nun gescannt, aus dem Kindle-Store oder von Beam kommt ist komplett egal, das Buch IST öffentlich verfügbar! Und in dem Sinn wurde dem Nutzer ein Nutzungsrecht eingeräumt, das er auf seine Weise nutzt.

      Bei Facebook, allgemeinen privaten Daten, oder der Polizei wurde das Nutzungsrecht dagegen explizit eingeschränkt, so dass deren Veröffentlichung kein Verstoß gegen das Urheberecht ist. Stattdessen verhindert es die „Informelle Selbstbestimmung“. Und das ist der Knackpunkt…

      Nach mal, ein Autor hat diese Informelle Selbstbestimmung an seinem Werk bereits abgetreten, als er es dem Verlag zur Verfügung gestellt hat, oder bei Amazon eingereicht hat – als er es also zur Veröffentlichung freigegeben hat!

  8. Ich will die „Buchpiraten“ keinesfalls verteidigen. Aber wenn die Autorin so vehement gegen die „Versklavung“ ist- geht es ihr nur um bestimmte Gruppe (Autoren) oder um alle?
    Ist DRM keine Unterjochung der eigenen Leser? Zumindest bei beam ebooks habe ich das Buch nicht gefunden und gehe davon aus, dass es dort DRM gibt.

    Eigene Rechte schützen- klar gerne, aber denkt sie auch an ihre Leser? Oder wo kann man das Werk DRM frei als ebook kaufen?

  9. Ich sehe in den digitalen „Raubkopien“ kein neues Problem. Wieviel kann ein Autor eines Nicht-Megasellers wirklich an einem belletristischen Buch verdienen? Es war schon immer so, dass der „Kuchen“ nur für eine Handvoll Autoren ausreichte.Und das, was schon immer als Heilmittel für dieses Problem diente, steht auch unten in der Kurzbio der Autorin: Stipendien und Preise. Plus Tantiemen für Lesungen, Vertonungen, Verfilmungen etc. Und meist ganz schlicht: ein Brotberuf. Das war immer so, das wird auch immer so bleiben.

  10. Ich bin ebenfalls Autorin, allerdings hatte ich bisher Glück und mein (momentan einziger) Roman ist noch nicht in freier Wildbahn anzutreffen. Ich glaube jedoch, dass diejenigen, die Bücher illegal herunterladen, eben diese Bücher ohnehin nicht kaufen würden.

    Ich habe schon andere Bücher unter anderen Namen veröffentlicht und da wurde auch mit „gehehlt“. Ich habe lange darüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass es für meine Buchverkäufe keinesfalls problematisch ist, wenn meine Werke frei verfügbar sind. Im Gegenteil, wenn man es geschickt anstellt, kann man die Piraten-Foren als zusätzliches Marketing-Instrument nutzen.

    Außerdem finde ich es extrem schwierig, einer weitestgehend immateriellen Sache einen Geldwert anzuheften. Wurde ich wirklich bestohlen, wenn ich weniger Bücher verkaufe als vorher? Um bestohlen werden zu können, muss ich doch erst einmal Geld besessen haben.

    Norah Wilde

    PS: Ich beziehe mich natürlich auf E-Books. Aber Print-Ausgaben sind wiederum auch nicht in physikalischer Form in den Foren unterwegs, also ist das auch halb so wild.

    PPS: Anstatt die Piraten anzuprangern und zu versuchen, sie zu belehren, sollten wir Autoren zusammenhalten und uns auf das einzige konzentrieren, was wirklich unserer ureigenen Kontrolle unterliegt: Die QUALITÄT unserer Bücher 🙂

    • Leser, welche die Werke bereits in den Piraterieportalen oder bei „spiegelbest“ finden werden natürlich kein Geld mehr ausgeben, um an die gewünschten Werke zu kommen.

      Meine Frage ist jedoch, was machen die Leser, welche bisher Geld bezahlt haben? Werden diese auch in Zukunft für Ihr nächstes Buch Geld bezahlen, wenn sie sehen, dass Andere dafür nicht bezahlen müssen?

      Sind Diebe und deren Plattformen wirklich die besseren Marketing-Instrumente, um eine möglichst breite Masse an Lesern zu erreichen? Welche Art von Lesern hat man dann eigentlich?

      • Wer bisher Geld bezahlt hat, wird auch zukünftig Geld geben. Zumindest so lange, wie er der Meinung ist, dass sein Geld in die richtigen Hände gerät. Da bin ich mir bei der aktuellen Diskussion nicht mehr wirklich sicher…

        Sollte wirklich der komplette Warez-Markt ausgetrocknet werden können, so kann ich mir vorstellen, dass das komplett nach hinten los geht. Zumindest für kleine und unbekannte Autoren. Bestseller wird es weiter geben, aber der Markt konzentriert sich dann.

        Ich möchte auch kurz ausführen, warum ich dieser Meinung bin: Wer eine illegale Kopie (Raub kann es ja nicht sein…) ließt, der wird sein Geld für das ausgeben, was ihm am besten gefallen hat. Sprich, er wird es für die Titel ausgeben, die er im „Regal“ stehen haben möchte.

        Wenn nun das weg fällt, wird die gleiche Person nach meiner Meinung nicht mehr das Geld danach verteilen, was ihm am besten gefallen hat, sondern danach, was den größten Unterhaltungswert bietet. Und das sind Bestseller – nicht aber der kleine Autor an der Ecke, der sowieso schon nichts vom großen Marketing mitkriegt.

        Das Resultat wäre eine weitere Konzentration auf wenige Titel. Profitieren würden davon nur zweo Gruppen: 1. Verlage -> die machen den Dicken Reibach. 2. Bestseller-Autoren -> die schon einen Namen haben.

        Nun, den Verlagen geht es wohl eh schon zu gut, anders ist es mir nicht begreiflich, wie man nicht über die Konsolidierung ihres Geschäftsmodell nachdenken kann. Da das offensichtlich nicht angestrebt wird, sondern stattdessen mit der Käule eines Kopfgeldjägers losgezogen wird, müssen riesige Mengen an Rücklagen existieren, und/oder grandiose Gewinne eingestrichen werden…

  11. Stimmt: Vea Kaiser ist tatsächlich mit ihrem Buch betroffen. Viele Autoren setzen sich nämlich nur in Szene. Dabei besteht an ihren Titeln kein messbares Interesse. Gut, Vea Kaiser gehört nicht zu dieser Gruppe.

    Liebe Autorin, du greifst mit deiner Klage in einen laufenden Prozess ein. Es ist richtig, dass wir dazu beitragen, die althergebrachten Strukturen des Buchhandels zu zerstören. Da tun wir. Nicht anders als Amazon. Sie stehen uns in wenig nach.

    Dass die Verlage sich um junge Autoren mit Mut, Herz und Seele bemühen, mag für dich stimmen. Bevor Amazon und die Buchpiraten mit den Ebooks auf den Plan traten, hatten es 98% der Autoren aber mit einem regelrechten Kartell zu tun.

    Die Frage ist doch: Was steht am Ende des Prozesses? Dein Buch kostet € 17,99 als Ebook. Ist dieser Preis fair? Natürlich kannst du gegenfragen, ob unser Preis von € 0,00 fair ist. Oder der Preisansatz von Amazon, der bei etwa € 2,99 liegt.

    Der Preis deines Buches gehört für mich in die alte Zeit. Von den Verlagen bekommst du 5% Tantiemen – also etwas weniger als € 1,00 pro Buch. Die Käufer von heute – an Amazon und an die Buchpiraten gewöhnt – sind nicht bereit, die anderen 95% zu finanzieren.

    Am Ende des laufenden Prozesses wirst du nicht nur eine Autorin sein müssen, sondern auch eine Geschäftsfrau. Du selbst musst einen für den Kunden akzeptablen Preis und Modus finden. Dann kommen sie zu dir. Wenn du einen Mondpreis für besitzlose Lizenzen festsetzt, kommen sie zu uns.

    • Auf der einen Seite gegen die Verlage zu wettern und sich über die angebliche 95% Prozent Mitfinanzierung aufregen und auf der anderen Seite die Werke von Selfpublishing-Autoren klauen, passt irgendwie nicht zusammen.

  12. Frau Kaiser mag mir ihrem Anliegen Recht haben, aber bei dem Vergleich mit der Sklaverei hat sie sich gewaltig vergriffen. Wäre eine in Deutschland relevante Randgruppe zum Vergleich herangezogen worden, würde ein gewaltiger Shitstorm über Frau Kaiser hereinbrechen. So relativiert sie zum Glück ’nur‘ das millionenfache Leid der Sklaven um auf ihre finanzielle Misere aufmerksam zu machen. Als Autorin sollte man mit seinen Worten sorgsamer umgehen.

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