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Dunkle Gewitterwolken mitten im Sommer

Der klassische Reiseführer war in der Vergangenheit eine krisensichere Einnahmequelle für Verlage. Weil sich die Zielgruppe zunehmend im Web informiert, steht das Kerngeschäft unter hohem Druck: Nach der aktuellen buchreport-Zwischenerhebung im stationären Sortiment hat das Reisesegment im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei der Umsatz- und Absatzentwicklung gleichermaßen teilweise signifikant verloren:

  • Reiseführer liegen beim Umsatz mit minus 6,2% zurück, Lektüre zu Sport- und Aktivreisen dümpelt bei minus 11,2%.
  • die Hotel- und Restaurantführer.Besonders stark betroffen sind von der mangelnden Kauflaune mit minus 22,1%
  • Fußkrank humpeln auch gedruckte Karten, Stadtpläne und Atlanten mit minus 21,2% hinterher. Der Boom der zu Dumpingpreisen vertriebenen Navigationsgeräte fordert seinen Tribut.

Konter-Strategie mit multimedialer Vernetzung

Während eigene Wasserstandsmeldungen zur Umsatzentwicklung unter Verschluss bleiben, wird in den Basislagern der großen Reiseverlage mit Hoffen und Bangen auf das Ende der Saison gewartet. Weil sich immer mehr Menschen bei der Urlaubsplanung im Internet informieren, steht gleichzeitig die multimediale Vernetzung von Print und Online zentral auf der Agenda. Eine Strategie, die sich nicht nur der Marktführer MairDumont (Umsatz 2007: 175 Mio Euro) auf die Fahnen geschrieben hat. „Der klassische Reiseführer wird auch zukünftig ins Gepäck gehören“, beschwört Verlegerin Stephanie Mair-Huydts im Gespräch mit buchreport und verweist gleichzeitig auf das hohe Potenzial der Internetpräsenz www.marcopolo.de.

Die Web-Plattform wurde zum Jahresanfang kräftig im Sinne des Mehrwert-Service aufgerüstet. Interaktive Karten, Hinweise auf internationale Events sowie Bilder und Videos sollen die Seitenzugriffe nicht nur auf hohem Niveau halten, sondern auch weiter steigen lassen. Das Angebot ist kostenfrei und wird im Gesamtpaket mit allen Programmbestandteilen von MairDumont vermarktet. Für die Anzeigenakquise steht die Werbemannschaft von MairDumont Media in der Pflicht. Mair-Huydts: „Wir setzen der ,Gratiskultur‘ ein hohes Qualitätsversprechen entgegen. Unser Internetauftritt ist ein effektives Marketing-Tool, das in seiner Wirkung auch positiv auf den Absatz der gesamten Printprodukt-Palette abstrahlt.“

TV-Sender klinkt sich in die Seilschaft der Vermarktung ein

Zum Paket der Vernetzung mit unterschiedlichen Medien gehört auch die Partnerschaft mit dem Fernsehsender ProSieben. Anfang Juni haben die Ostfilderner die Ankopplung an das Sendeformat „be taff City Check“ bekannt gegeben. Die dominanten Marco Polo Reiseführer werden dabei auch im Rahmen eines Gewinnspiels in Szene gesetzt. Mit dem Online-Unternehmen Tripwolf wurde außerdem ein neues Reiseportal mit Web-2.0-Komponenten auf den Weg gebracht. Besonders internetaffine Globetrotter können sich am Computer per Mausklick ihren persönlichen Reiseführer auf der
Basis der Inhalte von MairDumont aber auch anderer Quellen wie Youtube oder Wikipedia zusammenstellen.

Ganske-Tochter setzt auf mehrstufige Digitalisierung

Zu den Reiseriesen, die im Internet für Bewegung sorgen, gehört auch die Ganske-Tochter Travel House Media mit der Marke Merian und den Vertriebspartnern ADAC Verlag, White Star und Michelin. Carsten Leininger, in Doppelfunktion parallel als Geschäftsführer des elektronischen Ganske-Verlagshauses ipublish aktiv, kündigt gegenüber buchreport den Relaunch des Portals merian.de an, der noch in diesem Jahr realisiert werden soll. Im Gesamtkontext von Travel House Media folgt die Digitalisierung der Reiseaktivitäten einem Konzept mit vier Stufen:

  • Die reine Duplikation der Inhalte aus dem Printbereich steht für die Basisaktivitäten beim Mäandern ins Internet.
  • Die Modifikation inklusive Erweiterungen mit verstärktem Beratungsservice soll unterschiedliche Zielgruppen für das Angebotsportfolio erwärmen.
  • „Unter dem Stichwort der Transformation steht die Aufbereitung von Inhalten für besondere Plattformen wie Smartphones“, schildert Leininger.
  • Mit dem Signet Innovation belegen die Münchener die Einführung des Merian Scout Navigators.

Der multifunktionale Reisebegleiter für die Tasche ist eine technische Eigenentwicklung, mit der ipublish im Sommer 2007 auf den Markt gegangen ist. Mit einem Preis von 779 Euro ist das Gerät, mit dem sich Reiseinformationen inklusive ergänzender Hörstücke konsumieren lassen, im Premium-Bereich angesiedelt. Leinigner: „Mit den Verkäufen können wir zufrieden sein.“

Kommentare

1 Kommentar zu "Dunkle Gewitterwolken mitten im Sommer"

  1. Sebastian Funk | 18. Juli 2008 um 16:35 | Antworten

    Die Gewitterwolken werden sich wieder verziehen.
    Wieso immer so negativ. Achtung: Dies wird aufs eigene Geschäft abfärben.
    Zum Lesen braucht keinen Strom, keine Batterien,
    kein Funknetz und keinen Internetanschluss. Einfach Umschlag aufschlagen und loslesen.

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