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Biologe mit Gedächtnislücken

Während hierzulande noch über die Doktor-Arbeit des CSU-Generalsekretärs Andreas Scheuer diskutiert wird, sorgt in Großbritannien der Fall des Biologen Lewis Wolpert für Schlagzeilen. Nach Informationen des „Guardian“ soll der Autor für zwei seiner Bücher von anderen Autoren abgeschrieben haben. 

Für das von Faber und Faber 2011 veröffentliche Buch „You’re Looking Very Well“ soll der 84-Jährige mehr als 20 Passagen von Wissenschaftsartikeln, Internetseiten und Wikipedia übernommen haben. Das Buch wurde jetzt aus dem Verkauf genommen. Auch in seinem eigentlich für April vergangenen Jahres geplanten Werk „Why Can’t a Woman Be More Like a Man?“ sind einem Journalisten im Rezensionsexemplar Passagen anderer Autoren aufgefallen. Die Veröffentlichung wurde deshalb auf Mai 2014 verschoben.

In einem Statement bekennt sich Wolpert des Plagiats und spricht seinen Verlag von jeder Schuld frei. „Als ich das Material zur Recherche aus dem Internet heruntergeladen habe und einige Wochen und teilweise auch Monate später darauf zurückgegriffen habe, wusste ich einfach nicht mehr, dass ich diese Passagen nicht selbst geschrieben hatte“, so der Autor. Er habe niemandem schaden wollen. 

Hierzulande sind Wolperts Werke bisher bei C.H.Beck erschienen, die betreffenden Titel wurden noch nicht übersetzt. Auf Nachfrage erklärte der Verlag, dass er die deutschen Rechte an den betreffenden Titeln nicht erworben habe und auch nicht beabsichtige, dies zu tun.

Der Verlag hat damit zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit ein Problem mit unsauber arbeitenden Autoren. Erst im Sommer 2012 wurde aufgedeckt, dass der Neurowissenschaftler Jonah Lehrer Zitate von Bob Dylan für sein Buch „Imagine! – How Creativity Works“ gefälscht hat. In Deutschland hat C.H. Beck die Veröffentlichung von „Imagine“ daraufhin auf Februar 2014 verschoben (buchreport.de berichtete). Lehrer habe umfangreiche Korrekturen geschickt, die unechten Dylan-Zitate tauchten jetzt nicht mehr auf, erklärte der Verlag. Zudem habe man das Buch von einem deutschen Kognitionswissenschaftler gegenlesen lassen.

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