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Wir arbeiten nicht auf Masse

Am Samstag ist das erste Harbour Front-Literaturfestival zu Ende gegangen: 85 Veranstaltungen an elf Tagen lockten rund 16.000 Besucher (das Foto zeigt Dietmar Bär, li., mit Håkan Nesser und Moderatorin Regula Venske). Im Interview mit buchreport.de zieht Programmleiter Peter Lohmann eine Bilanz, identifiziert Schwachstellen – und blickt auf die Vorbilder in Köln.

Im Vorfeld hatten Sie sich 15.000 bis 20.000 zahlende Zuschauer erhofft – am Ende waren es 16.000. Wie lautet vor diesem Hintergrund Ihre Bilanz zum Festival?
Neben der Zuschauerzahl war uns wichtig, dass die Atmosphäre stimmt. Die Großen Veranstaltungen mit Cornelia Funke, Siegfried Lenz, Richard David Precht und Simon Becket waren im Cruise Center mit jeweils 800 Zuhörern restlos ausverkauft. Aber auch die täglichen Lesungen auf der Cap San Diego oder die Veranstaltungen auf der Reeperbahn sind völlig aufgegangen. Und über 16.000 Besucher heißt, dass die Veranstaltungen pro Tag von über 1400 Zuhörer besucht wurden. Das finde ich sehr gut! Bei den kleinen Veranstaltungen mit 80-100 Zuhörern hätten wir gerne zugelegt, aber wichtig ist nicht allein die Zahl, sondern dass die Zuhörer und Künstler mehr als zufrieden sind. Und von allen 87 Veranstaltungen haben wir nur Gutes und Superlativen gehört. Und mit der Cap San Diego, dem Zentrum aller Zentren, ist das Konzept auch aufgegangen. Hier in der abendlichen Bar ist die richtige Festivalstimmung aufgekommen.

Was muss passieren, damit die Auslastung bei den kleineren Veranstaltungen höher ausfällt?
Die Literatur braucht Ihre Stars, wie der Film, die Kunstszene oder die Malerei. Sie braucht aber auch die vielen anderen Facetten, die nicht immer nur Masse sind. Wir arbeiten nicht auf Masse, sondern wir wollen die Vielfältigkeit der Literatur zeigen und da muss es auch Veranstaltungen geben, die weniger Zuschauer haben. Es ist ja kein Festival der Bestsellerliste und der prominenten Schauspieler. So ist unser Debütantensalon von vielen Zuhörern besucht worden (beide zusammen von über 300 Menschen), was uns sehr gefreut und ermutigt hat. Nochmal, nicht der Ehrgeiz immer höhere Zuschauerzahlen zu erreichen lenkt uns, sondern im Hamburger Hafen eine Literaturfestival zu veranstalten, das, wie dieses Jahr, von vielen literarischen Initiativen und Institutionen in Hamburg getragen wird. Harbour Front ein Festival aller an der Literatur Interessierten.

Wird es eine Neuauflage 2010 geben? Wieder mit Kühne & Nagel als Hauptsponsor?
Der Harbour Front e.V. möchte gerne nächstes Jahr das zweite Festival veranstalten. Sicher mit vielen Änderungen, denn wir haben selbstkritisch viel gelernt. Mit welchen Sponsoren kann jetzt noch nicht gesagt werden, aber ich hoffe, es bleibt, bei der vorhandenen Sponsorenstruktur.

Sie haben offenbar viel von der Lit.Cologne gelernt. Was können die Kölner von Ihnen lernen?
Ich denke, wir könnten viel von den Kölnern lernen, denn die Lit. Cologne ist ja der Stern unter den literarischen Festivals. Wir hätten auch gerne von der Lit.Cologne gelernt, aber sie waren nicht so auskunftsfreudig. Nun ja, aber die Macher des Münchener Krimifestival haben uns sehr geholfen. Die Kölner können von uns wahrscheinlich nichts lernen, denn so viel Wasser kann und soll auch nicht den Rhein runter fließen, dass daraus ein großer Hafen wird. Und ich hoffe, dass demnächst der FC St. Pauli mal wieder auf die Kölner trifft. In welcher Liga ist mir egal.

Die Fragen stellte Daniel Lenz

Kommentare

1 Kommentar zu "Wir arbeiten nicht auf Masse"

  1. Daniel Lenz, buchreport-Redak | 22. September 2009 um 23:43 | Antworten

    Danke für den Hinweis. Der Namensdreher ist korrigiert

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