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Aufgelöste Allianz

Kurz bevor in den kommenden Wochen die alles entscheidenden Gespräche des erstarkten Insolvenzverwalters Arndt Geiwitz  (Foto) mit Investoren beginnen, ist der Streit um die Zukunft der DBH beendet. Nach buchreport-Informationen soll noch in diesem Monat die Entflechtung der Hugendubel-Weltbild-Allianz vorgenommen werden.  

Der Deal, exklusiv im buchreport.express 8/2014 vermeldet, läuft auf eine Herauslösung von Weltbildplus aus der DBH hinaus, in Form einer Realteilung, bei der bestehende Schulden und Forderungen aufgeteilt werden:
  • Hugendubel führt die Vollbuchhandlungen und übernimmt zudem das DBH-Warenhaus-Geschäft in den Karstadt-Häusern.
  • Hugendubel erhält vom Erzbistum München-Freising die zweite Kredittranche über 10 Mio Euro (die erste wurde Anfang Februar überwiesen). 
  • Weltbild erbringt aber weiterhin vorwiegend logistische Dienstleistungen für den Webshop von Hugendubel. Auch bei Einkauf und IT soll kooperiert werden.
  • Die Steuerung der Weltbildplus-Geschäfte liegt in Augsburg – die Übernahme eines Teils der Standorte durch Hugendubel ist vom Tisch.
  • Beim E-Book-Großhandel Pubbles werden die Verlagsgruppe Weltbild und Hugendubel zu je 25% beteiligt sein (die restlichen 50% liegen bei Bertelsmann).
Um ein Paket zu schnüren, das für Investoren attraktiv ist, sollen Weltbild-Filialnetz und Sortiment deutlich beschnitten werden. Eingeleitet wurde inzwischen auch ein Planinsolvenzverfahren (Schutzschirmverfahren)  von Weltbildplus, damit der gesuchte Eigentümer nicht mehr an die alten Mietverträge gebunden ist. Auf die Belegschaft wird vor diesem Hintergrund die erste größere Entlassungswelle zurollen.
Auf Anfrage von buchreport erklärten sowohl ein Sprecher des Insolvenzverwalters als auch Hugendubel Anfang der Woche, dass die Gespräche noch liefen, es sei noch nichts unterschrieben worden.

Update: Die Geschwister Hugendubel haben am Freitag (21.2.2014) die Loslösung bestätigt. Der beschlossene Weg sei „unter den aktuellen Voraussetzungen folgerichtig und sinnvoll, da dadurch nicht nur eine stärkere Fokussierung auf die Marken mit ihren eigenen Multichannel-Konzepten möglich ist, sondern auch den Bedürfnissen der jeweiligen Zielgruppen besser entsprochen werden kann“, heißt es in einer Pressemitteilung. Hugendubel leiste mit der Entscheidung, die Weltbild-Filialen aus der DBH herauszulösen, einen wichtigen Beitrag zum Konzept des Insolvenzverwalters, Weltbild in seiner Gesamtheit zu erhalten.

Auch Geiwitz begrüßt die Trennung. Die Entflechtung der Gesellschafterstruktur erhöhe die Chance, eine Gesamtsanierung von Weltbild zu erreichen, „da Weltbild so seine Marktstellung als Multichannel-Unternehmen mit Versandaktivitäten über Katalog und Internet sowie dem stationären Handel in den Filialen behält.“ Geiwitz zeigt sich davon überzeugt, dass auch Investoren diesen Wettbewerbsvorteil erkennen.

Wie buchreport aus Unternehmenskreisen erfahren hat, war in den vergangenen Wochen ein Streit um die Trennung von Hugendubel und Weltbild und weitere Kredite der Kirche an Hugendubel (Anfang Februar waren die ersten 10 Mio Euro überwiesen worden) entbrannt. Nicht nur Kirchenvertreter – besonders Peter Beer, Generalvikar des Erzbistums München und Freising und Oberkontrolleur von Weltbild –, sondern auch der Insolvenzverwalter habe sich über das Verhalten der Geschwister Hugendubel am Verhandlungstisch geärgert, der Streit sei teilweise eskaliert, die Atmosphäre „vergiftet“ gewesen (beide Seiten erklärten gegenüber buchreport, es habe keine Streitigkeiten gegeben). Hintergrund sei die Forderung von Geiwitz gewesen, dass durch die Entflechtung der DBH keine Störungen auf den Weltbild-Verkaufsprozess ausgehen sollen. Dies habe Hugendubel  zunächst nicht zusichern wollen.
In Augsburg herrscht zwar Unsicherheit, besonders angesichts des bevorstehenden Rückbaus im Filialgeschäft, andererseits jedoch Optimismus, weil die Geschäfte insgesamt wieder gut laufen. Die Umsatzentwicklung sei inzwischen wieder auf Vorjahresniveau, heißt es dort, die Zahlen lägen über Plan, das Bestellverhalten der Kunden habe sich normalisiert.

Foto: Montage: buchreport.de / Original: Weltbild Schweiz / Flickr, (CC BY 2.0)

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