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Yulia Marfutova über »Der Himmel vor hundert Jahren«

In den aktuellen Frühjahrs-Programmen finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autorinnen und Autoren. buchreport stellt 15 dieser Newcomer in Steckbriefen vor. Heute: Yulia Marfutova.

Mein Roman in drei Sätzen

Yulia Marfutova, geboren 1988 in Moskau, studierte Germanistik und Geschichte in Berlin und promovierte in Münster. Für ihre literarischen Arbeiten erhielt sie unter anderem das Arbeitsstipendium des Berliner Senats und den GWK-Förderpreis für Literatur. Sie war Stipendiatin des Brecht-Hauses und der Jürgen-Ponto-Stiftung, der Meisterklasse der Berliner Festspiele und des Literarischen Colloquiums Berlin. Yulia Marfutova lebt in Boston. Mit „Der Himmel vor hundert Jahren“ (Rowohlt) legt sie ihr Romandebüt vor. (Foto: privat)

„Der Himmel vor hundert Jahren“ erzählt vom Untergang des russischen Zarenreichs und von einer Gesellschaft im Wandel. Von dem, was der Fluss anspült, von Aberglauben und von dem, was man so Moderne nennt. Und von einem Fremden, der sich in ein Dorf verirrt – und dort vorerst bleibt.

Mein Weg zu Rowohlt

Wurde durch Astrid Poppenhusen ermöglicht, der ich dafür sehr zu Dank verpflichtet bin.

Das Verdienst meiner Lektorin

Katja Sämann war ein großes Glück für den Roman. Ich kann mich nur verneigen vor ihrem feinen Gespür für Sprache. Ihrem scharfen Blick, dem nichts entgeht. Ihren weisen Anmerkungen und wunderbaren Einfällen, die dem Text so gutgetan haben. Ich habe sehr viel von ihr gelernt.

Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche

Dazu weiß ich noch gar nichts zu sagen. Es ist ja alles Neuland für mich.

Meine Lieblingsbuchhandlung

Ist Brookline Booksmith, gleich bei mir um die Ecke. Handgeschriebene Notizen an den Regalen weisen auf die schönsten Bücher hin und inmitten dieser Regale finden auch noch Lesungen statt. Was kann es Besseres geben?

Meine Lieblingsautoren

Es gibt so viele Autorinnen und Autoren, die ich bewundere, je nach Lebensphase und Stimmung sind es immer wieder andere und neue Bücher, die mich in den Bann schlagen. Ich lese eigentlich ganz wild, alles Mögliche und in allen möglichen Sprachen.

So lese ich

Mit vielen Anstreichungen und Notizen. Aber Eselsohren sind tabu.

Schreiben ist für mich

Eine Lebensform.

Wenn ich nicht gerade schreibe

Entdecke ich die USA. Man wird allzu leicht zu dem Irrglauben verführt, das Land einigermaßen zu kennen – aus Filmen, aus Büchern, aus den Nachrichten. Aber seit ich nach Boston gezogen bin, merke ich immer wieder, wie wenig ich doch eigentlich über dieses Land weiß.

Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?

Es passiert nur alle paar Jahre, dass einem ein Debüt wie das von Yulia Marfutova in die Hände fällt: so gelassen erzählt, so sicher und dabei so frei im Umgang mit seinem Stoff und seinen Ideen. Und das alles ohne Anlauf, quasi aus dem Stand. Nach nur zwei, drei Sätzen würde man ihr überallhin folgen – bis in die dunkelsten Winkel dieses russischen Dorfs vor 100 Jahren. Egal, ob sie vom Wetter erzählt oder von Ideologien, von Tricks bei der Eheanbahnung oder vom Fischen, Yulia Marfutova macht Stimmen hörbar, die man nicht so schnell wieder vergisst. Und sie gibt, ganz nebenbei, Antwort auf eine Reihe zeitlos wichtiger Lebensfragen.

Katja Sämann, Lektorin

Debütantinnen und Debütanten – im buchreport.magazin 01/2021

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