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Wieder mehr Buch

Nicht nur in Deutschland werden Buchketten saniert, im US-Markt befindet sich mit der Borders Group ebenfalls die Nummer 2 im Umbau. Zum Konzept gehört dort eine stärkere Rückbesinnung auf buchhändlerische Qualitäten.

Anfang Januar hatte Ron Marshall den glücklosen George Jones auf dem Borders-Chefsessel abgelöst. Nach sechs Monaten Einarbeitung steht Marshalls Strategiepapier für den schwer angeschlagenen US-Großbuchhändler. Sein ehrgeiziges Ziel will der 54-Jährige, der auf über 30 Jahre Einzelhandelserfahrung zurückblickt und treibende Kraft der von ihm gegründeten Private-Equity-Firma Wildridge Capital Management ist, zweigleisig umsetzen:

  • Auf der einen Seite ein eiserner Sparkurs „mit kompromisslosen Entscheidungen und ohne Tabus“.
  • Auf der anderen Seite der „dringend nötige“ Umbau der Ladenkette.

Marshall muss an vielen Fronten kämpfen: Die Umsätze brechen ein, die Mitarbeiter sind nicht mehr motiviert, das Geld für Investitionen fehlt. Gleichwohl sieht sich der CEO auf einem guten Weg: Zwar brachte das I. Quartal erneut einen Umsatzrückgang von 6,7% auf 650,2 Mio Dollar, doch die Verluste wurden gegenüber dem vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres auf 15,9 Mio Dollar halbiert.

Drastische Einschnitte bei Waldenbooks

Mindestens 120 Mio Dollar will der neue Chef in diesem Jahr einsparen; dazu gehört die personelle Reduzierung von Vorstand und Aufsichtsrat ebenso wie die Schließung weiterer unrentabler Waldenbooks-Mallbuchhandlungen. Davon betreibt Borders noch 386, doch laufen 2009 die Mietverträge von 240 Filialen aus, die wahrscheinlich nicht verlängert werden. Langfristig rechnet Marshall mit maximal 60 Walden-Shops im Borders-Portfolio.

Bei den Borders-Großbuchhandlungen stehen Ladenschließungen in großem Stil zwar nicht auf der Agenda, aber es wird auf absehbare Zeit auch kaum Neueröffnungen geben. Das von Vorgänger Jones vor einem Jahr vorgestellte Lifestyle-Ladenbaukonzept der Concept Stores, das sukzessive auf alle Filialen übertragen werden sollte, liegt ebenfalls auf Eis, hat Marshall aber „wichtige Denkanstöße“ gegeben. Allen voran die Tatsache, dass „wir in erster Linie gute Buchhändler waren, sind und bleiben wollen“.

Bücher laufen Musik und DVDs den Rang ab

Als Konsequenz wird das schwächelnde Musik- und DVD-Geschäft in den kommenden Monaten weiter zugunsten von Büchern zurückgefahren. Von der Umschichtung profitieren sollen vor allem das Kinderbuch sowie Kochbücher und Gesundheits-/Fitnessliteratur, drei Segmente, die in den bestehenden Concept Stores überdurchschnittlich gute Umsätze abgeliefert haben. So haben die Kinderbuchabteilungen im 4. Quartal um beachtliche  16% zugelegt.

Dringenden Handlungsbedarf sieht Marshall in der Sortimentspflege. Unter seiner Regie wurde der Bestellzyklus von ursprünglich zwölf Wochen zunächst auf vier und seit Kurzem auf zwei Wochen zurückgenommen, um schneller auf Trends und Toptitel reagieren zu können. Aufgeräumt hat er auch unter Borders’ Buchempfehlungen, die von monatlich 35 drastisch auf vier reduziert wurden. Mit Erfolg: Sämtliche „Borders Recommends“-Bücher haben es jüngst auf die Bestsellerlisten geschafft.

aus: buchreport.express 25/2009

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