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Was macht die Homeoffice-Arbeit mit den Verlagen?

»Entscheidungen auf diesem Wege sind oft schneller und klarer«

Sonja Storz (dtv)

Sonja Storz ist Verlagsfachwirtin und leitet seit Mai 2018 die Herstellung bei dtv. Frühere Stationen waren das Fotografenarchiv Bilderberg (Hamburg), der Falken-Verlag (Niedernhausen). Vor ihrem Engagement bei dtv war Storz Herstellungsleiterin der Random House-Verlage Blanvalet und cbj.

Wie schnell konnten Sie auf flexibles, mobiles Arbeiten umschwenken?

Das ging tatsächlich sehr schnell. Wir haben für die Herstellung bereits in den Wochen vor dem Ausrufen des Katastrophenfalls in Bayern Remote-Zugänge eingerichtet und den Zugang zum Verlagsnetzwerk  über die privaten Geräte der Mitarbeiterinnen getestet. Der Notfallplan schlummerte sozusagen schon in der Schublade und als wir ihn aktivierten, waren wir ohne Übergangsfrist arbeitsfähig. Der Wechsel ins Homeoffice lief insgesamt sehr gelassen ab.

Was  sind die größten Herausforderungen?

Technisch gesehen ist die größte Herausforderung bei uns, dass die private Technik bei jedem Mitarbeiter daheim doch sehr unterschiedlich ist. Da sind dann bestimmte Tabellen oder Programme im Homeoffice nur langsam und zäh verfügbar,  Kameras und Headset hat nicht jeder und sie sind aktuell auch kurzfristig  schwer zu organisieren. Das strapaziert dann mitunter die Nerven.

Aber eigentlich ist es der persönliche Kontakt, der uns fehlt. Wir sind beim dtv sehr kooperativ unterwegs, mit vielen engen Abstimmungsrunden und ausgeprägter Kaffeetassendiplomatie. Das können virtuelle Runden nur begrenzt ersetzen. Man beschränkt sich halt doch sehr auf das jeweilige Thema – der kreative Austausch nebenbei wird schwieriger. Auf der anderen Seite sind Entscheidungen auf diesem Wege oft schneller und klarer, was wiederum eine interessante Erfahrung für uns alle ist.

Wie werden sich die spezifischen Erfahrungen der „Coronazeit“ auf die künftige Arbeit im Verlag auswirken? Verändert sich ggf. auch die Rolle der Herstellungsabteilung?

Wir probieren mehr Digitales aus, sind mutiger mit Neuem. Innovationen, die bisher vielleicht aus zu großem Respekt vor dem Change-Prozess aufgeschoben wurden, werden jetzt mit Neugierde betrachtet. Wurde eine neue Arbeitsweise bisher mit Skepsis beäugt, so hat sie jetzt eine neue Chance: als Lösung für unser aktuelles Problem. Prozesse, die notgedrungen digitalisiert wurden, um im Homeoffice arbeitsfähig zu bleiben, werden zumindest zum Teil auch digital bleiben. Und ganz nebenbei werden wir alle nach der Corona-Zeit entspannter mit dem Thema dezentrales Arbeiten umgehen.

Verändert sich ggf. auch die Rolle der Herstellungsabteilung?

Eher nicht. Wir bringen als Herstellung ja traditionell Impulse und neue Technologien aus Druck, Bindung und Satztechnik in die Verlage. Sei es aus Zeit-, Kosten- oder Qualitätsgründen. Oder schlicht, um weiterhin Verfügbarkeit unter neuen Voraussetzungen zu garantieren. Das ist zurzeit grundlegender und umfangreicher notwendig als je zuvor, aber das Prinzip bleibt: Die Herstellung macht‘s möglich.

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