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Warum Elsevier der Lord Voldemort der Wissenschaft ist

In der Wochenzeitung „Die Zeit“ (Ausg. v. 31.8.2017) begründet Redakteur Martin Spiewak, warum er den Boykott des Verlags Elsevier durch die Universitäten für richtig hält. Das niederländische Unternehmen gelte in der Welt der Wissenschaft als Lord Voldemort: „gierig, rücksichtslos, allmächtig“. Nach Meinung Spiewaks zurecht: Die deutschen Universitätsbibliotheken würden heute bereits rund 80% ihrer Budgets für Zeitschriftenabonnements aufwenden, wobei der Großteil an die drei marktführenden Fachverlage Elsevier, Wiley und Springer Nature ginge – „oft zu Abopreisen, mit denen sich auch ein Kleinwagen kaufen lässt“.

Zwar gesteht Spiewak zu, dass manche Vorbehalte gegen die Fachverlagsriesen überzogen seien und deren Redakteure wesentlich mehr machen würden, als lediglich fertige Manuskripte in die Druckerei zu bringen. Das ändert jedoch nichts an seiner grundsätzlichen Kritik der verlegerischen Geschäftsstrategie: „Jähr­li­che Pro­fit­mar­gen von über 30% las­sen sich den­noch nicht recht­fer­ti­gen. Zumal die Fach­ver­lage eine Ware an die Wis­sen­schaft ver­kau­fen, die ihr im Grunde schon ge­hört: For­schungs­er­geb­nis­se. Sogar die wich­tige Qua­li­täts­kon­trolle der Jour­nal­bei­trä­ge, die so ge­nannte Peer-Re­view, be­trei­ben die Wis­sen­schaft­ler selbst und in der Regel un­ent­gelt­lich.“

Durch das Internet sieht Spiwak jedoch andere Möglichkeiten, um an wissenschaftliche Beiträge zu kommen – wobei er auch den Weg über illegale Downloadplattformen für legitim hält: „So kann man bei den Au­to­ren di­rekt nach­fra­gen un­d hat das Paper oft we­nige Mi­nu­ten spä­ter mit kol­le­gia­lem Gruß im E-Mail-Post­fach. Oder man i­gno­riert das Ur­he­ber­recht und lädt sich den Ar­ti­kel über eine In­ter­net­platt­form il­le­gal her­un­ter. Sol­che Um­wege sind eines Wis­sen­schaft­lers un­wür­dig. Sie hel­fen den Unis aber, den ­Kon­flikt mit dem Ver­lags­rie­sen durch­zu­ste­hen.“

 

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