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Wanderer zwischen den Medienwelten

Verlage nehmen strategisch auch Hersteller von Computer- und Videospielen in den Blick. Während der Messe Gamescom in Köln (17. bis 21.08.2011) soll die Liaison zwischen den Branchen Buch und Games vertieft werden. Der Landesverband Nordrhein-Westfalen des Börsenvereins, der Sortimenter-Ausschuss und der Arbeitskreis Elektronisches Publizieren bitten Mitarbeiter aus Verlagen und Buchhandlungen am 19. August zum Forum „Storyfication – wie Bücher zu Spielen werden“.

Mögliche Anknüpfungspunkte zwischen Verlagen, Buchhändlern und Spieleherstellern erläutert Social-Media-Beraterin Julia von dem Knesebeck (Foto) im Interview mit buchreport.

Welches Entwicklungspotenzial steckt in der sich anbahnenden Branchenbeziehung „Buch und Game“?

Einen intensiven Austausch zwischen Verlagen und Spieleherstellern gibt es schon lange. Verlage wie Kosmos oder Ravensburger sind auch Hersteller von Spielen. Sowohl Bücher als auch Spiele definieren sich über eine gute Story und identifikationsstarke Charaktere. Vor allem bei Actionspielen gibt die Geschichte die Rahmenhandlung vor. Besonders augenfällig wird die Beziehung bei Adventuregames oder Online-Rollenspielen. Erste Games-Blockbuster wie Monkey Island oder The Return of the Tentacle waren sehr text- und buchbasiert. Ein Weg, wie ihn jetzt E-Books in Form von enhanced E-Books ähnlich gehen. Eine institutionalisierte Betonung und Förderung dieser Branchenschnittmengen, wie zum Beispiel auf dem Stand Books Meets Games während der Frankfurter Buchmesse, geben der Zusammenarbeit zwischen Verlagen und Spieleentwicklern einen Rahmen, der weitere kreative Möglichkeiten schaffen wird.

Welche crossmedialen Anknüpfungspunkte ergeben sich für Buchverlage?

Wichtiger als das Medium sind die Inhalte: Bücher und Spiele müssen über die Story und ihre Protagonisten faszinieren und verzaubern. Diese können in verschiedenen Medien ihre Wirkung entfalten, im gedruckten Buch, im E-Book, als Film oder auch als Spiel. Gerade hier können Buchverlage ihre Inhalte in verschiedenen Medien verwirklichen. Dazu gehören nicht nur Spiele, sondern auch die spielerische Art, crossmedial zu erzählen und Buchinhalte aufzubereiten, gerade auch in Kombination mit sozialen Medien wie Facebook. Zudem können auch Spiele über ihre Handlung oder ihre Helden zum Buch
werden. Dies verändert die Gestaltung von E-Books und erweitert die Möglichkeiten von gedruckten Büchern, Stichwort: Augmented Reality. Zusätzlich können sich Games- und Buchautoren als Marke etablieren, Stichwort: Zocken mit dem Lieblingsautor.

Haben Sie Beispiele mit richtungsweisendem Charakter?

Es gibt viele. „Der Herr der Ringe“ oder auch „Harry Potter“ sind wohl die bekanntesten. Aktuell bemerken wir, dass Verlage vermehrt Gameselemente in ihrem Social Media-Marketing einsetzen, um ihre Bücher zu bewerben. Zum Beispiel hat Bilandia mit dem Aufbau Verlag eine spielerische Facebook-Kampagne zur Reihe „Spellman Investigations“ umgesetzt, die bei Facebook-Nutzern auf sehr gute Resonanz gestoßen ist.

Können auch Buchhändler mitspielen, oder bleibt ihnen nur die Zuschauerrolle?

Buchhändler können ihren bestehenden Kunden neue Angebote bieten und durch eine thematisch breitere Aufstellung im Bereich Nonbook neue Käuferschichten, die bisher dem Gamesmarkt vorbehalten waren, erschließen. Zudem werden durch das Spielen mehr Menschen neugierig auf die gedruckten Geschichten ihrer Gameshelden, dies sind potenzielle Neukunden für den Buchhandel.

Die Fragen stellte Rainer Uebelhöde

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