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Vorlesen auch ohne viel Text

Viele Eltern fassen den Begriff des Vorlesens zu eng und denken, dass dazu immer ein gedrucktes Buch mit viel Text gehört. Dies ist ein zentrales Ergebnis der diesjährigen Vorlesestudie, die die Stiftung Lesen und ihre Partner, die „Zeit“ und die DB Stiftung, durchgeführt haben. 700 Kinder und ihre Eltern wurden dazu befragt. Weitere Ergebnisse:

  • Schauen Eltern gemeinsam mit ihren Kindern Wimmelbücher an oder lesen Texte vom E-Reader vor, verstehen dies 23% nicht als Vorlesen.
  • Mit Babys einfache Bilderbücher zu betrachten gehört für jeden fünften Befragten nicht dazu.
  • Rund 32% aller Eltern in Deutschland lesen ihren Kindern im Vorlesealter von 2 bis 8 Jahren zu selten oder nie vor.
  • Vor allem Eltern mit formal niedriger Bildung lesen zu selten oder nie vor (51%) und haben darüber hinaus einen besonders konservativen Vorlesebegriff.
  • Die Studie hat zudem herausgefunden, dass berufstätige Mütter mehr vorlesen als nicht berufstätige. Im Vergleich lesen 27% berufstätiger Mütter zu selten vor, bei den nicht berufstätigen sind es 39%.
  • Väter sind weiterhin Vorlesemuffel, 58% von ihnen lesen selten oder nie vor.

Die Vorlesestudie wird seit 2007 jährlich durchgeführt. 2019 hat KMF Krämer Marktforschung im Juni und Juli 700 Eltern von Kindern im Alter von 2 bis 8 Jahren (490 Mütter, 210 Väter) telefonisch befragt.

Ausgewählte Ergebnisse aus früheren Studienausgaben:

  • Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, sind allgemein erfolgreicher in der Schule. Sie haben in Deutsch, Mathe und Fremdsprachen bessere Noten als Kinder, denen nicht vorgelesen wird. (2011)
  • Vorlesen hat darüber hinaus eine längerfristige soziale Bedeutung. Wurde Kindern regelmäßig vorgelesen, sind diese häufiger darum bemüht, andere in die Gemeinschaft zu integrieren. Auch ist der allgemeine Gerechtigkeitssinn dieser Kinder besonders ausgeprägt. (2015)
  • Vier von fünf Kindern, denen regelmäßig vorgelesen wurde, fällt das Lesenlernen in der Grundschule leicht. Bei den anderen ist das laut ihren Eltern deutlich seltener der Fall (50%). Fragt man die Kinder selbst, ist sogar mehr als die Hälfte der Grundschüler mit wenig Vorleseerfahrung frustriert, weil das Lesenlernen ihnen zu lange dauert. (2018)

Kommentare

1 Kommentar zu "Vorlesen auch ohne viel Text"

  1. Astrid Bürger-Häffner | 30. Oktober 2019 um 5:12 | Antworten

    Warum wundert mich das nicht. Es ist traurig. Meine Mutter war alleinerziehend und Vollzeit berufstätig, aber am Abend gab es immer noch eine Geschichte. So viele Kinderbücher hatte ich nicht und deshalb gab es oft einfach eine Geschichte und was ich noch viel wichtiger fand, wir haben gesprochen, wir haben erzählt. Die Familiengeschichte, Geschichte unseres Wohnortes, Menschen, die hier leben, oder gelebt haben. Heute sagt man zu mir: “ Was du alles weist“. Heute wird ja kaum mehr gesprochen. Die Kleinkinder sitzen in sogn. Bollerwagen, haben etwas Essbares in der Hand und Spielzeug um sich herum drapiert. Die Eltern ziehen den Wagen hinter sich her und spielen auf ihrem Handy. Das ist die Philosophie 2019.

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