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USA steht vor einer E-Book-Preisschlacht

Der E-Book-Preiskampf in den USA kann wieder beginnen. Richterin Denise Cote hat das Agency-Settlement genehmigt. Die Verlage, die unterzeichnet haben, dürfen den Händlern vorerst keine E-Book-Preise mehr diktieren. Bei allen Unklarheiten, der Sieger der damit ausgerufenen E-Book-Preisschlacht steht fest: Amazon
Die Unterzeichner des Settlements verpflichten sich dazu:
  • die Agency-Vereinbarungen mit Apple innerhalb von sieben Tagen aufzugeben.
  • entsprechende Verträge mit E-Book-Händlern zu kündigen, die das Recht des Händlers einschränken, den Endkundenpreis zu bestimmen (innerhalb von 30 Tagen). 
  • für einen Zeitraum von zwei Jahren keine neuen Verträge aufzusetzen, die den Händler bei der Gestaltung der E-Book-Preise einschränken.
  • für mindestens fünf Jahre keine „Meistbegünstigungsklausel“ zu vereinbaren. Diese Klausel wurde von Apple im Rahmen des Agency-Models eingeführt. Sie verpflichtet die Verlage, ihre E-Books im iBookStore von Apple mindestens genauso günstig anzubieten wie in anderen Shops. Würde ein Händler den E-Book-Preis senken, müsste auch der Preis des E-Books im iBookStore reduziert werden. Damit hatte Apple bislang die Garantie, dass die E-Books im iBookStore immer zum günstigsten Preis angeboten wurden.
Zudem dürfen die Verleger künftig ihren Konkurrenten weder Business-Pläne, Preisstrategien noch Vereinbarungen mit Händlern bzw. Autoren offenlegen. Sie verpflichten sich dazu, jegliche Vereinbarungen mit Händlern gegenüber der US-Justiz offenzulegen und regelmäßig an die Behörden zu berichten.
Viel Protest gegen Settlement im Vorfeld

Unterzeichnet wurde das Settlement von den Verlagen Hachette, HarperCollins und Simon & Schuster. Gegen das Settlement hatte sich die US-Buchbranche lautstark gewehrt: Mehr als 90% der 868 öffentlichen Kommentare zum Settlement lehnten den vom US-Justizministerium ausgearbeiteten Vergleich ab. Die Argumente:

  • Aus Sicht der Kritiker haben die mit dem Agency-Modell eingeführten E-Book-Preise den Wettbewerb nicht eingeschränkt, sondern, im Gegenteil, den Wettbewerb auf dem E-Book-Markt erhöht und neue Player ermutigt, in das Geschäft mit digitalen Büchern einzusteigen.
  • Vor Einführung des Agency-Modells hätte kein Wettbewerber gegen Amazons Kampfpreis-Strategie bestehen können.
  • Nach Einführung des Modells sei Amazons Marktanteil in zwei Jahren von 90 auf 60% gesunken (hier mehr). 

Aus Sicht des US-Filialisten Barnes & Noble lässt der Vergleich den Buchhandel dort zurück, wo er vor zwei Jahren war. Dem Buchmarkt stünden damit düstere Zeiten bevor:

  • Außerstande gegen die Dumping-Preise von Amazon bestehen zu können, seien konkurrierende Händler gezwungen, aus dem E-Book-Markt aussteigen. 
  • Die Auswahl an Büchern und Buchverkaufsstellen werde zurückgehen. 
  • Die Konsumenten könnten dann nur noch bei Amazon und großen Kaufhäusern einkaufen, wo es ausschließlich massentaugliche Bücher gebe.
Apple und die Verlage Macmillan und Penguin hatten argumentiert, dass es unfair sei, das Settlement zu genehmigen, bevor sie sich den Vorwürfen in einem Verfahren zu stellen. Wie berichtet, wollen Apple, Macmillan und Penguin vor Gericht für fixe E-Book-Preise kämpfen. Der Prozess beginnt im Juni 2013.

Es handele sich ganz klar um Preisabsprachen, urteilte die Richterin, daher sei es nicht notwendig, die Parteien in einer mündlichen Verhandlung anzuhören, bevor sie ihr Urteil fälle. Eine Anhörung würde nur dazu dienen, das Verfahren weiter zu verzögern. E-Book-Kunden sollten nicht gezwungen sein, länger als nötig „auf die absehbaren Vorteile“ warten zu müssen. Der Vergleich sei damit genehmigt. 

Mehr zum Thema ist im buchreport-Dossier zum Agency-Streit nachzulesen. 

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