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Peter Kraus vom Cleff: »Unsere Gemeinsamkeit ist kuratierter Content«

Seit einem Jahr ist Peter Kraus vom Cleff Geschäftsführer des Börsenvereins. Was kann ein Branchenverband leisten, wenn sich seine Mitgliedsunternehmen auseinanderentwickeln und viele unter den anhaltenden Stresstests ächzen?

Peter Kraus vom Cleff (55) ist seit Jahresbeginn 2022 Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins. Zuvor war er nach verschiedenen anderen Stationen in der Holtzbrinck-Gruppe langjährig kaufmännischer Geschäftsführer der Rowohlt-Verlage. Im Börsenverein hat sich Kraus vom Cleff zuvor ehrenamtlich im Verlegerausschuss engagiert und war im europäischen Verlegerverband FEP aktiv. Von 2020 bis 2022 war er FEP-Präsident. (Foto: Lukas Wehner)

Peter Kraus vom Cleff ist seit einem Jahr Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins. Seine Berufung markierte einen Kulturwechsel an der hauptamtlichen Spitze des Branchenverbands – wegen seiner tiefen Verwurzelung in der Buchbranche und wegen seiner unternehmerischen Management-Erfahrung. Die Vorgänger in den 50 Jahren zuvor – Hans-Karl von Kupsch, Harald Heker, Alexander Skipis – waren alle quereingestiegene Juristen, Skipis (2005–2021) brachte zudem auch nützliche Politikerfahrung mit.

Der 55-jährige Kraus vom Cleff ist Ökonom mit langjähriger Verlagspraxis bei Holtzbrinck, wo er zuletzt kaufmännischer Geschäftsführer von Rowohlt war. Politerfahrung hat er u.a. zuletzt als Präsident des Europäischen Verlegerverbands FEP in Brüssel gesammelt.

Im nachfolgenden buchreport-Interview stehen die Herausforderungen der Buchbranche im Mittelpunkt und wie der Börsenverein für gute Rahmenbedingungen und Hilfestellungen für die Branchenunternehmen sorgen will. Kraus vom Cleff besucht immer wieder Buchhandlungen und Verlage, um die vielfältigen Befindlichkeiten und Probleme aufzunehmen. Darüber hinaus treiben ihn auch die großen gesellschaftspolitischen Themen um, die Reduktion des ökologischen Fußabdrucks und die Weiterentwicklung der von seinem Vorgänger Skipis gestarteten Aktivitäten für die Meinungsfreiheit, die er als Freedom of Expression noch weiter fassen will, um auch Aspekte wie Identität und Diversität zu integrieren.

Als Herzensthema nennt Kraus vom Cleff die Leseförderung. Sie war ein Motiv für seinen Einstieg in den Börsenverein, weil ihn die „Leselage“ in Deutschland bedrückt, nicht nur, aber auch im Sinne der Rahmenbedingungen für die Buchbranche: „Wen ich jetzt zum Lesen bringe, den werde ich später als Stammkunden erhalten.“

 

»Vielleicht passt anstelle von Krisenmanager eher Change-Manager.«

Wie nehmen Sie bei Ihren Kontakten und Mitgliederbesuchen die Stimmung in der Branche wahr?

Die Stimmung ist stark geprägt von den Herausforderungen, die nicht aus der Branche selbst, sondern von außen kommen. Die Kolleginnen und Kollegen haben die Corona-Zeit insgesamt sehr resilient und einfallsreich gemeistert und mussten sich jetzt auf einen frostigen Herbst und Winter einstellen. Das Konsumklima war und ist auf einem historischen Tief, was sich auch im Weihnachtsgeschäft zeigte. Und das alles bei dramatisch gestiegenen Kosten. Buchhandlungen rechnen mit dem bis zu Vierfachen bei den Energiekosten, bei Verlagen belasten vor allem die seit 2021 um 50 bis 60% gestiegenen Papier- und Druckkosten. Das alles in einer Branche, die traditionell keine hohen Margen hat.

So sind Sie als Krisenmanager unterwegs?

Ich habe hohen Respekt vor dem, was die Ampel-Politiker leisten, die vor einem Jahr mit einem Zukunftsprogramm gestartet sind und jetzt mehr oder weniger nur Krisenmanagement betreiben.

Wir alle hatten gehofft, dass sich die Lage mit dem Auslaufen der Coronakrise normalisiert, dann kam es anders. Trotzdem würde ich mich selbst nicht als Krisen­manager bezeichnen. Zwar ist die Unterstützung der Mitglieder in diesen herausfordernden Zeiten ein wichtiger Teil der Verbandsarbeit, die Kernaufgaben laufen aber ganz normal weiter, also der Einsatz für die rechtlichen Rahmenbedingungen oder die Leseförderung, unsere Mitgliederberatung, die Kulturprojekte.

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