buchreport

Überhastet und politisch nicht gewollt

Die neue Umsatzsteuer-Regelung für Bundle-Angebote sorgt bei Verlagen erwartungsgemäß für wenig Begeisterung. Haffmans & Tolkemitt reagiert auf den Vorstoß des Bundesfinanzministeriums und verzichtet auf das eigene „HardcoverPlus“-Programm.
Hintergrund: Seit dem 1. Juli 2014 dürfen alle gedruckten Bücher mit E-Book-Zugangscode nur noch mit gesplittetem Umsatzsteuersatz gehandelt werden: 7% für den gedruckten Teil, 19% für das elektronische Produkt. Konkret: Wird ein Titel vom Verlag nicht separat als E-Book angeboten, sondern ausschließlich als gedrucktes Buch mit Zugangscode zum E-Book, so muss gleichwohl der elektronische Bestandteil anteilig zum vollen Umsatzsteuersatz versteuert werden.
„In unseren Augen ist diese Regelung ein echter Schildbürgerstreich. Wir können unseren Kollegen im Buchhandel nicht zumuten, bei unseren Büchern auf ihren Quittungen zwei Mehrwertsteuersätze auszuweisen“, begründet der Verlag, warum man keine Bücher mehr inklusive E-Book anbieten werde.

Der Verlag hatte seit 2011 fast alle Titel des Programms als „HardcoverPlus“ angeboten: In jedem Buch befand sich ein individueller Code, mit dem das dazugehörige E-Book einmal heruntergeladen werden konnte. Rund 20% der Bundle-Käufer würden das E-Book herunterladen, was verglichen mit dem Durchschnitt der E-Book-Leser in Deutschland hoch sei, zog der Verlag Mitte 2012 eine Zwischenbilanz. Und ergänzte: Auch ohne harten Kopierschutz gebe es kein Piraterie-Problem.

Das Bundle-Modell sei von den Buchhändlern, Kunden und Autoren des Verlages und des Schwesterverlages Rogner & Bernhard sehr begrüßt worden, weil es eine Möglichkeit geboten habe, die die Musikindustrie lange versäumt habe, rekapituliert der Verlag heute – die digitale und gedruckte Version eines Produkts gleichzeitig und ohne Aufpreis zu erwerben. 

„Was uns besonders ärgert“, so Verlagsleiter Jakob Karsten, „ist die sehr kurzfristige Umsetzung der neuen Regelung, die eine Anpassung unserer Titel überhaupt nicht möglich macht. Schließlich sind die Bücher mit HardcoverPlus-Aufkleber und Download-Code an den Buchhandel ausgeliefert. Uns bleibt nichts anderes übrig, als die Webseite www.hardcover-plus.de kurzfristig aus dem Netz zu nehmen, was zu einigem Ärger auf Kundenseite führen wird. Und das Wahnwitzigste von allem ist doch, dass im Koalitionsvertrag eine Absenkung des Mehrwertsteuersatzes für E-Books auf 7% vorgesehen ist. Wir fragen uns, was die überhastete und politisch nicht gewollte Regelung zu diesem Zeitpunkt soll.“

Kommentare

1 Kommentar zu "Überhastet und politisch nicht gewollt"

  1. Kleine Sortimenterin | 26. Juni 2014 um 11:23 | Antworten

    Umgekehrt muß dann der Staat auch bei den Musik-Cds, die ein
    dickeres Booklet haben, die Umsatzsteuer splitten, gleiches Recht
    für Alle! Sicher nicht, wenn das Booklet nur aus einem Blatt besteht,
    aber schon, wenn es machmal 20-30 Seiten hat.
    Nun bin ich gespannt auf die Musik-Industrie und ihre Gegenwehr!!!

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