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Tritt auf die Kostenbremse

Lange hat Brian Murray versucht, die Rezession auszusitzen, doch dann ist der Druck seitens der Konzernmutter News Corp. offensichtlich doch zu groß geworden. In der vergangenen Woche hat der CEO von HarperCollins auf das schwache Abschneiden der angloamerikanischen Publikumsverlagsgruppe im 2. Quartal des Geschäftsjahres 2008/09 mit einem massiven Sparkurs reagiert.

Das Maßnahmenpaket ist in seinem radikalen Umfang und in seiner Bedeutung durchaus mit der kürzlich von Markus Dohle angekündigten tiefgreifenden Umstrukturierung von Random House, Inc. vergleichbar (buchreport berichtete). Im Mittelpunkt steht die Schließung des Ratgeber- und Lexikonverlags Collins als eigenständige Verlagsdivision.

Collins muss als eigenständige Marke Federn lassen

Mit der Auflösung von Collins geht Murray ans Eingemachte und nimmt eine Marke vom Markt, die für die britischen Wurzeln von HarperCollins steht. Zur Erinnerung: Die Verlagsgruppe ist in ihrer jetzigen Form 1990 aus der Fusion von Harper & Row (USA) und William Collins (Großbritannien) nach der Collins-Übernahme durch Rupert Murdochs News Corp. gegründet worden. Murrays Vorgängerin Jane Friedman hatte Collins erst vor knapp drei Jahren als Markennamen aufwendig im US-Buchmarkt neu eingeführt.

Wie immer bei Umstrukturierungen gibt es Gewinner und Verlierer. Dass es bei der Integration der verschiedenen Collins-Aktivitäten zu Entlassungen kommen wird, ist anzunehmen, über den Umfang schweigt sich Murray vorerst aus. Fest steht, dass Collins-Verleger Steve Ross die Verlagsgruppe verlässt. Auch Morrows Verlagsleiterin Lisa Gallagher wurde gekündigt; ihre Nachfolge tritt Liate Stehlik an, die bisher für die Mass-Market-Taschenbuchaktivitäten von HarperCollins zuständig war. Dagegen wurde der Verantwortungsbereich von Harper-Chef Jonathan Burnham kräftig ausgeweitet; er verantwortet künftig das gesamte Sachbuchprogramm des Unternehmens.

Auch bei HarperCollins UK ist Sparen angesagt

Im Gegensatz zu Random House, dessen Sparkurs sich (vorerst) auf das US-Geschäft beschränkt hat, hat Brian Murray auch den britischen Verlagsableger in die Pflicht genommen. Victoria Barnsley, CEO von HarperCollins UK, hat die 865 HC-Mitarbeiter in London, Cheltenham und Glasgow über die Rotstiftpläne informiert. Ähnlich wie Murray hatte auch Barnsley zunächst versucht, mit dem Einfrieren von Gehältern und Sparmaßnahmen wie die Halbierung von Reisekosten und Spesen auszukommen.

Nachdem sich im laufenden Geschäftsjahr bereits im ersten Quartal Ungemach durch einen Umsatzrückgang von 4,5% auf 315 Mio Dollar und einen von 36 Mio Dollar auf 3 Mio Dollar abgestürzten operativen Gewinn angekündigt hatte, hat sich der Abwärtstrend im wichtigen Weihnachtsquartal ungebremst fortgesetzt: Der Umsatz stürzte um 25% auf 305 Mio Dollar ab, der operative Gewinn fiel um 66% auf 23 Mio Dollar.

Doch Sparkurs hin oder her, auf seinen Ruf als innovatives Powerhouse lässt HarperCollins auch in Krisenzeiten nichts kommen. Fast zeitgleich mit dem Sparpaket kündigte Murray ein neues Experimentierfeld an: Der Verlag hat von Jeff Jarvis’ Buch „What Would Google Do?“ ein Video produziert, das bei Amazon.com als Download verkauft wird. Das 23 Minuten lange „Videobuch“ kostet 9,99 Dollar; es ist vorerst nur als Computer-Download erhältlich, soll demnächst aber auch per iPod und iPhone abspielbar sein. Bei entsprechender Nachfrage werden weitere Wirtschaftsbücher adaptiert.

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