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Schweizer Buchbranche in Bedrängnis

Der starke Franken lässt Umsätze und Gewinne der Schweizer Buchverlage und Großhändler abstürzen. Deshalb fordert der Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband (SBVV) nun Unterstützung von der Regierung.

Die Buchbranche sollte bei der Verteilung der geplanten Förderung in Höhe von
2 Mrd Franken berücksichtigt werden, heißt es in einem Brief des SBVV an Bundesrat Johann Schneider-Ammann. Mit dem Paket zur Abfederung der Frankenstärke sollen Unternehmen unterstützt werden, die besonders von der schlechten Wechselkurssituation betroffenen sind.

Zur Stärkung der Branche schlägt das SBVV folgende Maßnahmen vor:

  • Exportförderungsbeiträge an einzelne Verlage, unter anderem für die wichtigen, aber teuren internationalen Messeauftritte, beispielsweise in Frankfurt.
  • Bundesbürgschaften für Verlage, um die branchenbedingten Nachteile auf dem Kreditmarkt auszugleichen. Dies würde die Zinskosten sofort um mehrere Prozentpunkte senken und als Folge auch die angespannte Liquiditätslage verbessern.
  • Einbezug von Buchverlagen in bestehende Fördermaßnahmen für kleine und mittelständische Unternehmen.

Hintergrund ist die Finanzkrise, in der der Euro massiv gegenüber dem Schweizer Franken an Wert verloren hat. Die Schweizer Verlage machen den Großteil ihres Geschäfts (nach eigenen Angaben rund 80%) mit Händlern in Deutschland und Österreich und damit im Euro-Raum, die Euro-Rechnungen sind aber in Schweizer Franken (CHF) immer weniger wert. Renommierte Verlagshäuser müssten in der Folge Einbußen von 30% und mehr hinnehmen, rechnet der SBVV vor. Der Währungsverlust „frisst uns den gesamten Gewinn weg“, hatte kürzlich auch Kein & Aber-Verleger Peter Haag im Gespräch mit der „NZZ“ geklagt.

Auch die Großhändler sind betroffen: Die Schweizer Buchhändler können mit dem starken Franken günstig in Deutschland einkaufen und beziehen immer weniger Bücher über das Schweizer Buchzentrum (SBZ), um sich statt dessen ihre Ware etwa vom Stuttgarter Großhändler KNV zu beziehen. „Die Kunden wandern scharenweise ab“, hatte SBZ-Geschäftsführer Andreas Grob bereits im Mai auf der Jahrestagung der Genossenschaft eBuch in Göttingen geklagt. Das SBZ sieht sich zu massiven Preissenkungen gezwungen, um im Geschäft zu bleiben, mit dramatischen Gewinnrückgängen als Folge.

Auch die Schweizer Auslieferung Buchzentrum AG (BZ) leidet unter dem schwächelnden Euro. Kürzlich kündigte das BZ den Auslieferungsvertrag mit der Bonnier-Gruppe, weil diese durch ihre deutsche Verlagsauslieferung KNO-VA Schweizer Händler direkt belieferte. Somit sind die Bücher aus den dazu gehörenden Verlagen wie Piper, Carlsen und Ullstein nur noch zu Großhandelskonditionen erhältlich. In der Folge sehen sich auch die Buchhändler (und Genossenschaftler vom Schweizer Buchzentrum) in Bedrängnis, wie es Marianne Hübscher von der gleichnamigen Buchhandlung in Zurzach in einem Brief an beide Parteien formuliert: „Als geschätzte Verlage und kompetente Auslieferung erwarte ich von Ihnen ein Lösung Ihres Problems, die meine Kolleginnen, Kollegen und mich, klein und grenznah und mit finanzieller Beteiligung, nicht in den Ruin treibt. Sie erwarten von uns Solidarität, wem sollen wir sie schenken?“

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